Stockum. Emma, Lea und Sarah sind von Stockum aus auf den amerikanischen Kontinent gereist. Dort haben sie Abenteuer in Nord-, Mittel- und Südamerika erlebt.
„Ich hätte nie gedacht, dass man sich in Länder und deren Bewohner so verlieben kann“, berichtet Sarah Hoffmann. Die 20-jährige Stockumerin erzählt mit leuchtenden Augen von ihrer langen Reise, die im vergangenen Jahr auf den Kanarischen Inseln begann und Sarah dann über Mexiko, Guatemala, El Salvador und Honduras bis nach Costa Rica brachte. „Auf La Gomera habe ich mit der Isomatte einfach in der freien Natur übernachtet“, sagt die Stockumerin.
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Freundin Emma Krengel traf Sarah in Guatemala. „Ich habe zuvor ein halbes Jahr in Brasilien beim Sozialprojekt Aktionskreis Pater Beda ehrenamtlich gearbeitet und dort Kinder in der Nähe von Recife betreut. Während dieser Zeit war ich bei einer Familie untergebracht, die meine Oma kennt“, berichtet die 18-jährige Emma. Sie wollte nach der Zeit in Brasilien noch mehr vom amerikanischen Kontinent sehen und hatte sich mit Sarah in Guatemala zum gemeinsamen Roadtrip verabredet.
Die meiste Zeit reisten die beiden jungen Frauen mit dem „Chickenbus“ durch das fremde Land, lernten Menschen, die fremde Kultur und auch das dortige Essen kennen. „Ich bin Vegetarierin. Das hat mich in der Ernährung in Mittelamerika etwas eingeschränkt. Es gibt viel Fleisch, aber auch Reis mit Bohnen bzw. Bohnenpaste. Also habe ich sehr viel Reis mit Bohnenpaste gegessen“, berichtet Emma. Sie habe auch bewusst Geld gespart, um die Reise durch Mittelamerika zu finanzieren. „Manchmal war der einzige Luxus, den ich mir gegönnt habe, eine kalte Cola.“ Für Hostelübernachtungen, Essen und Trinken hatte sie maximal 15 Euro pro Tag zur Verfügung.
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„Mit dem Chickenbus reisen die Einheimischen, weil das sehr günstig ist. Gleichzeitig geht es da schon lässig zu. Busfahrer schmeißen Partys, lassen Musik laufen. Menschen kommen mit Körben in die Busse und verkaufen alles - von Medikamenten bis zu Lebensmitteln. In Europa haben die Busse allerdings nicht immer den besten Ruf. Sie gelten bisweilen als gefährlich, vor allem wenn sie am späten Abend oder nachts unterwegs sind. Dann gibt es Überfälle, sodass wir auch vermieden haben, nachts damit zu fahren“, sagt Sarah.
Deutlich weniger brisant war das Reiseverhalten von Lea Tebbe, der dritten Freundin im Bunde. Während Emma und Sarah direkt in wärmere Regionen flogen, wählte die 19-jährige Lea Kanada als ihren Sehnsuchtsort aus. „Ich wollte schon immer dorthin.“ Viereinhalb Monate verbrachte sie in British Columbia, erkundete Vancouver Island und arbeitete in einem Heliskiresort. „In meiner Freizeit durfte ich mit einem Helikopter auf Berge fliegen und dort Skifahren. Die Landschaften Kanadas sind beeindruckend.“
Infoabend mit Snacks
Die kfd-Stockum lädt am Mittwoch, 24. Juli, um 19.30 Uhr im Rahmen des Projektes „Weltwärts” alle Interessierten ins Stockumer Pfarrheim ein (Unter dem St. Josef’s-Kindergarten, Im Wienig 7) ein. Emma Krengel, Lea Tebbe und Sarah Hoffmann berichten von ihren Reisen durch Amerika. Dazu werden landestypische Snacks serviert.
