Amecke. Die Wut der Menschen in Amecke ist groß. Weil öffentliche Toiletten fehlen, landen immer mehr Fäkalien in Vorgärten und in Grünanlagen.

Woche für Woche bevölkern Tausende Besucherinnen und Besucher den Sorpesee. Besonders in den Sommermonaten und an den Wochenenden sind ganze Menschenscharen beispielsweise am Sorpe-Vorbecken in Amecke anzutreffen. „Der Airlebnisweg wird überragend angenommen. Die Menschen kommen gerne und häufig zu uns nach Amecke“, berichtet Ortsvorsteherin Monika Krick.

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Mit den Menschen kommen auch zwangsläufig die Bedürfnisse - zum Beispiel die nach öffentlichen Toiletten. Und genau hier liegt ein gewaltiges Problem, wie Anwohner Hans-Jürgen Schöbel weiß. „Es gibt hier einfach so gut wie keine WCs. Das hat zur Folge, dass sich die Menschen in die Büsche begeben und dort ihre Notdurft verrichten“, sagt Schöbel. Er wohnt im Strandweg und spürt die Auswirkungen der fehlenden Sanitäranlagen derzeit mehrmals die Woche. „Ein bis zweimal die Woche steht jemand bei uns an der Hecke und pinkelt. Es gibt aber noch dreistere Fälle. Ich habe auch schon mehrmals Personen erwischt, die das Gartentörchen geöffnet hatten und mit heruntergelassener Hose bei uns im Garten standen und ihre Notdurft verrichten wollten“, weiß Schöbel zu berichten.

Anwohner Hans-Jürgen Schöbel hat schon mehrmals Personen angetroffen, die ihre Notdurft hier auf seinem Grundstück verrichten wollten. Regelmäßig findet er hier Fäkalien.
Anwohner Hans-Jürgen Schöbel hat schon mehrmals Personen angetroffen, die ihre Notdurft hier auf seinem Grundstück verrichten wollten. Regelmäßig findet er hier Fäkalien. © Eric Claßen | Eric Claßen

Zwar gebe es auf der anderen Seite des Vorbeckens in der Gastronomie Heimathafen Toiletten. Dies können aber nur Gäste des Cafés benutzen. Und die öffentlichen Toiletten auf dem Campingplatz seien auch etliche Hundert Meter entfernt und vielen nicht bekannt. „Die meisten Menschen kommen aber hier entlangspaziert, wo die WCs einfach nicht vorhanden sind“, sagt Ortsvorsteherin Monika Krick. Schon seit Jahren plädiert sie für die Einrichtung solcher Anlagen. „Amecke soll ein touristisches Aushängeschild sein und dann hat man nicht einmal Toiletten für die Besucher. Da stimmt einfach etwas nicht“, so Krick. Sie hat nun einen Antrag zum Bau einer solchen Anlage gestellt, der am 26. August im Planungsausschuss erstmals von der Sunderner Politik diskutiert werden soll.

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Mit dem geplanten Bau eines Multifunktionsfelds am Westufer befürchten die Menschen im Ort eine Verschärfung der Situation, weil sich dann noch mehr Besucherinnen und Besucher am Airlebnisweg aufhalten werden. „Auch der Bau des Seniorenheims hier in Amecke hat dazu geführt, dass mehr Personen zum Vorbecken kommen. Deshalb benötigen wir auch vernüftige, barrierefreie Sanitäranlagen“, mahnt Krick. Sollte es diese nicht geben, befürchte sie auf Dauer auch, dass die engagierten, ehrenamtlich tätigen „Saubermänner“ in Amecke bald ihre Arbeit einstellen. „Aus vielen Gesprächen mit ihnen weiß ich, dass sie sich verständlicherweise mittlerweile davor ekeln, die Grünanlagen zu pflegen, weil sie dort permanent auf menschliche Hinterlassenschaften treffen.

Hier könnte eine Toilette errichtet werden, deutet Ameckes Ortsvorsteherin Monika Krick an. In der der Nähe des Spielplatzes unweit des Airlebniswegs befindet sich ein möglicher Standort. Vorteil hier: Der Anschluss zur Kanalisation wäre recht einfach.
Hier könnte eine Toilette errichtet werden, deutet Ameckes Ortsvorsteherin Monika Krick an. In der der Nähe des Spielplatzes unweit des Airlebniswegs befindet sich ein möglicher Standort. Vorteil hier: Der Anschluss zur Kanalisation wäre recht einfach. © Eric Claßen | Eric Claßen

Entlang des Airlebniswegs gebe es einige regelrechte Schwerpunkte, wo besonders viele Fäkalien zu finden seien, erklärt Anwohner Franz Hennecke, der im Hudeweg wohnt und regelmäßig mit seinem Hund rund um das Sorpevorbecken unterwegs ist. „An der Hespe gibt es einen kleine Erdwall, dort findet man immer wieder Kot, der nicht von Tieren stammt. Auch in der Nähe des Spielplatzes sieht man Personen immer wieder in die Büsche verschwinden.“ Er habe in der Vergangenheit gleich mehrmals den Kontakt zur Verwaltung gesucht und das Problem direkt angesprochen. „Ich wurde immer wieder vertröstet. Oft hieß es einfach, dass kein Geld für den Bau solcher Toiletten vorhanden sei. Wir haben als Bürger von Amecke auch auf mehreren Versammlungen dem Bürgermeister unser Leid geklagt. Er weiß Bescheid, aber es tut sich einfach nichts“, kritisiert Hennecke.

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Anwohner Hans-Jürgen Schöbel findet, dass die Stadt endlich handeln müsse, denn die Zustände seien mittlerweile untragbar. Anfangs habe er manchen Menschen, die bei ihm geklingelt hatten, sogar seine Toilette kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies wurde allerdings von einer älteren Frau schamlos ausgenutzt. „Sie hat einfach neben die Toilette auf den Boden gemacht und ist dann verschwunden. Seitdem haben wir das auch eingestellt.“

In solchen kleinen Waldstücken in der Nähe des Sorpevorbeckens ziehen sich Menschen zurück, um ihre Notdurft zu verrichten. 
In solchen kleinen Waldstücken in der Nähe des Sorpevorbeckens ziehen sich Menschen zurück, um ihre Notdurft zu verrichten.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Viele der Anwohner in Amecke haben sogar in gewisser Weise Verständnis für die Nöte der Besucher. „Die Leute müssen dringend und wissen dann nicht, wo sie hingehen sollen. Es kann nur nicht sein, dass sie dann unsere Grundstücke dafür missbrauchen. Es ist ihnen aber auch nicht zuzumuten, sich in die Büsche zu schlagen. Die Stadt muss endlich handeln“, unterstreicht Franz Hennecke.

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Aus den Unterlagen der Verwaltung zum Antrag von Ortsvorsteherin Monika Krick geht hervor, dass die Sorpesee GmbH die Errichtung einer WC-Anlage am Westufer begrüßt und bereits erste Gespräche mit Anbietern geführt hat. Der Standort für eine solche wurde zwischen der Stadtverwaltung, der Sorpesee GmbH und den Stadtwerken Sundern bereits vorabgestimmt. Er soll sich in der Nähe des Kinderspielplatzes am Westufer befinden, weil dort ein einfacher Anschluss an die Kanalisation möglich sei und die Wasser- und Stromversorgung laut Planungsexperten leicht realisierbar wäre.