Arnsberg. Die Brustkrebs-Gefahr steigt, denn nur 50 Prozent der Frauen, die zum Mammografie-Screening eingeladen werden, nutzen das Angebot.
Martina Wulfert (55) erinnert sich noch ganz genau an die Zeit, die ihr den Boden unter den Füßen entzog: „Es war kurz vor meinem 49. Geburtstag. Ich hatte mulmiges Gefühl, nennen wir es Intuition, und ich machte einen Termin zur Mammografie.“ Normalerweise bekommen Frauen ab 50 alle zwei Jahre eine Einladung zu diesem Screening. Martina Wulfert war also eigentlich ein Jahr zu früh dran - zum Glück. Der Arzt hegte nach der Mammografie einen Verdacht und bat sie, noch eine Biopsie vornehmen zu lassen. „Als dann das schreckliche Ergebnis nach zwei Tagen kam, wollte ich es zunächst nicht wahrhaben“, erinnert sich Martina. Die Diagnose lautete - Brustkrebs!
Am Schlimmsten sei es für ihre Kinder gewesen. „Sie hatten unfassbare Angst, dass ihre Mama jetzt sterben muss.“ Ehemann Martin gab den nötigen Halt und half seiner Frau, die zwei Wochen bis zur Operation nervlich durchzustehen. „Nachdem ich die Diagnose begriffen hatte, wurde ich sehr ruhig. Hauptsache war, dass der Tumor aus meinem Körper entfernt wird, bevor er noch mehr Schaden anrichten kann.“ Mittlerweile ist sie geheilt und bietet für Krebspatientinnen spezielle Yogakurse in Arnberg an. Doch dazu später.
Denn rund 70.000 Frauen erkranken jährlich neu an Brustkrebs. Das sogenannte Mammakarzinom gilt somit als die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. „Wird der Krebs in einem frühen Stadium erkannt, stehen die Heilungschancen sehr gut. Mein Kollege Dr. Blazek und ich sind für die Kreise Siegen, Olpe und Hochsauerlandkreis die sogenannten programmverantwortlichen Ärzte für das Mammografie-Screening-Programm“, sagt Dr. Volker Brandenbusch. Hier haben Frauen ab 50 alle zwei Jahre Anspruch, zur Früherkennung von Brustkrebs teilzunehmen.
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In Arnsberg stehen dazu zwei Mammografie-Geräte der neuesten Generation zur Verfügung. Auch Elisabeth Richter (60), Leiterin der Arnsberger Selbsthilfegruppe Brustkrebs, war damals rechtzeitig beim Screening, sodass man ihr helfen konnte. „Ich spreche von Dr. Brandenbusch immer als der Mann mit den Röntgenaugen“, sagt sie. Damit habe er ihr schon zweimal das Leben gerettet.
Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Zum qualitätsgesicherten Mammografie-Screening-Programm werden Frauen schriftlich eingeladen. Die Teilnahme ist freiwillig, die Kosten tragen die gesetzlichen und privaten Krankenkassen. „Das Screening kann Brustkrebs aber nicht verhindern - es geht um die frühzeitige Entdeckung, bevor der Tumor tastbar ist, welches die Heilungschancen erhöht. Je kleiner, desto besser die Prognose“, erklärt Brandenbusch.
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Wer zur Untersuchung kommt, wird von speziell geschulten Mitarbeiterinnen geröntgt. Die Aufnahmen beurteilen zwei Fachärzte, mit langjähriger Erfahrung, unabhängig voneinander. Bei „Unauffälligem Befund“ erhalten die Teilnehmerinnen die gute Nachricht per Post, und sie werden innerhalb der nächsten zwei Jahre erneut zum Screening gebeten. „Vor Kurzem wurden die Altersgrenzen für die Teilnehmerinnen erweitert - nun können auch Frauen bis 75 Jahren teilnehmen“, sagt der Facharzt und bedauert, dass sich bei den Frauen trotzdem gewisse „Früherkennungsmüdigkeit“ eingestellt hat, sodass nur 50 Prozent der Frauen, die kommen könnten, das Angebot auch nutzen. „Hier versuchen wir immer wieder auf die Wichtigkeit der Untersuchung bei der doch häufigen Erkrankung hinzuweisen und mehr Frauen für die Teilnahme zu motivieren. Dabei steht der Monat Oktober im Zeichen der Brustkrebserkrankung, sodass hier ein guter Zeitpunkt wäre, wieder auf die Möglichkeiten der Früherkennung hinzuweisen.“
Eingeladen zum Screening werden die Teilnehmerinnen per Post durch die Zentrale Stelle in Münster, die die Daten über die Einwohnermeldeämter erhält. Mehr zum Thema erfahren Interessierte unter: www.mein-mammo-screening.de. Die Zentrale Stelle in Münster ist unter Telefon 0251/929 5000 erreichbar.
Vertrauen zum Körper verloren
Zurück zu Martina Wulfert: „Nach der Operation und mit Beginn der Anschlusstherapie hatte ich das Vertrauen zu meinem Körper verloren. Ich hatte Sorge, dass noch etwas Unentdecktes in mir schlummert.“ Im Wartezimmer ihres Onkologen entdeckte sie an der Pinnwand einen Zettel mit der Einladung zu einem Vortrag ´Krebs und Yoga´. „Das hat mich sehr interessiert, zumal ich eine Yoga-Ausbildung für Kinder absolviert habe“, verrät sie. Mittlerweile ist sie selbst zertifizierte Yoga-und-Krebs-Trainerin. Ihr Ehemann Martin hat immer gewusst, dass sie ihrem schrecklichen Schicksalsschlag noch etwas Gutes abgewinnen könnte. „Das Thema ist so wichtig“, meint Martina.
„Yoga hilft, Ängste zu lindern, zur Ruhe zu kommen, positive Energie und innere Stärke zu gewinnen, den Körper besser zu spüren, das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen, die Beweglichkeit sanft zu erhöhen, das Immunsystem zu stärken und das Nervensystem zu beruhigen“, so die 55-Jährige. Ihr Motto lautet: „Selbst handeln, statt nur behandelt zu werden.“ Der nächste „Krebs-und-Yoga-Kurs“ findet am 1. Oktober von 16.45 Uhr bis 17.45 Uhr in der Ruhrstraße 33 in Arnsberg statt. „Es sind noch Plätze frei“, sagt Martina Wulfert. Nähere Informationen und Anmeldung unter: www.yogakreis-arnsberg.com.