Das Geld, das Lea mit ihrer Arbeit in dem Skiressort verdiente, sparte sie für weitere Reisen. „Ich habe sehr viel für Sprit ausgegeben, weil die Fahrten durch Kanada mit dem Auto unglaublich lange dauern.“ Gemeinsam mit einem Freund erkundete sie den Westen Kanadas. „Mit Camping Apps haben wir geeignete Schlafplätze gesucht.“ Später führte sie der Weg noch über die Grenze in die USA, wo sie gemeinsam mit einer kleinen deutschen Gruppe Salt Lake City, San Diego, Los Angeles, Las Vegas und San Francisco erkunden konnte.
Um zuvor in Kanada arbeiten zu können, musste Lea Tebbe ein spezielles Work- und Travelvisum beantragen. „Sie wollten ein polizeiliches Führungszeugnis, meine biometrischen Daten und den Nachweis meines deutschen Kontos, dass ich mir den Rückflug leisten kann. In Kanada selbst war ich überrascht, wie einfach es ist, zum Beispiel eine Sozialversicherungsnummer zu erhalten, um dann dort arbeiten zu können“, sagt die 19-Jährige.
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Während Lea mit ihrem Schulenglisch problemlos im Westen Kanadas klarkam, mussten Sarah und Emma die ein oder andere sprachliche Barriere meistern. „Ich habe ehrlich gesagt unterschätzt, wie wichtig es in Brasilien ist, Portugiesisch zu beherrschen. Deshalb war ich nicht gut vorbereitet und musste es vor Ort pauken. Ich würde also jedem raten, der nach Brasilien reist, die Sprache zu lernen.“
In Mittelamerika wiederum ist Spanisch die Hauptsprache. „Ich hatte ein wenig in der Schule, aber man kann sich auch über andere Wege verständigen“, sagt Sarah Hoffmann. Man spüre allerdings, dass die Einheimischen einem mit großem Respekt begegnen, wenn man es versucht, in ihrer Landessprache mit ihnen zu kommunizieren. Mit Englisch komme man vor allem abseits der Großstädte nicht weit.
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Beim Thema Sicherheit sind die drei jungen Frauen zwiegespalten. „Als ich nach Brasilien gereist bin, habe ich im Vorfeld von Freunden und Familie so viele Warnungen erhalten, dass ich zuerst dachte, es sei ein Selbstmordkommando, wenn ich dort hinreise. Die Familie in der brasilianischen Provinz hat mich auch davor gewarnt, einfach mit Fremden zu sprechen und abends allein unterwegs zu sein“, erzählt Emma Krengel.
Sarah wiederum hat sich vor der gemeinsamen Reise mit Emma vor allem in kleineren Gruppen aufgehalten und sich Ratschläge von Einheimischen geholt, was man vermeiden sollte. „Wenn man den gesunden Menschenverstand einschaltet und nicht zu viel Bargeld mit sich herumträgt, dann sieht die Situation schon weitaus entspannter aus, als es oftmals geschildert wird. Speziell in Mexiko ist es aber für Touristen durchaus in einigen Gegenden sehr gefährlich.“
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Lea wiederum hat keine Angst vor Überfällen, Diebstählen oder Belästigungen in Nordamerika gehabt. „Anfangs war es natürlich ungewohnt, dass man aus dem heimischen Umfeld in einem fremden Land ist. Aber mittlerweile kann ich mir sogar vorstellen, nach Kanada irgendwann auszuwandern.“
Alle drei verbindet nicht nur die gemeinsame Herkunft aus Stockum und die Freundschaft, sondern nach den Reisen auch das Gefühl „für immer frei und unabhängig zu sein“. So erzählt Lea Tebbe: „Ich bin selbstbewusster geworden und habe die Selbstständigkeit gelernt.“ Emma Krengel sagt: „In Brasilien habe ich Demut empfunden und Dankbarkeit für die Möglichkeiten, die wir hier in Deutschland haben.“ Und Sarah Hoffmann berichtet: „Wir Menschen auf der Welt sind alle irgendwie gleich, trotz unterschiedlicher Kulturen. Der Rucksack für die nächste Reise wird auf jeden Fall gepackt. Ich will noch mehr sehen!“