Sundern. In Altenhellefeld könnte eine Freiflächenphotovoltaikanlage entstehen. Das Projekt wird der Politik vorgestellt. Dagegen soll protestiert werden.

Auf Sunderner Stadtgebiet deutet sich der Bau einer der größten Freiflächenphotovoltaikanlagen im gesamten Hochsauerlandkreis an. Die Firma Kronos Solar denkt über den Bau von Solaranlagen auf einer Gesamtfläche von bis zu 120 Hektar zwischen den drei Sunderner Orten Altenhellefeld, Westenfeld und Linnepe nach.

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Allein in Altenhellefeld ist die Rede davon, dass rund 60 Hektar Freiflächen mit Solaranlagen bebaut werden könnten. Das entspricht eine Fläche von mehr als 80 Fußballfeldern und ist deutlich größer als die eigentliche Wohnbebauung im Luftkurort, der jedes Jahr auch von Touristen angesteuert wird.

Nachdem sich in den letzten Tagen die Gerüchte über den Bau der Anlagen im Ort verbreitet haben, bildet sich nun erster Widerstand. Anwohner Benjamin Fern, der in der Straße „Zu den Alten Eichen“ wohnt und in dessen unmittelbarer Nähe zum Grundstück die Anlagen errichtet werden sollen, findet klare Worte im Gespräch. „Uns fehlt hier jegliche Transparenz. Das Projekt soll zwar der Politik vorgestellt werden, aber wir haben erfahren, dass es im Hintergrund bereits intensive Gespräche zwischen dem Investor und Grundstücksbesitzern gegeben haben soll. Das ärgert uns“, sagt Fern.

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Die Rede ist von drei Grundstücksbesitzern im Ort, die ihre Grundstücke bislang an Landwirte verpachtet hatten und die Flächen nun möglicherweise für den Bau der Photovoltaikanlagen zur Verfügung stellen möchten. „Hinter unserem Haus ist ein Feld, auf dem noch Futtermais für Tiere angepflanzt wird. In Zukunft sollen wir dann auf die PV-Anlagen gucken, ohne dass uns betroffene Anwohner jemand fragt“, kritisiert Fern.

Protest formiert sich

Mittlerweile hätten sich schon knapp 30 Altenhellefelder Familien zusammengeschlossen, um gegen den Bau solch großer Anlagen zu protestieren. Neben den Häusern in der Straße „Zu den Alten Eichen“ soll auch die Straße „Unterm Sonnenstück“ betroffen sein. Die Familien erklären, dass man nicht grundsätzlich gegen den Bau solcher Anlagen sei, man kritisiere vielmehr die mögliche Größe.

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Am heutigen Dienstag, wenn die Firma Kronos ihre Pläne der Sunderner Politik vorstellen möchte, sind Proteste angekündigt. Das Bündnis der Altenhellefelder möchte an der öffentlichen Ausschuss-Sitzung für Planung und Nachhaltigkeit teilnehmen. „Wir werden unsere Meinung zu dem Projekt klar und deutlich vertreten, sodass es für die Politikerinnen und Politiker nicht zu übersehen ist“, heißt es vonseiten der Widerständler. Man habe zwar keine Möglichkeit, in der Sitzung etwas zu sagen, aber man wolle optisch seinen Standpunkt deutlich machen.

In der Verwaltung der Stadt Sundern ist man derzeit bemüht, die Lage in den Kontext einzuordnen. So berichtet Daniel Fellmer vom Bereich Stadtentwicklung und Umwelt auf Nachfrage: Derzeit seien die Pläne der Firma Kronos Solar noch ein grobes Konstrukt. Ob der Park letztlich realisiert werde und wie groß die bebauten Flächen dann seien, könne man noch überhaupt nicht absehen.

