Altenhellefeld. Die Windparkpläne in Altenhellefeld schreiten voran, doch viele der Anwohner bleiben besorgt. Der Ortsvorsteher ist um Vermittlung bemüht.

Gut gefüllt ist das Dorfgemeinschaftshaus von Altenhellefeld an diesem frühen Mittwochabend. Etliche Anwohnerinnen und Anwohner sind gekommen, um sich zu informieren. Mehrere Stellwände sind in dem großen Veranstaltungssaal aufgebaut. An ihnen hängen Plakate, Grafiken, Fotos, Pläne und Zeichnungen. In einer Ecke stehen belegte Brötchen, im Kühlschrank kalte Getränke. Mitarbeiter der Firma Naturwerk Windenergie GmbH aus Herten - gut zu erkennen durch ihre schwarzen T-Shirts und Polohemden - gehen durch den Raum, bleiben an einzelnen Stellwänden stehen und beantworten Fragen der Besucher.

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Und von diesen Fragen gibt es viele, sehr viele... „Warum müssen die Anlagen hier in Altenhellefeld so hoch sein?“, möchte beispielsweise eine Frau wissen, als sie auf den Plan mit den vier Windrädern blickt. Darunter steht erklärt, dass jedes Windrad (WEA) knapp 270 Meter hoch sein wird. Projektentwickler Paul Eida-Look erklärt, dass der Wind in diesen Höhen etwas stärker sei. Dies führe bei den Anlagen zu mehr Leistung und somit zu mehr Stromerzeugung und letztlich auch zu einer höheren Vergütung.

Der Ortsvorsteher ist hin- und hergerissen

Die Firma Naturwerk ist auf Betreiben von Ortsvorsteher Udo Hoffmann nach Altenhellefeld gekommen. „Ich wollte einfach wissen, woran wir hier sind. Nachdem ich bei der Verwaltung angefragt hatte, ob die Gerüchte stimmen würden, dass auf privaten Grundstücken hier am Ortsrand Windräder aufgestellt werden könnten und die Verwaltung dazu keine Auskunft erteilen konnte, weil es man es nicht wisse, habe ich Nachforschungen angestellt und die Firma Naturwerk direkt kontaktiert“, berichtet Hoffmann.

Die Informationsveranstaltung von Naturwerk ist gut besucht gewesen.
Die Informationsveranstaltung von Naturwerk ist gut besucht gewesen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Er selbst sei „hin- und hergerissen beim Thema Windkraft“, wie er verdeutlicht. „Ich bin kein strikter Befürworter, aber auch kein kompletter Gegner, weil ich sehe, wie sich durch den Krieg in der Ukraine, steigende Energiekosten und die unsichere politische Lage in Frankreich mögliche Energiequellen für Deutschland schlagartig verändert haben“, erklärt der Ortsvorsteher. Ganz pragmatisch schiebt er hinterher: „Das ist eine sehr komplexe Debatte. So oder so wird man nicht alle Menschen zufriedenstellen können. Einen Tod muss man sterben“, ist sich Udo Hoffmann sicher. Ihm sei es vor allem wichtig, dass die Menschen im Ort erfahren, was denn geplant sei.

Kritik von den Anwohnern

Etwas außerhalb des Dorfgemeinschaftshauses haben sich an diesem frühen Abend zwei Dutzend Bewohner aus Altenhellefeld versammelt. Sie möchten ihre Sicht der Dinge darstellen. Franz Aufmkolk versteht die Verteilung der Windräder auf verschiedene Zonen in Sundern nicht. „Ich wünsche mir eine Bündelung an zwei Stellen, dem Arnsberger Wald und im Bereich Wildewiese. Dann spart man auch die Investitionen in den Leitungs- und Netzanschlussbau.“ Sätze wie Verspargelung der Landschaft oder vom „Wanderparadies zum Windkraftparadies“ fallen von den Anwesenden.

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Martina Frerkes befürchtet einen Rückgang der Immobilienwerte im Ort, sobald die Windräder stehen. Angst und Bedenken hat sie u.a. auch wegen der Baumaßnahmen. „Da werden riesige Erdmassen bewegt. Wenn der Boden zum Teil versiegelt werden muss und Straßen angelegt werden, frage ich mich, was bei Sturzregen passiert. Aufgrund der verdichteten Erde befürchte ich einfach, dass das Wasser in den Ort reinläuft und für Überschwemmungen sorgt. Diese Probleme hatten wir vor einigen Jahren bereits ohne die versiegelten Flächen am Berg“, sagt Martina Frerkes. Ihr Mann Thomas Frerkes beklagt den Verlust von Lebensqualität, „wenn wir diese Windräder vor die Nase gesetzt bekommen.“ Aus dem Land der 1000 Berge werde ein Land der 1000 Windräder.

