Arnsberg. Vor 100 Jahren ist die Turngemeinschaft in Arnsberg gegründet worden. Heute ist man immer noch aktiv - nur mit anderen Schwerpunkten.

100 Jahre in Bewegung. So könnte man das Geschehen rund um die August-Schlicker-Riege in Arnsberg kurz und treffend zusammenfassen. 1924 von Meister August Schlicker als Angebot für Menschen geschaffen, die auch im Alter sportaffin sind und sich fithalten möchten, hat das Angebot bis heute Bestand. „Der Malermeister und Kaufmann gründete eine Alters- und Gesundheitsriege im TV Jahn Arnsberg“, erklärt der heutige Altersturnwart Friedhelm Walter im Gespräch mit unserer Zeitung. Erst in den 1960er jahren etablierte sich der noch heute gültige Name „August-Schlicker-Riege“. Und aus dem TV Jahn Arnsberg wurde im Laufe der Zeit der TV Arnsberg 1861.

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„Anfangs hat man sich an den Ringen, am Barren, am Reck oder beim Bodenturnen ertüchtigt. In den Sommermonaten war man auf der Jahnwiese hinter der Handwerkskammer in Arnsberg aktiv. Heutzutage sieht das bei uns etwas anders aus. Aktuell liegen die Schwerpunkte der Schlicker-Riege in den Bereichen Kraft, Beweglichkeit und Koordination“, erklärt Walter. Das dreiköpfige Trainerteam Andrea Drees, Bernd Schenk und Werner Kurrat des TV Arnsberg leitet dabei die Übungen. Alle verfügen über langjährige Übungsleitererfahrung und bilden sich kontinuierlich fort, um dem Leistungsvermögen - das Alter der noch sportlich aktiven Teilnehmer liegt zwischen 50 und 90 Jahren - gerecht zu werden.

August-Schlicker-Riege Arnsberg
Gründervater und Namensgeber August Schlicker. © Bestand Archiv Jochem Ottersbach | Bestand Archiv Jochem Ottersbach

Traditionell wird freitags um 19.30 Uhr in der Turnhalle der Sauerschule in Arnsberg trainiert, unterteilt in zwei Gruppen. „Die einen, die noch etwas fitter sind und dabei Kraft sowie Beweglichkeit trainieren möchten, und die anderen, die eingeschränkter sind und es etwas ruhiger angehen lassen“, so Friedhelm Walter. Im Anschluss an die einstündige Einheit könne man im Schwimmbad der Schule noch ein paar Bahnen ziehen oder sich beim Fußballtennis noch etwas länger sportlich betätigen. „Es ist einfach toll, wie individuell das Trainerteam auf die jeweiligen Bedürfnisse der Teilnehmer eingeht. Da hilft es ungemein, dass wir eine geringe Fluktuaktion haben und viele bei uns schon seit Jahrzehnten aktiv in der Riege sind“, sagt Walter.

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Beim TV Arnsberg ist man stolz darauf, dass der Verein so breit aufgestellt ist und Sportangebote für alle Generationen zur Verfügung gestellt werden können. So erklärt der 1. Vorsitzende des TV Arnsberg im Hinblick auf das Jubiläum der August-Schlicker-Riege: „Nicht Höchstleistungen sind das Maß, sondern das Mitmachen zählt, damit die körperlichen und geistigen Kräfte möglichst lange erhalten bleiben.“

August-Schlicker-Riege Arnsberg
Unter professioneller Anleitung durch erfahrene Trainer werden die Einheiten absolviert. © Jochem Ottersbach | JOCHEM OTTERSBACH

Beindruckt ist Jürgen Scherf vom Kreissportbund HSK nicht nur von der umfangreichen Festschrift anlässlich des Jubiläums, sondern auch vom Engagement der Gruppe. „Wir sind sehr dankbar, Teil der Festveranstaltung zu sein und können die August-Schlicker-Riege nur als lobendes Beispiel für die Förderung von Sport im Alter hervorheben“, berichtet Scherf. „Wenn man sich sportlich betätigt, kann man lange gesund leben. Das zeigt diese Sportgruppe. Der gesundheitlöiche Aspekt von regelmäßigem Training ist nicht zu unterschätzen“, so Jürgen Scherf. Generell sei es eine der Aufgaben des Kreisportbundes Vereine bei solchen Angeboten zu unterstützen, beispielsweise auch bei der Ausbildung der Trainer.

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Erfreulich sei die Entwicklung, dass immer mehr ältere Menschen Sport treiben, sei es durch Fitness, Fahrradfahren oder Schwimmen. Zugleich bedenklich aus Sicht der Kreissportbundes sei die Entwicklung bei den jüngeren Menschen. „Es wird immer schwieriger, die Jugend von der Konsole in die Sporthalle zu bekommen“, mahnt Scherf.

August-Schlicker-Riege
In der Anfangszeit der 1920er Jahre wurde noch regelmäßig draußen auf der Jahnwiese in Arnsberg geturnt. © Bestand Archiv Jochem Ottersbach | Bestand Archiv Jochem Ottersbach

„Teil unserer Riege sind viele ehemalige Sportler, zum Beispiel Handballer, die längst aus dem aktuellen Sportgeschehen ausgeschieden sind und nun trotzdem regelmäßige Bewegung suchen“, erklärt Friedhelm Walter. Der Turnwart macht allerdings auch keinen Hehl daraus, dass der Altersdurchschnitt der Gruppe immer weiter steigt, weil der „Nachwuchs“ fehlt. Zwischen 60 und 90 Jahre sind die Mitglieder aktuell in der Regel. „Ich selbst bin in den 1980er Jahren mit 35 eingetreten. Aber mittlerweile wird es immer schwieriger, Menschen im mittleren Alter für Angebote wie unsere August-Schlicker-Riege zu begeistern. Viele wollen einfach unverbindlicher Sport treiben und flexibler sein statt sich einmal die Woche an einem festen Termin und zu einer festen Uhrzeit zu treffen“, bedauert er.

Trotz allem feiern Friedhelm Walter und seine Mitstreiter am 6. September um 18 Uhr das Jubiläum mit einem kleinen Empfang in Arnsberg. Eingeladen sind dann auch Vertreter des Kreisportbundes und des TV Arnsberg. Gemeinsam soll dabei auch an die Anfänge der August-Schlicker-Riege gedacht werden. Das vom Gründer ins Leben gerufene und stets vorbildlich gepflegte Riegenbuch wird dann sicherlich ebenso diskutiert wie die vielen Ausflüge und Unternehmungen, die die Mitglieder im Laufe der letzten 100 Jahre erlebt haben. „Wir sind mehr als nur eine reine Sportgruppe. Wir sind vielmehr eine Gemeinschaft. Man motiviert und hilft sich gegenseitig. Im Laufe der Zeit kennt man sich persönlich, alle sind per Du und es gibt keinen Klassenunterschied. Der Handwerker versteht sich mit dem Beamten. Das hat die August-Schlicker-Riege stets ausgezeichnet in all der langen Zeit und das soll auch so fortgesetzt werden“, wünscht sich Friedhelm Walter.