Arnsberg/Aachen. . Marcella Hansch aus Arnsberg treibt ihr Projekt ­„Pacific Garbage Screening“ voran. Unterstützerverein zählt 400 Mitglieder. Crowdfunding läuft.

Etwa 450 Jahre braucht eine in den Ozean gelangte PET-Plastikflasche, um sich zu zersetzen – seit etwa fünf Jahren hat eine Arnsbergerin dieser Verschmutzung der Weltmeere den Kampf angesagt. Inzwischen steht hinter der „Ein-Frau-Idee“ ein gemeinnütziger Verein mit ca. 400 Mitgliedern, unterstützen rund 40 Studenten diverser Fakultäten Marcella Hansch ehrenamtlich bei der Realisierung des Projekts ­„Pacific Garbage Screening“ (grob übersetzt „Pazifische Müll-Abschirmung), kurz „PGS“.

Schon 117 000 Euro

Seit unserem ersten Gespräch im Mai 2013 hat sich vieles verändert – eines jedoch nicht: Die Begeisterung, mit der die inzwischen 32-jährige, in Hüsten aufgewachsene Architektin ihr Ziel verfolgt; u.a. soll eine Crowdfunding-Kampagne die Finanzierung voran bringen.

Crowdfunding läuft bis Mitte Juli

Marcella Hansch (32) aus Arnsberg hat 2005 am Neheimer St. Ursula-Gymnasium Abitur gemacht. Sie lebt und arbeitet als Architektin in Aachen; von dort aus treibt sie auch ihr Projekt ­voran.

Sie ist Vorsitzende des Vereins Pacific Garbage Screening e.V. – Kontakt/Info zum Verein:
Campus-Boulevard 57 in 52074 Aachen, Kontakt per Mail: info@
pacific-garbage-screening.de www.pacific-garbage-screening.de

Der Ansatz funktioniert ohne Netze – Fische und andere Lebewesen werden nicht gefährdet. Ein Grund mehr, das Crowd­funding zu unterstützen: https://www.startnext.com/pgs

„Unser Crowdfunding läuft noch etwa zwei Wochen“, berichtet die inzwischen in Aachen lebende Hüstenerin, „117 000 der anvisierten 200 000 Euro sind bereits zusammen gekommen“, ergänzt sie. Mit diesem monetären Fundament wird ein auf fünf Jahre angelegter Finanzierungsplan angeschoben, der das Projekt buchstäblich „zu Wasser lassen“ soll. „Wir müssen das Konzept in eine realisierbare Technologie umsetzen“, blickt Marcella in die nahe Zukunft. Im ersten Schritt geplant: Prototypen für Flüsse/Flussmündungen, um das Plastik herauszufiltern, bevor es überhaupt in die Meere gelangt. Eine Machbarkeitsstudie und Modellversuche stehen in den näch­sten drei Jahren auf dem Programm, ein Prototyp für Flüsse soll in fünf Jahren fertig gestellt sein.

Crowdfunding ist nur ein „Kick off“ – „wir suchen dringend Partner, auch mit unternehmerischem Know How, – und Geldgeber“, wünscht sich die Architektin und „Meeres-Visionärin“.

Apropos Architektin; als solche verdient Marcella Hansch derzeit ihre Brötchen; und die Architektur-Studentin Marcella beschloss 2013 spontan, in ihrer Masterarbeit nach Lösungen zu suchen, wie „maritimer“ Plastikmüll in den Griff zu kriegen ist – weltweit.

Weltweites Interesse geweckt

Inzwischen stößt PGS weltweit auf reges Interesse: „Familie, Freunde und Kollegen haben mich animiert, das weiter zu verfolgen, und als dann auch Fachleute die Idee als umsetzbar eingeschätzt haben, war die Umsetzung beschlossene Sache“, sagt die Tüftlerin.

Back-Up von der Universität Aachen, Vorträge in Deutschland, Europa und Übersee; der Support ist enorm gewachsen, der Weg von der Idee zum „Eintauchen“ scheint deutlich kürzer geworden.

Wie sieht die Idee eigentlich konkret aus? Basis ist eine Plattform, deren Funktionsprinzip – grob vereinfacht – an das Sedimentier­becken einer Kläranlage erinnert, ­allerdings unter umgekehrten Bedingungen. Diese Plattform beruhigt durch ihre Bauweise die Strömungen der Meere bis zu etwa 50 Metern Tiefe – Plastikpartikel sind leichter als Wasser und können so innerhalb der Plattform aufsteigen – bis an die Oberfläche – und dort abgeschöpft werden. Anschließend werden sie an Bord vergast. Machbar, sind sich Fachleute einig. Doch trotz aller Technik; am Anfang steht Überzeugungsarbeit: Ihre Vorträge nutzt Marcella auch stets dafür, das Umweltbewusstsein der Menschen zu stärken und ­jeden einzelnen zu animieren, ­Plastik zu reduzieren.

Auch im Sauerland, das sie noch regelmäßig besucht, um Familie und Freunde zu treffen.

Fragen an Marcella

Marcella, du bist Architektin, wie kam es überhaupt dazu, dass du dich mit diesem Thema beschäftigt hast?

Ich habe mich schon immer sehr verbunden mit der Natur gefühlt und konnte noch nie verstehen, warum wir Menschen die Natur so mit Füßen treten. Der Auslöser für das Thema war ein Tauchurlaub, bei dem ich mehr Plastik als Fische gesehen habe. Das hat mich einfach schockiert und meinen Ehrgeiz geweckt etwas dagegen zu tun!

Ihr seid ein gemeinnütziger Verein, der hinter diesem Projekt steht. Was genau macht ihr?

Inzwischen arbeiten wir mit 40 Ehrenamtlichen daran, das Konzept in eine realisierbare Technologie umzusetzen. Darüber hinaus wollen wir auf das Thema aufmerksam machen, das Bewusstsein bei den Menschen stärken und jeden einzelnen dazu animieren, Plastik zu reduzieren. Denn jeder einzelne Verbraucher hat die Macht etwas zu tun! Und dieser Macht müssen wir uns bewusst werden und sie nutzen!

Was war die größte Hürde für die Entwicklung bzw. welche ist es noch?

Das größte Problem ist die Finanzierung. Wir haben ein super engagiertes Team, in dem alle ehrenamtlich arbeiten – aber natürlich fehlen uns enorme Kapazitäten. Aktuell finanzieren wir uns über kleine private Spenden, davon können wir aber keine Vollzeitstellen generieren oder gar einen Prototypen bauen. Wir haben einen sehr konkreten Plan, aber um den umzusetzen, brauchen wir dringend Geldgeber.

Wie finanziert ihr eure Arbeit bei „Pacific Garbage Screening“?

Bisher finanzieren wir uns aus kleineren privaten Spenden und arbeiten komplett ehrenamtlich. Unsere Crowdfunding Kampagne soll helfen, endlich richtig durchstarten zu können! Außerdem suchen wir Sponsoren, die uns gerade in den ersten Jahren finanziell unterstützen.

Wie hältst du es mit Plastikmüll privat?

Ich achte sehr darauf, Plastik zu vermeiden. Wir Verbraucher haben eine enorme Macht – und jede Entscheidung im Supermarkt keine Produkte zu kaufen, die sinnlos in Plastik verpackt sind, ist ein Schritt nach vorne. Denn wenn jeder so handelt, die Nachfrage sinkt – dann wird sich auch das Angebot ändern. Das lebe ich auch so und es macht Spaß immer neue Alternativen zu finden und zu merken, dass auch die Menschen in meinem Umfeld mehr und mehr so denken und handeln. Denn jeder einzelne kann etwas tun!