Arnsberg-Oeventrop. Deutliche Worte von Thomas Röttger, Vorsitzender des Vereins „Gegen Windkraft in Wäldern“: Subventionierung von lahmen Enten macht unsere Heimat kaputt

Thomas Röttger macht seinem Ärger Luft: „Nun stehen sie da, die ersten der insgesamt fünf 240 Meter hohen ‚Subventions-Propeller‘ des sogenannten Windparks Freienohl.“ Allein der Missbrauch des Wortes „Park“ sei eine bewusste und beabsichtigte Irreführung aus der Windkraftindustrie, denn mit einem „Park“ assoziiere man eine größere Anlage in einer natürlichen Landschaft - mit Bäumen, Sträuchern, Rasenflächen, Wegen und Blumenrabatten - die der Erholung dienen soll, so der Vorsitzende des Vereins „Gegen Windkraft in Wäldern – Naturfreunde Ruhrtal“ weiter.

Die fünf „völlig überdimensionalen Windmonster“ indes seien eine reine „Großindustrieanlage“, die rücksichtslos in den Wald implantiert wurde - „und unser bisher landschaftlich sehr schönes Oeventrop optisch völlig kaputt macht“. „Nicht umsonst musste der Betreiber dieser Windmühlen bei der Beantragung einen sechsstelligen Ausgleichsbetrag an die Stadt Meschede zahlen, wegen ‚erheblicher Beeinträchtigung des Landschaftsbildes‘“, hat Röttger recherchiert.

Windkraft sei ohne Frage sehr wichtig und gehöre zur Energiewende in Deutschland, räumt der Oeventroper ein. Richtig Sinn machten Windenergie-Anlagen (WEA) jedoch nur in windreichen Regionen im Norden Deutschlands, direkt an der Küste oder als Offshore Anlagen auf dem Meer. In deutschen Mittelgebirgen hingegen wehe der Wind vergleichsweise deutlich schwächer und der Kapazitätsfaktor sinke rapide.

„Irrsinnige“ staatliche Subventionierung

Normalerweise würde in solche Anlagen niemand investieren, denn wer setze schon freiwillig auf eine „lahme Ente“, argumentiert der Vereinsvorsitzende, und hat seine Lösung prompt parat: Grund sei „die irrsinnige staatliche Subventionierung dieser Anlagen durch das EEG (Erneuerbare-Energie-Gesetz) -“ dem der Naturschutz mittlerweile völlig zum Opfer gefallen sei. Verpächter und Betreiber der Spargel machten richtig Reibach und präsentierten sich dann teilweise noch als Weltklimaretter. „Heuchelei“, meint Röttger, die in der Tatsache gipfele, dass Windradflügel, die zur „Entsorgung“ anfallen, giftigen und nicht recyclebaren Sondermüll darstellten.

Der Projektierer der Freienohler Anlage habe zu Beginn mit mehr als einem Dutzend heimischer Waldgrundstücksbesitzer aus dem Raum Meschede/Freienohl und zwei weiteren aus Oeventrop „heimlich“ verhandelt und erste Vorverträge abgeschlossen. Hohe, fünfstellige Pachteinnahmen im Jahr wurden vereinbart - und hätten diese „Großindustrieanlage im Wald“ überhaupt erst möglich gemacht, ärgert sich Thomas Röttger.

Die Bürgerinnen und Bürger von Oeventrop und Freienohl hingegen wurden in dieser Anfangsphase der Planung völlig außen vor gelassen und in keinster Weise informiert, blickt er zurück. Erst als einige Oeventroper und Freienohler im wahrsten Sinne des Wortes „Wind davon bekamen“, wurde eine große Unterschriftenaktion gegen das Projekt gestartet, an der sich mehr als 3500 Bürger beteiligt haben. „Es ist ein Schlag ins Gesicht dieser vielen Menschen, dass dieses Projekt weiter vorangetrieben wurde“, sagt der WEA-Gegner.

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Nun drohe sogar weiteres Ungemach. Hatten die Behörden damals u.a. argumentiert, der Windpark Freienohl würde Oeventrop doch optisch gar nicht so beeinträchtigten, weil der Ort ja bereits durch die Autobahnbrücke negativ beeinflusst werde, mache sich nun ein weiterer Oeventroper Waldgrundstücksbesitzer diese Sicht der Dinge zu Nutze: Weitere 3 x 240 Meter hohe Riesen sollen neben den Freienohler Anlagen platziert werden. (Die Genehmigung hat der Projektierer „Felix Nova GmbH“ längst in der Tasche). Der Abstand des vordersten Windrades zu den ersten Häusern auf der Straße „Zur Hünenburg“ betrage 650 Meter. „Es ist dem Verpächter und dem Betreiber völlig egal, dass die Menschen in der Umgebung dieses Monsters davon in Zukunft erheblich akustisch beeinträchtigt werden“, meint Röttger.

Damit immer noch nicht genug - auf der nordöstlichen Seite von Oeventrop - zwischen der „Filscheid“ zum „Lattenberg“ hoch, mitten im Naturpark Arnsberg Wald - planten zwei heimische Industrieunternehmen nun, fünf weitere WEA aufzustellen, um sich die Stromproduktion auf ihre CO2-Bilanz anrechnen zu lassen, weiß der Oeventroper, und ergänzt: „Natürlich nicht vor deren eigener Haustür, sondern in Oeventrop...“

Wie berichtet, liegt eine entsprechende Anfrage für einen „Windpark Lattenberg“ beim HSK als Genehmigungsbehörde vor:

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Kommen noch drei weitere Windräder hinzu?

Außerdem werde auch noch gemunkelt, dass ein anderer Oeventoper Waldbesitzer seine Chance wittere, entlang dem Plackweg weitere drei WEA auf eigenem Waldgelände zu errichten. „Das wären dann in der Summe 16 Anlagen rund um Oeventrop - und mitten im ‚Naturpark Arnsberger Wald‘“, bilanziert Röttger fassungslos. So würden aus enttäuschten Oeventroper und Freienohler Bürgerinnen und Bürgern dann Menschen, die sich nur noch an der „Nase herumgeführt“ fühlten, „weil sie nicht einmal mehr gefragt werden“.

„Wenn wir Oeventroper und Freienohler nicht aufpassen und nicht weiter unsere mahnende Stimme gegen diesen Windwahn in Mittelgebirgswäldern erheben, sind wir auf dem besten Wege, das ‚Wünnenberg-Haaren des Sauerlandes‘ zu werden“, warnt der Vereinsgründer „Gegen Windkraft in Wäldern – Naturfreunde Ruhrtal“ eindringlich - und schließt mit einem Zitat von Reinhold Messner: „Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was man eigentlich durch sie bewahren will - die Natur!“