Der Sohn eines Grundstücksbesitzers, der seine Flächen dem Projektierer verpachten möchte, stellt sich auch den Nachfragen. Er erklärt: „Wir haben lange darüber nachgedacht, ob wir es tun sollen. Das war ein schwieriger Abwägungsprozess. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht.“ Natürlich spiele die finanzielle Komponente dabei eine große Rolle. Seine ehrlichen Worte werden von den anderen Teilnehmern gelobt.

Am Ortsrand von Altenhellefeld könnten künftig vier Windkraftanlagen aufgestellt werden.
Am Ortsrand von Altenhellefeld könnten künftig vier Windkraftanlagen aufgestellt werden. © Frerkes Privat | Frerkes Privat

Sorgen macht sich Anwohner Andreas Breuer über den Zustand von Gebäuden und Straßen im Ort, wenn die großen Baufahrzeuge und Schwerlaster mit den Windradmaterialien durch Altenhellefeld fahren. Wütend sei er auch über die spärliche Informationspolitik. Man habe sich im Ort eine viel frühere Aufklärung über die Pläne gewünscht. „Nicht erst jetzt, wo man das Gefühl hat, dass eh alles entschieden ist!“

Projektleiter gibt Einschätzungen

Dass alles in trockenen Tüchern sei und der Bau der Anlagen sicher, dem widerspricht Robert Urban. Er leitet die Planungen für das Projekt von Naturwerk in Altenhellefeld. „Wir warten die Änderungen zum Regionalplan der Bezirksregierung Arnsberg ab und möchten den Antrag auf diese vier Anlagen hier am Ortsrand stellen. Dazu haben wir auch alle benötigten Gutachten eingeholt. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Genehmigung erteilt bekommen, aber sicher ist das nicht. Ich bin seit sechs Jahren in der Branche tätig und habe dabei gelernt, dass es bei solchen Projekten viele Faktoren gibt, die schwer beeinflussbar sind. Planungsrechtliche Rahmenbedingungen ändern sich immer wieder“, so Urban. Allerdings handele sich bei der Fläche in Altenhellefeld um eine Vorrangfläche. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Genehmigungen kommt, wird als hoch eingestuft.

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Nach derzeitigem Stand will Naturwerk das Projekt jedoch auch realisieren, falls es vielleicht nur zur Genehmigung von drei Windrädern komme. Bei noch weniger müsse man neu kalkulieren und gut überlegen, deutet Projektleiter Robert Urban an. Mitarbeiter Paul Eida-Look erklärt, dass man ebenso wie alle Privatleute und Kommunen die Möglichkeit zur Stellungnahme bezüglich der Änderung des Regionalplans hatte und davon auch Gebrauch gemacht habe. Details wollte er jedoch nicht nennen.

Kosten und Zeitrahmen

Ab dem Zeitpunkt der Genehmigungserteilung habe der Projektierer dann zwei Jahre lang Zeit, den Bau der Anlagen zu realisieren. Aufgrund der hohen Nachfrage bei vielen der Windradhersteller könne es von der Bestellung bis zur Lieferung bisweilen ein ganzes Jahr dauern. Zwischen zehn und zwölf Millionen Euro möchte die Firma Naturwerk in die Windkraftanlagen in Altenhellefeld investieren, allein rund dreieinhalb Millionen Euro in eine rund sieben Kilometer lange Kabeltrasse, die nach ersten Planungen von den WEA zu einem Netzanschlusspunkt südlich in Linneper Hütte (Im Ramstall) führen soll. Dazu habe man bereits Kontakt mit der Firma Westnetz aufgenommen, die ihre grundsätzliche Einwilligung dazu gegeben haben soll.

Bei der Informationsveranstaltung haben die Besucherinnen und Besucher Einblicke in die möglichen Standorte der Windkraftanlagen in Altenhellefeld erhalten.
Bei der Informationsveranstaltung haben die Besucherinnen und Besucher Einblicke in die möglichen Standorte der Windkraftanlagen in Altenhellefeld erhalten. © Eric Claßen | Eric Claßen

Überraschend wenig beachtet wurde die Stellwand im Dorfgemeinschaftshaus mit den Informationen zur kommunalen Beteiligung am möglichen Windpark Sundern/Altenhellefeld. Durch das Ende 2023 verabschiedete Bürgerenergiegesetz NRW würden die Stadt Sundern und das angrenzende Meschede durch die Stromproduktion finanziell profitieren. Rund 74.000 Euro pro Jahr an Einnahmen würde der Windpark mit vier WEA Sundern nach ersten Einschätzungen einbringen.