Arnsberg. Arnsbergerin lebt jetzt mit ihrer Familie in der Eifel: Wie sie ihr Engagement für saubere Gewässer ohne Plastikmüll fortsetzt.

Was macht eigentlich Marcella Hansch? Um es mit wenigen Worten zu sagen: Eine ganze Menge! Die sympathische Hüstenerin hat ihrem Kampf gegen die Plastikvermüllung von Flüssen und Meeren eine neue Ausrichtung gegeben - und als Mensch ihre eigene Mitte gefunden: in der Eifel. Im Gespräch berichtet die inzwischen 38-Jährige über das, wofür ihr Herz schlägt - sowohl beruflich als auch privat.

Wie im Jahr 2013 alles begann

Blicken wir zunächst kurz zurück: Architektur-Studentin Marcella beschließt im Jahr 2013 spontan, in ihrer Masterarbeit nach Lösungen zu suchen, wie „maritimer“ Plastikmüll in den Griff zu kriegen ist – weltweit. Fünf Jahre später steht hinter der „Ein-Frau-Idee“ ein gemeinnütziger Verein mit ca. 400 Mitgliedern, unterstützen rund 40 Studenten diverser Fakultäten an der Uni Aachen Marcella Hansch ehrenamtlich bei der Realisierung des Projekts ­„Pacific Garbage Screening“ (grob übersetzt „Pazifische Müll-Abschirmung), kurz „PGS“.

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Während der Corona-Pandemie wird gemeinsam mit einem Partner ein Müllsammelboot entwickelt. Dieses für Binnengewässer konzipierte Fahrzeug ist Symbol für den neuen Ansatz des Projekts: Plastikmüll stoppen, bevor er – aus Bächen und Flüssen, in die er zu Beginn der unseligen Kette entsorgt wird – überhaupt ins Meer gelangt. Parallel engagiert sich der Verein verstärkt im Bereich Umweltbildung: Mit dem „Emergen Sea Kit“ möchten Marcella und ihr Everwave-Team das Bewusstsein für den nachhaltigen Schutz der Meere in den Köpfen von Kindern verankern. Das Konzept dazu haben sie gemeinsam mit Pädagogen entwickelt. Die Bürgerstiftung Arnsberg sponsert die Verteilung solcher „Kits“ (Bildungskoffer) in heimischen Grundschulen.

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„Everwave“? Der neue Name löst 2020 nicht nur „PGS“ ab - er symbolisiert einen Wendepunkt: „Wir mussten die Technologie aus dem Verein ausgliedern, gleichzeitig den sperrigen Begriff PGS sinnvoll umbenennen“, beleuchtet sie die Hintergründe - es entstanden die everwave GmbH ,die everwave foundation gGmbH sowie die „everwave community e.V.“ Ein Wendepunkt war die „Dreiteilung“ auch persönlich: „Ich habe mich vor drei Jahren - nach und auch aufgrund meiner Elternzeit - aus dem operativen Geschäft zurückgezogen“, berichtet die gebürtige Arnsbergerin. An einem Full-Time-Job mit 60-Stunden-Woche und ständigem „Um die Welt-Reisen“ konnte - und wollte - die Mutter zweier kleiner Mädchen (zwei und vier Jahre alt) ihre Lebensplanung nicht länger ausrichten. Und das Familienglück profitiert seit Kurzem auch von einer beruflichen Umorientierung:

„Wenn es den Menschen gut geht, können sie auch die Welt besser machen.“

Marcella Hansch
„Öko-Realistin“, über ihre Arbeit als Mindset Coach - und die Symbiose zu ihrem Umwelt-Engagement

„Ich habe mich vergangenes Jahr selbstständig gemacht“, so Marcella hörbar stolz: Nicht etwa als studierte Architektin („das ruht...“), sondern als „Mindset Coach“. In dieser Funktion unterstützt sie Menschen bei deren Lebensgestaltung; zeigt ihnen Möglichkeiten auf, begleitet sie in die Zukunft - auch auf dem Feld der beruflichen Karriere. „Hauptsächlich Frauen, aber auch Männer - von Ende 20 bis Ende 60“ schildert Marcella ihre Klientel. Es läuft gut - mehr als 80 Menschen besuchen ihre Kurse. Trotzdem habe sie wieder mehr Zeit, sich für die Rettung der Gewässer zu engagieren: „Für die Bildung, die Gemeinnützigkeit etc. - das, wofür mein Herz schlägt...“

 Neues Info-Material für Kindergartenkinder ist „in der Mache“: Mit Anglerfisch „Lisa Leuchte“.
 Neues Info-Material für Kindergartenkinder ist „in der Mache“: Mit Anglerfisch „Lisa Leuchte“. © WP | everwave Community

„Ausleben“ kann sie sich in der „everwave community e.V.“ - jenem Teil der ursprünglichen Idee, die ganz nahe an den Wurzeln liegt. Als Teil des vierköpfigen Vereinsvorstands ist die heute in der Eifel lebende „Öko-Realistin“ rein ehrenamtlich aktiv - kümmert sich u.a. um Ehrenamtsmanagement und Umweltbildung. Letztere liegt ihr besonders am Herzen. Die Bildungskoffer für Grundschüler - teuer in der Anschaffung - werden dabei durch - kostenlos verfügbare - Downloads ersetzt. Neues Info-Material für Kindergartenkinder ist „in der Mache“ - als „Architektin im Herzen“ legt Marcella dabei größten Wert auf Präzision und ansprechendes Design.

Marcella Hansch legt großen Wert auf ansprechende Gestaltung des Info-Materials zum Schutz von Gewässern.
Marcella Hansch legt großen Wert auf ansprechende Gestaltung des Info-Materials zum Schutz von Gewässern. © WP | everwave Community

Hohe Ansprüche wie diese hat die everwave community auch mit Blick auf sich selbst: „Uns verbindet die Liebe zum Meer und die gemeinsame Mission, Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe zusammenzubringen und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu nutzen, um den Schutz unserer Gewässer voranzutreiben. Interesse? Wie Sie helfen, spenden, mitmachen können, lesen Sie online, auf everwave-community.de

Wo bleibt das Sauerland? Natürlich besuche sie ihre Familie in Arnsberg regelmäßig, so Marcella. Und ihr neue Heimat - wie gesagt, sie hat das Großstadtleben in Aachen, wo sie studierte und an ihrer Idee „feilte“, gegen die Eifel eingetauscht - sei schließlich auch ein Land der tausend Berge.