Im Herbst des vergangenen Jahres hatte der Arbeitskreis Erneuerbare Energien einen Kriterienkatalog zusammengestellt für solche Projekte. Im Ausschuss für Planung und Nachhaltigkeit wurde der Katalog beschlossen. Dort wurden auch Tabukriterien festgelegt, die die Errichtung solcher Freiflächen-PV-Anlagen an bestimmten Stellen ausschließen. Hierzu gehören u.a. Wald- und Überschwemmungsgebiete. Aber auch Boden- und Naturdenkmäler und Biotope. Landschaftsschutz oder Mindestgrößen wiederum gehören zu den Abwägungskriterien. Hier muss die Politik von Fall zu Fall entscheiden, was sie erlaubt. Etwaige Anträge auf den Bau solcher Freiflächenphotovoltaikanlagen würden demnach anhand dieses Kriterienkatalogs geprüft, heißt es aus der Verwaltung.

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Christopher Kapels, Projektleiter von Kronos Solar, möchte aus der Diskussion etwas Dampf nehmen. „Wir haben letzte Woche mit dem Bauamt und dem Bürgermeister der Stadt Sundern gesprochen, um herauszufinden, ob es in Sundern überhaupt Interesse an einem solchen Projekt gibt. Mit der Vorstellung unserer Idee wollen wir in die politische Meinungsbildungsphase einsteigen.“ Er bestätigt, dass man mit einigen Grundstückseigentümern gesprochen habe, jedoch befinde man sich noch in einer sehr frühen Phase des Prozesses.

50 Hektar sind notwendig

„Aus wirtschaftlichen Gründen ist es für uns wichtig, mindestens 50 Hektar zusammenhängende Fläche zu bekommen“, so Kapels. Über alles andere könne man sprechen. Details würden dann später in einem Bebauungsplanverfahren geklärt. Dazu zählen auch Abstände zu Wohnbebauungen, Bitotopen und ähnliches. Die 120 Hektar seien lediglich die Potenzialfläche.

Oberhalb des Neubaugebiets
Oberhalb des Neubaugebiets "Zu den Alten Eichen" in Altenhellefeld sind mögliche Flächen für die Errichtung einer Freiflächenphotovoltaikanlage ausgewiesen. Die Anwohner sind nicht begeistert über diese Pläne. © privat | Privat

„Wenn wir nach Sundern kommen, werden wir eine lokale Betriebsstätte gründen und dadurch auch Gewerbesteuer in der Stadt zahlen“, verspricht der Projektleiter. Man denke auch über den Bau eines Umspannwerks und Batteriespeicher nach, wovon Kommune und lokale Wirtschaft profitieren könnten. Christopher Kapels sei es sehr wichtig, in den Dialog mit allen Beteiligten zu kommen. „Es macht für uns nur dort Sinn, zu investieren, wo wir auch gewollt und akzeptiert sind.“

Der Abstand zu Wohngebäuden beträgt bei solchen Anlagen mindestens 100 Meter. Allerdings können Anlagen bei Einverständnis der betroffenen Grundstückseigentümer auch ohne Abstand und Sichtschutz errichtet werden. Derzeit rechnet man mit Kosten in Höhe von 0,5 Millionen Euro pro Hektar Solarfläche. Je größer die PV-Anlage ist, desto niedriger sind die Kosten pro Kilowattstunde. Zwischen 800 und 1.200 Megawattstunden Strom pro Jahr und Hektar können solche Anlagen produzieren.

Über die Firma

Das Projekt in Sundern ist nicht das einzige Projekt von Kronos Solar. Das Unternehmen mit Hauptsitz in München plant, entwickelt und betreibt Solarparks in Deutschland, Frankreich, England und den Niederlanden. Kronos gehört dabei mehrheitlich dem portugiesischen Unternehmen EDPR. In Deutschland hat sich Kronos Solar bislang auf Projekte im Norden und Osten des Landes konzentriert. Der Projektierer wirbt auf seiner Internetseite damit, dass EDPR Kronos eine „nahezu uneingeschränkte Finanzierungs- und Innovationsfähigkeit“ verschaffe.