Arnsberg. Klinikum Hochsauerland erhält nach Workshop-Prozess das Gütesiegel „Pflege attraktiv“. Arbeitsgruppen aus der Praxis formulieren Ziele.
Gütesiegel in der Pflege gibt es viele - die meisten aus der Sicht der Patienten. Der Zertifizierungsprozess mit der Auszeichnjung „Pflege attraktiv“ nimmt die Perspektive der Mitarbeitenden ein. Im Klinikum Hochsauerland haben so in den vergangenen Wochen und Monaten rund 45 Pflegekräfte und Beschäftigte anderer Berufsgruppen in zeitintensiven Workshops Schwachpunkte und Probleme benannt, Ziele formuliert und daraus sechs konkrete Projekte abgeleitet. Diese sollen nun in den nächsten zweieinhalb Jahren umgesetzt werden. Aus der Praxis für die Praxis: Das jetzt für den angestoßenen Prozess feierlich überreichte Gütesiegel ist nicht das Ende des Weges, sondern die Herausforderung der Umsetzung beginnt jetzt.
Das Ziel des Klinikums als unterstützendes Unternehmen erklärt Pflegedirektorin Ina Wegener. „Wir wollen unsere Anstrengungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege weiter verstärken“, sagt sie anläßlich einer kleinen Feier in der Aula der Pflegeakademie in Hüsten. Das Zertifizierungsprogramm „Pflege attraktiv“ sei dafür ein wichtiger Baustein. „Es ging bislang um die Frage: Was braucht Pflege, um das Klinikum als attraktiven Arbeitgeber wahrzunehmen“, so Wegener.
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In den Workshops kamen viele Themen auf den Tisch. In der Umsetzung und Verfeinerung beschlossener Projekte geht es nun um Themen wie Stärkungen der Problemlösungsfähigkeiten, Transparenz in der Kommunikation und Struktur, Fehlzeitenmanagement und Einarbeitung neuer Kräfte mit einem Mentoring. Die vereinbarte Fortentwicklung soll jährlich durch ein externes Überwachungsaudit überprüft werden.
52 Krankenhäuser bundesweit
Die Zertifizierung „Pflege attraktiv“ ist vom Bundesverband Pflegemanagement mit weiteren Akteuren aus der Gesundheitsversorgung entwickelt worden. Hier wurden auch die Kriterien entwickelt, die einen attraktiven Arbeitgeber ausmachen sollen. Dabei wurden Befähiger- und Ergebniskriterien definiert, die im Zertifizierungsprozess beleuchtet und aufgearbeitet werden müssen. Aktuell befinden sich deutschlandweit 52 Krankenhäuser in einem Umsetzungsprozess. Das Klinikum Hochsauerland ist das erste Haus der näheren Region und auch innerhalb des Alexianer-Konzerns in diesem Verfahren.
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Mit seinen Maßnahmen muss das Klinikum gegen externe und zum Teil auch interner Stimmungslage im Haus arbeiten, die stark von Begriffen wie Pflegenotstand und Personalmangel geprägt sind. Auch Schichtdienste, belastende Erfahrungen und körperliche Herausforderungen sind Teil des Pflegealltags. Auf der anderen Seite, so das Klinikum, gebe es weiter viele Argumente für die Pflege als attraktiven Beruf: Sinnhaftigkeit, Sicherheit, Aus-, Weiter- und Fortbildungsangebote sowie vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Das Klinikum bezeichnet es selber als Erfolg, die Anzahl der Vollbeschäftigten im Pflegedienst von rund 800 im Jahr 2018 auf rund 1300 heute ausgebaut zu haben. Zusätzlich würden jährlich 150 Auszubildende in Pflegefachberufen aufgenommen. „Mehr als je zuvor“, so das Klinikum, „wir haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften zu verbessern.“ Tatsächlich ist die Personalgewinnung in der Pflege eine der größten Herausforderungen des Klinikums, um alle Abteilungen wie die große Intensivstation in Hüsten maximal auslasten zu können.
Die Verleihung des Gütesiegels „Pflege atttraktiv“ fällt in einer herausfordernde Zeit des Klinikums - sowohl finanziell wie auch organisatorisch. Das Klinikum arbeitet seit vergangenem Sommer mit der Eröffnung des Zentralen Notaufnahme und dem Abschluss des Umzugs der Abteilungen aus dem ehemaligen Marienhospital Arnsberg in einer Phase struktureller Veränderungen. „Gerade in dieser Umbruchzeit lohnt es sich aber, die Prozesse zu optimieren“, glaubt Pflegedirektorin Ina Wegener, „die Mitarbeitenden müssen jetzt einfordern, dass wir das umsetzen.“
In seiner Rolle als gelegentlicher Patient, Vorsitzender des Kuratoriums der St.-Johannes- und Maria-Stiftung und Klinikum-Aufsichtsratsmitglied und Bürgermeister war Ralf Bittner bei der Verleihung des Gütesiegels dabei. Er verwies auf die Bedeutung von Mitarbeiterzufriedenheit und adäquater Wertschätzung. „Auf diese Weise wird ganz automatisch auch die Grundlage für eine exzellente Patientenversorgung geschaffen“, so Bittner, „und die ist natürlich Ziel eines jeden Krankenhauses oder Klinikums.“