Hüsten. Das Unternehmen Wesco ist Geschichte. Im Herzen der Stadt Arnsberg entstehen nun Ideen für eine Nachnutzung des Industrieareals

Der Stillstand ist sichtbar - und das schon wenige Monate nach der Insolvenz des Unternehmens und des Verkaufes der alten Hüstener Traditionsmarke Wesco. Am historischen Werkstor versperrt das heruntergelassene gusseiserne Gitter mit dem künstlerisch geschmiedeten Firmenlogo den Zugang auf das 31.200 Quadratmeter große Firmengelände. Am Parkplatz vor dem Werk wuchern Sträucher und Büsche, Gras drückt durch die Pflastersteine. Industriebrache zu werden, geht manchmal schneller als man denkt.

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Das Flurstück 892 auf der Flur 49 steht zum Verkauf, ist Teil von zwei Insolvenzverfahren, die der eigentlichen Firmeninsolvenz und der Zerschlagung des Hüstener Unternehmens anhängig sind. Bei einem Verfahren steht der Verkauf der Gebäude im Fokus, das andere Verfahren dreht sich um den Verkauf der Liegenschaften. Das Unternehmen hingegen ist seit dem Frühjahr abgewickelt: Die Geschäftsführung des Unternehmens hatte die immateriellen Vermögensgegenstände der Westermann UG & Co. KG (ehemals Westermann KG) sowie der M. Westermann & Co. GmbH an die Naber GmbH aus Nordhorn veräußert. Das umfasste insbesondere die Wortmarke und die Markenrechte, die Rechte an den Websites und Domains sowie den Online-Shop von „Wesco“. Die D-T-S Drück-Technik-Schwarzenberg GmbH aus Grünhain-Beierfeld übernahm rückwirkend zum 1. März 2024 den Geschäftsbetrieb sowie alle wesentlichen Vermögensgegenstände, wie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Halbfertig- und Fertigwaren der affiliierten Produktions- und Zuliefergesellschaft H. Dedores GmbH & Co. GmbH aus Schwarzenberg.

Das Tor ist zu: Das Wesco-Areal steht zum Verkauf.
Das Tor ist zu: Das Wesco-Areal steht zum Verkauf. © WP | Martin Haselhorst

In Arnsberg aber interessiert brennend, wie es nun mit dem Wesco-Areal weitergehen kann. Offenbar, so hört man, habe es zumindest für Teile des Areals bereits zumindest einen Kaufinteressenten gegeben. Bürgermeister Ralf Bittner (SPD) hat das Thema zur Chefsache gemacht, weiß aber auch, wo derzeit die Grenzen des Verwaltungshandelns sind. „Die Suche nach Interessenten und der Verkauf an einen neuen Eigentümer müssen zunächst abgewartet werden“, sagt er, „derzeit gibt es keine realistischen Möglichkeiten seitens der Stadt Arnsberg, mit eigenen finanziellen Mitteln in den Bieterwettbewerb um das Grundstück einzusteigen.“ Bittner sieht „im Herzen der Stadt“ viel Potenzial für Gewerbe oder auch eine Misch-Nutzung Wohnen und Gewerbe. Vieles hänge aber davon ab, wer am Ende die Entwicklung des Geländes übernehme.

Aus der Lokalpolitik wird Interesse an der Zukunft des Industriearels gezeigt. So sollen sich Vertreter der SPD bereits mit einem lokalen Player aus der Bau- und Vermarktungsbranche getroffen haben. Auch die CDU hat klare Vorstellungen. Marcel Kaiser, CDU-Stadtverbandsvorsitzender, sieht hier ein Thema „klassischer Wirtschaftsförderung“ durch das Führen von Gesprächen mit beteiligten Institutionen und Personen. „Das ist einer der wichtigsten Industriestandorte mitten in Arnsberg“, so Kaiser. Aus seiner Sicht kann gegebenenfalls „ein städtischer Erwerb der Flächen zur Weiterentwicklung und späterem Weiterverkauf Sinn ergeben“. Auch Stadtteilentwicklung inklusive der Prüfung zur Schaffung von Wohn- und Industrieraum sollte aus seiner Sicht intensiv geprüft werden. „Es darf nicht sein, dass die Wirtschaftsförderung und die Stadt sich nicht mit dem Thema beschäftigen und die Fläche theoretisch jeder Investor erwerben kann. Das darf uns als Stadt Arnsberg nicht egal sein, was aus diesem exponierten Areal wird“, so Kaiser.

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Der Stadt gleichgültig aber ist es nicht. Bittner verweist schon vor der von unserer Zeitung angefragten Stellungnahme von Kaiser darauf, dass er schon früh Kontakt mit Grundstücks-Entwicklern und auch einem Geldinstitut geführt habe oder durch seine Fachabteilungen führen ließ. „Da die hohe Bedeutung der ehemaligen Wesco-Betriebsfläche bekannt ist, werden wir als Stadt das Verfahren eng und mit großen Interesse begleiten“, so Bittner. Die Stadt freue sich daher auf konstruktive Vorschläge eines potenziellen Käufers zur Nachnutzung. „Wir stehen deswegen als Verwaltung für eine aktive Unterstützung bei der Verwirklichung von Plänen auf dem Wesco-Areal zur Verfügung“, betont der Bürgermeister. Möglichkeiten der Stadt Arnsberg, zum jetzigen Zeitpunkt Einfluss auf eine künftige städtebauliche Nutzung des Geländes zu nehmen, bestehe derzeit nur über Beratung und Information.

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Aktuell ist die gesamte Fläche als Industrie- und Gewerbefläche ausgewiesen. „Das macht die Vermarktung schwierig“, sagt der Neheimer Makler Klaus Fischer, der sich im Geschäft auskennt und schon vielfach erfolgreich Gewerbeimmobilien verkauft hat. Auch die Größe des Areals und des historischen Werksgebäude sei beim Verkauf eine Herausforderung. Angesichts der Erfahrungen vom gegenüberliegenden Ruhrufer beim Rathausbau sei sicher auch zu prüfen, ob sich auf dem historischen Industrieareal Altlasten befinden.

Das Wesco Areal: Auf dem Gelände wuchern schon Büsche und Sträucher.
Das Wesco Areal: Auf dem Gelände wuchern schon Büsche und Sträucher. © WP | Martin Haselhorst
Im Wesco Loft fand der Ausverkauf statt.
Im Wesco Loft fand der Ausverkauf statt. © WP | Martin Haselhorst

Bereits Ende 2022 war ein Filetstück aus den Wesco-Liegenschaften herausgelöst worden, als die Villa Wesco mit ihrem 6326 Quadratmeter großen Grundstück (inklusive Restaurant da Vinci) vom Küchen-Accessoire-Hersteller an das Immobilienunternehmen ANH verkauft worden war. ANH hat in der Villa nun seinen Verwaltungshauptsitz.