Sundern. Der Naturschützer vom Bund für Umwelt und Naturschutz kritisiert „unkontrollierten Windradbau“ im HSK und fordert eine bessere Steuerung.
„Ich habe das Gefühl, dass der Windradbau völlig außer Kontrolle geraten ist. Meiner Meinung nach müsste das noch viel deutlicher gesteuert werden. Wenn ich aber sehe, wie viele Projektierer und Investoren überall im HSK Anträge stellen, um dem Regionalplan zuvorzukommen, habe ich Bedenken“, merkt Klaus Korn an.
Der Naturschützer aus Sundern stellt sein Fahrrad an der Straße „In der Flamke“ ab und geht einen Forstweg hinauf in das Waldgebiet der Hellefelder Höhe. Die Trasse, die vornehmlich von Forstfahrzeugen benutzt wird und an einigen Stellen rechts und links von Pflanzen zugewuchert wird, soll bald zu einer Zuwegung für den Bau von Windrädern ausgebaut werden. Jedenfalls ist das der Wunsch von Projektierer Alterric. Das Unternehmen mit mehreren Standorten in Deutschland, Frankreich und Griechenland plant zusammen mit einem Dienstleister den Windpark auf der Hellefelder Höhe.
Cosima Alessa Oltmann, Sprecherin der Alterric Deutschland GmbH, erklärt. „Wir haben insgesamt zwölf Anlagen in diesem Gebiet beantragt und wollen diese bei Bewilligung auch errichten.“ Zur Investitionssumme für dieses Projekt werde man zu diesem Zeitpunkt keinen Kommentar abgeben.
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Zurück zur Ortsbegehung mit Naturschützer Klaus Korn vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Nach einigen hundert Metern gibt es auf dem Waldweg eine Abzweigung, bei der Korn stehen bleibt. Er zeigt auf den Wald direkt dahinter. „Hier ist ein Quellsiepen. Dabei handelt es sich um ein gesetzlich geschütztes Biotop. Wenn die Zuwegung hier ausgebaut wird, muss der Bachverlauf zwangsläufig überbaut werden, damit der Schwerlastverkehr hier hochfahren kann“, sagt Korn.
In dem Quellsiepen habe man jedoch Dunkers Quellschnecke entdeckt. „Das ist eine Leitart für solche Quellen. Man findet sie nur noch in wenigen Regionen Deutschlands. Sie sind gefährdert. Vor allem durch Baumaßnahmen in unmittelbarer Nähe der Quelle. Wenn die Strecke hier ausgebaut wird, hat das Konsequenzen. Denn Bodeneinschwemmungen beispielsweise durch Bagger zerstören den Lebensraum der Quellschnecke“, warnt Klaus Korn.
Rücksichtnahme durch Projektierer
Er plädiert dafür, dass der Projektierer diese Zuwegung nicht ausbaut. „In Sundern-Hagen haben wir mit einem anderen Projektierer über einen vergleichbaren Fall gesprochen und uns dort geeinigt, dass das gefährderte Gebiet unberührt bleibt und nach einer Alternativroute gesucht wird. Das ist ein positives Beispiel für Rücksichtnahme durch einen Projektierer bei den Planungen. Leider ist das aber eine Seltenheit“, mahnt der Naturschützer. Ein solches Verhalten wünscht er sich auch bei den weiteren Planungen im HSK. „Wir sind offen für Gespräche“, sagt Klaus Korn. Angesprochen auf diesen Punkt, antwortet Alterric-Sprecherin Cosima Alessa Oltmann: „Es wird versucht, die Eingriffe in Natur und Umwelt so gering wie möglich zu halten.“
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Bei einem ersten Treffen mit der Firma Ecoda GmbH & Co. KG aus Dortmund habe der BUND bereits seine Bedenken mitgeteilt und auf Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt an den einzelnen potenziellen Standorten der Windräder hingewiesen. Ecoda erstellt als unabhängiger Gutachter die naturschutzfachlichen Unterlagen für das Genehmigungsverfahren. Auf eine Anfrage zur Stellungnahme zum Gutachten hat das bundesweit tätige Umweltbüro zum Redaktionsschluss für diesen Artikel nicht geantwortet.
„Schwarzstorch nicht so relevant“
Der Bund für Umwelt und Naturschutz, dem Klaus Korn in der Kreisgruppe HSK seit vielen Jahren angehört, begleitet wie auch der Nabu und LNU die Verfahren rund um die Windradplanung. „Wir geben Stellungnahmen ab, machen Einlassungen und Vorschläge für Alternativen.“ Glücklich sei Klaus Korn auch nicht über die vielen Ausnahmen. „Manche Arten wie der Rotmilan haben Vorrang. Bei ihnen wird noch Rücksicht genommen, allerdings nur, wenn die Windräder in direkten Brutgebieten geplant sind. Der Schwarzstorch hingegen, der ebenso gefährdet ist vom Aussterben, wird nicht mehr als so relevant angesehen. Wir laufen Gefahr, dass wir durch die Planungen und beschleunigten Verfahren einige Tierarten retten, dafür aber ganz klammheimlich viele andere verlieren.“
Er selbst will sich weder für noch gegen die Windkraft aussprechen. „Man kann das nicht einfach so allgemein formulieren. Ich bin dafür, von Standort zu Standort zu schauen, wo es Sinn macht und wo man vielleicht mittel- und langfristig mehr zerstört, als man glaubt durch erneuerbare Energien Gutes für die Umwelt zu tun“. Er wählt wohlüberlegte Worte. „Dort, wo Windräder in den Wald gesetzt werden, sollten die Schäden möglichst gering gehalten werden.“ Wer wissen wolle, wie ein Gelände aussieht, wo mehrere Windräder aufgestellt werden, solle nach Freienohl fahren. „Es entstehen Narben in der Landschaft. Längst werden nicht nur wie ursprünglich versprochen die Kalamitätsflächen nach den Borkenkäferbefall für den Bau der Anlagen verwendet.“
Im intakten Laubwald
Einige hundert Meter entfernt von den Quellsiepen auf der Hellefelder Höhe ist ein Waldstück. Hier würde bei erteilter Genehmigung eines der zwölf Windräder der Firma Alterric errichtet. „Wir vom BUND lehnen den Standort hier im intakten Laubwald ganz klar ab. In der Senke des Gebiets befindet sich ebenfalls ein Quellsiepen mit Quellschnecken. Durch den Bau würde das gesamte Wassereinzugsgebiet nachhaltig beeinträchtigt. Teile des Laubwalds müssten gerodet werden. Die Windkraft will eine umweltfreundliche Technologie sein. Aber die Ansiedlung der Anlagen im Bereich von Wasserschutzgebieten ist für mich ein Widerspruch.“
Bislang sind vier Windräder auf der Hellefelder grundsätzlich genehmigt, allerdings soll es noch Änderungen geben, weil der Projektierer größere und höhere Anlagen errichten möchte. Was mit diesen Plänen und dem Antrag für die weiteren Windräder passiert, ist derzeit schwer abzuschätzen. Klaus Korn und seine Mitstreiter haben dagegen eine klare Meinung. „Unter den jetzigen Bedingungen würden wir eindeutig gegen diese Pläne stimmen, so wie sie eingereicht wurden.“ Auf die Frage, ob man gegenenfalls Klage einreichen werde, will er nicht konkret antworten.