Arnsberg. Spendenaufruf bei Go Fund Me im Netz: 80.000 Euro für eine lebensrettende Maßnahme, die von der Krankenkasse verweigert wird.
Über den Tod will sich Dustin Aßhoff (24) keine Gedanken machen. Doch vor zwei Monaten erhielt der Neheimer eine niederschmetternde Diagnose mit schlechter Prognose. „Die Krebsart, an der ich leide, ist sehr selten und daher gibt es nur eine Fünf-Jahres-Überlebenschance von zehn bis 46 Prozent“, so der Neheimer. Alles ziemlich ungewiss.
Im Dezember 2023 ist für den jungen Mann die Welt noch in Ordnung. Die Familie feiert ein schönes Weihnachtsfest. Dustin ist das „Nesthäkchen“ im Hause Aßhoff, wohnt noch im Elternhaus und hat zwei ältere Geschwister. In seiner Freizeit spielt er gerne Fußball und Dart. Beruflich geht es für ihn bei der Deutschen Post voran. Er liebt seinen Alltag als Zusteller im Außendienst. Rundum zufrieden, nahm er die ersten dunklen Wolken, die sich über seine Gesundheit formieren sollten, gar nicht wahr: Die kleine Zyste am Po störte ihn kaum. „Wird schon wieder weggehen“, dachte er.
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Doch aus der Zyste wurde eine schmerzende Geschwulst. „Wenn ich mich hinsetzen wollte, spürte ich plötzlich einen stechenden Schmerz“, erinnert er sich. Er ging im April zu seinem Hausarzt. „Dieser schickte mich zum Chirurgen.“ Weiter ging der Ärztemarathon zum Radiologen wegen eines MRT. Anschließend sollte eine Biopsie an der Uniklinik in Münster vorgenommen werden. Der Befund erforderte schnelles Handeln. Denn die Geschwulst an Dustins Gesäß wurde von den Onkologen am Universitätsklinikum Münster als „Weichteilsarkom“ diagnostiziert. „Und leider hat sich noch herausgestellt, dass der Krebs in die Lunge gestreut hat“, so Dustin.
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Bereits nach der Gewebeentnahme wurde Dustin arbeitsunfähig geschrieben. „Die Wunde heilte schlecht“, erinnert er sich. Dustin ist eigentlich ein ruhiger Typ, doch diese Sache belastet ihn sehr. „Was passiert jetzt mit mir? - Zwei Wochen nach der Biopsie erhielt ich einen Anruf aus der Klinik, dass ich nochmals vorstellig werden sollte.“ Mit seiner Mutter Sabine plante er nach dem Sprechstunden-Termin noch einen Ausflug in der Stadt. Shopping in Münster. Darauf haben sie sich gefreut. „Doch nach der erschreckenden Diagnose wollten wir nur noch schnell nach Hause“, so die Mutter.
Nächster Tiefschlag
Der nächste Tiefschlag folgte nach der Operation, als das Weichteilsarkum entfernt wurde. Was wird jetzt aus den Metastasen in der Lunge? - „Die vorliegende Histologie ist sehr selten und gilt als nicht Chemotherapie-empfindlich“, heißt es im Ärztebrief des behandelnden Arztes an die Kollegin vom medizinischen Versorgungszentrum Westfalen. Aus diesem Grund wurde ein Kassenantrag auf Kostenübernahme für das Arzneimittel „Atezolizumab“ gestellt - der einzig in den USA zugelassenen Substanz bei dieser Entität. Doch die Krankenkasse lehnte ab. In der Begründung heißt es: „Dieses Arzneimittel ist nicht für die Behandlung Ihrer Krankheit zugelassen. Es kann nur in besonderen Ausnahmefällen auf einem Kassenrezept verordnet werden.“
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Dustin Aßhoff scheint kein „Ausnahmefall“ zu sein. „Da es noch eine alternative Therapieform gibt, will die Kasse die Behandlung mit Atezolizumab nicht bezahlen“, erklärt er. „Mein Arzt rechnet sich für die Alternative allerdings nur wenig Erfolgschancen aus.“ Die Zeit läuft Dustin also davon. „Als die Absage der Krankenkasse kam, hat mein Sohn verzweifelt geweint“, gesteht Sabine Aßhoff. So kennt sie ihn nicht. „Er ist sonst immer stark, stets zuversichtlich.“
Die Kosten der Atezolizumab-Immuntherapie belaufen sich auf etwa 80.000 Euro. Die Familie will die Behandlung nun aus eigener Tasche bezahlen. Dazu fehlt allerdings das Geld. Sie hat daher die Spendenaktion bei „GofundMe“ im Netz für Dustin ins Leben gerufen (wir berichteten). Dustin ist dankbar für jede Spende, die ihm diese lebensrettende Behandlung schnell ermöglichen könnte. Sollte seine Krankenkasse die Behandlung doch bezahlen, will er die eingegangenen Spenden an die Deutsche Krebshilfe weitergeben. Er hat bereits einen Rechtsanwalt konsultiert, der Widerspruch bei seiner Krankenkasse einreichen soll. „Das Verfahren kann sich hinziehen und vielleicht ist es für mich dann schon zu spät.“
Mittlerweile hat sich die Techniker Krankenkasse umentschieden und die Kostenübernahme der Therapie für die nächsten sechs Monate zugesichert.