Probleme im Gewerbepark: Unternehmer fordern Lösungen
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Voßwinkel. Arnsberger Verwaltung verspricht Antworten, CDU-Spitze reagiert auf den Unmut. Glasfaser fehlt, der Ausbau der Straßen lässt auf sich warten.
„Wir haben viele Fragen und wollen darauf Antworten erhalten“, sagt Dr. Marcel Kaiser. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU Arnsberg hat nach eigener Aussage mit Kopfschütteln den Hilferuf der Unternehmer im Gewerbegebiet „Gut Nierhof“ in Voßwinkel wahrgenommen. „Das sind wichtige Gewerbesteuerzahler und niemand von der Verwaltung kommuniziert mit den Unternehmern. Das kann und darf nicht sein!“, sagt Kaiser.
Marcel Kaiser hatte sich von den Bedingungen vor Ort bei einem Besuch überzeugt und erklärt: „Man fährt hier durch und hat das Gefühl, dass das Gewerbegebiet gestern erst gebaut wurde. Aber das ist ja nicht der Fall.“ Nach Gesprächen mit Vertretern der Unternehmerschaft in „Gut Nierhof“ kündigt er an, dass die CDU beim nächsten Planungs- und Bauausschuss der Stadt Arnsberg am 18. September das Thema auf die Tagesordnung nehmen wolle und werde. „Die Verwaltung soll sich zu dem bislang nicht erfolgten Ausbau der Infrastruktur äußern.“ Man wolle die Gründe dafür erfahren und wissen, wann der nächstmögliche Zeitpunkt für einen solchen Ausbau sei.
Marcel Kaiser macht deutlich: „Das soll keine direkte Kritik an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung sein. Wir als CDU wollen lediglich verstehen, was schief läuft.“ Man solle dies eher als Manöverkritik verstehen.
Bei den Unternehmern nimmt man diese Reaktion dankend auf. „Wir möchten auch gerne wissen, wie der status quo beim Ausbau der Infrastruktur aussieht. Denn bislang ist von Seiten der Verwaltung immer noch niemand auf uns zugekommen und hat konkret erklärt, wie der Zeitplan aussieht“, sagt Bernd Müller, Geschäftsführer von Trio Lighting. Auch für Peter Braukmann, Geschäftsführer von Caso, sei es wichtig zu wissen, wo man dran sei.
Von Wolfgang Becker, Thora Meißner und Martin Haselhorst
Die Stadt Arnsberg spricht davon, dass „der Gewerbestandort ‚Gut Nierhof‘ ein bedeutendes Gewerbegebiet, so wie auch alle übrigen Gewerbeflächen in der Stadt ist“. Daher wolle man deutlich machen, „dass die Wirtschaftsförderung Arnsberg (WFA) als zentraler Kontakt für alle Anliegen der Unternehmen ansprechbar ist“. Auch, wenn die WFA in den meisten Angelegenheiten nicht direkt zuständig sei bzw. Einfluss auf die Umsetzung habe, wie zum Beispiel beim Thema Glasfaserausbau, erklärt Stadtsprecherin Ramona Eifert.
„Das Gewerbegebiet, wie auch weitere im Stadtgebiet, wird über den geförderten Glasfaserausbau des Bundes erschlossen“, betont Eifert. Das Management obliege nicht der Stadt, sondern erfolge über die Gigabitkoordination des HSK. Verantwortlich für den Ausbau vor Ort in den Gewerbegebieten seien die damit beauftragten Telekommunikationsunternehmen. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigten, dass es aus verschiedenen Gründen immer wieder auch zu Verzögerungen gegenüber den Zeitplanungen kommen könne. „Hierzu wurden aktuell nochmals verbindliche Aussagen bei den Ausbauverantwortlichen eingefordert. Danach kann auch geklärt werden, ob die Richtfunkverbindung bis zur Herstellung des Glasfaseranschlusses aufrecht gehalten oder Alternativlösungen angeboten werden können“, sagt die Stadtsprecherin.
Auf die Frage unserer Redaktion an Marcel Kaiser, warum die CDU erst jetzt, nach dem Artikel über das Gewerbegebiet in Voßwinkel, reagiert und nicht viel früher solche konkreten Forderungen im zuständigen Ausschuss gestellt habe, sagt der Politiker: „Dieser Einwand ist durchaus korrekt. Umso wichtiger ist es, jetzt den Prozess zu beschleunigen und das Ganze dauerhaft zu begleiten.“
Allerdings sei man im Bezirksausschuss von Voßwinkel und Bachum nicht untätig gewesen. Dies bestätigt auch Bezirksausschussvorsitzender Andreas Sedlaczek. „Wir haben seit 2021 mehrmals das Thema in Sitzungen auf der Agenda gehabt und Fragen an die Verwaltung geschickt, mit der Bitte, sich zum Sachverhalt zu äußern.“ Der Informationsfluss sei jedoch spärlich gewesen.
Die Wirtschaftsförderung der Stadt deutet dagegen bereits kurzfristige Lösungen für einen der Kritikpunkte an. Die Unternehmer hatten sich u.a. auch über das Abstellen der Abfallcontainer der Firma Lobbe in dem Gewerbegebiet beschwert. Ramona Eifert erklärt: Für den Umgang mit den in ‚Gut Nierhof‘ temporär abgestellten Papiercontainer zeichnet sich eine Lösung ab. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem betroffenen Unternehmen wird nach einem Alternativstandort, der als weniger störend empfunden wird, gesucht.“
Die WFA verstehe sich als Bindeglied zwischen Unternehmerschaft und der Stadt Arnsberg und vertrete die Interessen der Unternehmen. „In der Natur der Sache liegt aber auch, dass rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen sich nicht immer mit den Wünschen und Interessen der Betriebe decken. Umso mehr ist es in diesen Fällen wichtig, beidseitig im Austausch zu bleiben“, so Eifert. Um dieses zu gewährleisten, stehe die WFA in Kontakt zu Unternehmen bei ihren konkreten Anliegen und sei auf den bekannten Kanälen, telefonisch sowie per E-Mail, direkt erreichbar.
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Damit widerspricht die Wirtschaftsförderung in gewisser Weise den Vorwürfen der Unternehmerschaft im Gewerbegebiet, die fehlende Ansprechpartner beklagt hatten.
Wann der Ausbau der Straßen erfolgt, hängt hingegen laut Verwaltung von den im Bebauungsplan vorgesehenen und mittlerweile auch vermarkteten letzten drei Grundstücken im Gewerbegebiet ab. „Die konkrete Projektierung, zeitlich wie in der Umsetzung, ist Angelegenheit der Grundstückseigentümer, daher können wir dazu keine konkreten Angaben machen“, sagt Eifert.
Der Endausbau der Straßen könne normalerweise erst im Anschluss an die Erschließung und Bebauung der Grundstücke erfolgen. Diese Vorgehensweise gelte in allen neuen Baugebieten - Gewerbe oder Wohnen -, um endgültig hergerichtete Straßen nicht sofort wieder aufzureißen und zu beschädigen. „Die vorhandenen Baustraßen bieten für die Übergangszeit eine ausreichende Qualität“, behauptet die Verwaltung entgegen der Meinung der ansässigen Unternehmer. „Trotzdem wird aktuell geprüft, ob eine zeitnahe Umsetzung unter den gegebenen Rahmenbedingungen erfolgen kann“, so Stadtsprecherin Ramona Eifert.
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