Neheim. Ein Nymphensittich ist in Neheim gefunden geworden. Vom Besitzer fehlt noch immer jede Spur. Wer vermisst seinen Vogel?

In einem Käfig im Wohnzimmer sitzt „Fritz“ und guckt durch die Gitter nach draußen. Sorgfältig putzt er sein Gefieder und beobachtet dabei ganz aufmerksam, was Lis und Leo machen. „Fritz“ ist ein Nymphensittich und hat seit Sonntag die Nachbarschaft in der Neheimer Engelbertstraße in helle Aufregung versetzt.

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Der offenbar ausgebüxte Sittich tauchte Sonntag urplötzlich im Garten der Familie Humpe auf. Nachdem ihn Lis und ihre Schwester Jette entdeckt hatten, entschied sich „Fritz“ für eine Flucht quer über die Straße auf die andere Straßenseite, wo er zunächst bei den Nachbarn von Cornelia Schütte landete und dann später auf Bitten der Kinder von Cornelia Schütte eingefangen wurde. „Niemand hat sich so recht getraut, den Vogel anzufassen und weil ich mich zumindest mit Wellensittichen etwas auskenne und keine Scheu habe, konnte ich helfen“, berichtet die Neheimerin.

Mit Wasser und Sonnenblumenkernen gefüttert

Möglich war die Rettungsaktion auch deshalb, weil der kleine gefiederte Freund sehr schnell Zutrauen entwickelte und sich überhaupt einfangen ließ. Mittlerweile hatten auch die Nachbarskinder der Familie Humpe von dem Nymphensittich erfahren. Lis und Jette erhielten Hilfe von Leo Brakel und dessen Schwester Luisa. „Wir haben einen Schuhkarton genommen und dort Löcher hineingebohrt, damit der Vogel Luft bekommt“, sagt Lis Humpe. „Und dann haben wir ihn mit Wasser und Sonnenblumenkernen gefüttert“, erklärt Leo Brakel. Lis entschied sich dann auch den Vogel auf den Namen „Fritz“ zu taufen. Einen Ring trägt das Tier nicht, was die Suche nach den Besitzern erschwert.

Nymphensittich
Lis und Leo beobachten, was Nymphensittich „Fritz“ gerade so anstellt. © Eric Claßen | Eric Claßen

Parallel dazu hatte Leos Vater bereits über Facebook nach den Besitzern des Tieres geforscht. Recht schnell meldete sich auch Pärchen, das ihren Nymphensittich vermisst. Doch bei den Humpes angekommen, stellte sich heraus, dass „Fritz“ nicht der gesuchte Nymphensittich ist. „Die Leute waren sehr freundlich und haben uns dann ihren Käfig überlassen, damit wir den Vogel vom Schuhkarton in den Käfig umziehen lassen konnten“, sagt Lis.

Mit Youtube und Co. informierten sich die Schülerin und ihr Freund Leo über den richtigen Umgang mit dem Tier. „Der Vogel frisst Apfelstücke und kann auch ein hart gekochtes Ei oder Joghurt fressen“, berichten Lis und Leo. „Wenn er sich aufplustert, wird er müde und will schlafen“, hat Leo Brakel herausgefunden. Lis hat sogar schon beobchtet, dass der Vogel sich in das Familiengeschehen integriert. „Wenn wir am Tisch sitzen und essen, frisst Fritz auch. Und wenn wir fertig sind, hört er auch auf.“

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Sylvia Krutmann von der Zoohandlung Zoo & Co. in Neheim kennt sich aus mit Sittichen. „So ein kleiner Käfig kann nur eine Übergangslösung sein. Nymphensittiche brauchen eine Voliere, damit sich richtig fliegen können. Außerdem sind es Schwarmtiere. Sie dürfen nicht einzeln gehalten werden, sonst gehen sie ein. Sie brauchen mindestens noch einen weiteren Artgenossen“, sagt Krutmann. Wenn man die Sittiche frei in der Wohnung fliegen lassen möchte, sollte man darauf vorbereitet sein, dass die Vögel dabei auch Kottröpfchen verlieren können. Außerdem sei es ratsam, dass nirgendwo Stromkabel frei zugänglich sind, denn Nymphensittich knabbern gerne daran, was natürlich gefährlich ist. „Man sollte auch schauen, dass in den Räumen keine giftigen Zimmerpflanzen stehen“, sagt die Expertin.

Nymphensittich
Solches Futter ist für Nymphensittiche im Fachhandel erhältlich und wird empfohlen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Im Fall von „Fritz“ sei es ein Glücksfall gewesen, dass der Vogel so zutraulich ist und sich recht problemlos einfangen ließ. „Gerade im Sommer bei den warmen Temperaturen sollte man die Tiere nicht ‚jagen‘, wenn sie einem zugeflogen sind. Denn man weiß nicht, wie erschöpft sie schon durch den Flug sind, und wie viel Flüssigkeit ihnen fehlt. Das kann im Zweifel für das Tier tödlich enden“, betont Zoohändlerin Sylvia Krutmann. Wenn das Tier Angst habe, sei es sinnvoller, ein Schälchen Wasser hinzustellen und dem Vogel die Möglichkeit zu geben, sich langsam an die neue Umgebung zu gewöhnen.

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Richtiges Vogelfutter, Sand zum Einstreuen des Käfigs und eine spezielle Stange zum Knabbern wurde derweil von Cornelia Schütte beigesteuert, damit sich der kleine Piepmatz in seiner neuen Heimat im Rusch möglichst wohlfühlt. Doch eigentlich soll „Fritz“ nicht dauerhaft bei den Humpes bleiben. Die Mutter von Lis hat bereits mit mehreren Tierheimen aus der Umgebung gesprochen, ob sich dort jemand gemeldet habe, der seinen Nymphensittich vermisst. Tatsächlich gab es auch schon einen Suchaufruf, doch dieser Sittich sieht ganz anders aus als Fritz. Sina Humpe sagt: „Wir hoffen natürlich weiterhin, den Besitzer des Nymphensittichs zu finden. Das Tierheim in Iserlohn hat uns jetzt angeboten, dass wir den Vogel dort medizinisch untersuchen lassen und er dort in einer großen Voliere mit anderen Sittichen untergebracht werden kann, falls wir den Besitzer vorher nicht finden.“

Hier kann sich der Besitzer melden: Wer seinen Nymphensittich vermisst, kann sich telefonisch bei Cornelia Schütte unter 0175/3735305 melden. Sie stellt dann die Vermittlung zur Familie Humpe her.