Hüsten. Lkw-Fahrer macht Vorschläge zum Thema Parkplätze und Verunreinigungen. Die Stadt schmettert ab, doch ein Unternehmen ergreift die Initiative.
Update:
Nachdem Tim Zilger für seine berufskraftfahrenden Kolleginnen und Kollegen „in die Bresche“ sprang, die Situation derselben erklärte und sogar Lösungsvorschläge lieferte, hatte die Stadt Arnsberg mit einer eher ernüchternden Aussage reagiert. „Die Wünsche und Vorschläge von betroffenen LKW-Fahrern, eine innerstädtische Park- und Rastinfrastruktur vorzuhalten, sind nachvollziehbar“, so Ramona Eifert, Stadtsprecherin. „Jedoch sind die angedachten Lösungen leider kaum realisierbar.“
Doch nun hat sich etwas getan. Nach Aussage von Stadtsprecher Frank Albrecht hat das Entsorgungsunternehmen Deimann neue Tonnen auf der Wagenbergstraße in Hüsten aufgestellt. Sie sind mit Ketten an Masten befestigt. „Nach Rücksprache mit dem Unternehmer, kümmert sich die Firma auch selber die Leerung der Tonnen. Die Stadt Arnsberg dankt Herrn Deimann für die Initiative, mit der das Ziel zu einer sauberen Stadt Arnsberg weiter gemeinsam verfolgt werden kann“, so Albrecht.
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Im Stadtgebiet existiere kein öffentlich ausgeschilderter LKW-Stellplatz. Auch in der Wiebelsheide sei der Stadt Arnsberg kein öffentlicher Stellplatz für Lkw bekannt. Tim Zilger jedoch fand zumindest einen Stellplatz in der Wiebelsheide, der sogar für Lkw-Fahrende gekennzeichnet ist. „Auf der Suche nach einem Pausenplatz habe ich tatsächlich in einer Nebenstraße hier oben in der Wiebelsheide einen ausgewiesenen Lkw Parkplatz gefunden“, sagt er, „Leider war dieser nirgendwo ausgeschildert und quasi durch Zufall entdeckt.“
Fakt sei, so Ramona Eifert weiter, dass für einen „kommunalen Autohof“ keine Flächen vorhanden seien. Oder anders gesagt: Selbst wenn es die Absicht gäbe, einen kommunalen Autohof zu bauen, gebe es hierfür keinen Platz. Darüber hinaus seien Bau und Betrieb einer solchen Infrastruktur mit Sanitäranlagen mit hohen Kosten verbunden – einplante Mittel gebe es hingegen nicht.
Für die Riggenweide sei eine Benutzungssatzung in Vorbereitung, die u.a. das Abstellen von Pkw und Lkw außerhalb von Veranstaltungszeiten auf bestimmten Flächen dann – auch offiziell – gestatte unter Beachtung von Verhaltensregeln. Offiziell, weil bereits jetzt, toleriert, eine Nutzung durch Pkw und Lkw erfolgt. Immer dann, wenn die Hüstener Kirmes nicht am Start ist. Ausgewiesen als entsprechender Lkw-Parkplatz werde diese Stellfläche dann jedoch nicht. Auch von WC-Häuschen ist nicht die Rede.
Wenn einer will, wollen andere auch
Und was ist mit möglichen Abfallbehältern? „Diese müssen regelmäßig geleert, gewartet und die Standorte gereinigt werden“, erläutert Eifert. „Die Erfahrungen zeigen, dass Müllbehälter auf solchen Plätzen gerne als Entsorgungsmöglichkeit für alle möglichen Abfälle einschließlich Sondermüll auch intensiv von weiteren Personen und Haushalten genutzt werden.“ Das sei vor dem Hintergrund der sehr knappen Personal- und Fahrzeugressource der Technischen Dienste problematisch. Es gebe viele Aufstellwünsche dieser Art, daher müssen die Kollegen genau abwägen und die Einzelfälle hinsichtlich ihrer Notwendigkeit prüfen. Zumal jeder neu aufgestellte Abfallbehälter dazu führt, dass solche für weitere Standorte eben auch gefordert werden.
In den Fällen, in denen sich Unternehmen aktiv einbringen würden, gebe es weniger Probleme - aber diesbezüglich gebe es für die Firmen ja keine Pflicht. „Als ein Beispiel kann RdM genannt werden, die den eigenen LKW-Verkehr auf ihrer Fläche im Alten Feld organisieren. Der Platz wird auch für Übernachtungen genutzt, ist aber nicht öffentlich“, so Eifert. Doch die wenigsten Unternehmen hätten vermutlich eine Fläche in diesem Ausmaß zur Verfügung.
Die Stadt Arnsberg sieht sich insgesamt offenbar nicht in der Pflicht und außerstande, etwas gegen die Exkremente und den Müll am Straßenrand oder sogar auf der Riggenweide zu tun. „Aus unserer Sicht wäre es die Pflicht des Bundes, den Ausbau von Stellplätzen entlang der Autobahnen massiv auszuweiten, um die Gesamtproblematik zu mildern und den Parkdruck nicht in die Städte zu verlagern. Grundsätzlich existieren Bundes-Förderprogramme für private Investoren für den Ausbau von LKW-Stellflächen.“
Tim Zilgers Vorschläge - was bisher geschah:
Tim Zilger springt für seine Kolleginnen und Kollegen in die Bresche. Denn während er die „Not“ der Anwohner und Radfahrern verstehen kann, kennt er auch die andere Seite: die der Lkw-Fahrer. Er spricht Tacheles. „Ich fahre zwar nur Tagestouren, aber kenne den Alltag derjenigen, die Tag und Nacht unterwegs sind“, sagt er, „Wir sind für alle immer der Buhmann.“
Joghurtbecher zwischen den Brennnesseln, feuchtes Toilettenpapier auf dem Randstreifen oder auch leere Plastikflaschen im Gebüsch - ein Anblick, der all diejenigen oft erwartet, die den Ruhrtalradweg zwischen dem Hüstener Wohngebiet an der Deleckerstraße und dem Gewerbegebiet an der Wagenbergstraße nutzen. Über die „Beschwerden“ der Anwohnenden und Passierenden hatte diese Redaktion bereits berichtet. Nun meldet sich Tim Zilger zu Wort, der ein paar klare „Forderungen“ an die Stadtverwaltung und auch Politik im Allgemeinen stellt.
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Staut es sich auf der Autobahn, so der 32-Jährige, seien die Lastkraftwagen schuld. Parken sie an vermeintlich nicht „freien“ Orten, seien sie schuld. Und auch, wenn Müll und im Notfall sogar Exkremente am Straßenrand zu finden sind, seien die Fahrer schuld. Dabei seien es die äußeren Umstände, die das Leben der Lkw-Fahrenden in der Fahrerkabine erschwerten. Unter anderem die Lenk- und Ruhezeiten. „Lieber schlecht stehen, als gar nicht stehen“, so Tim Zilger, „Denn die Überziehung der vorgegebenen Fahrzeiten ist echt teuer. Und bei dritten oder vierten Mal stehst du schon als Wiederholungstäter da.“
Chemikalische Campingtoiletten nicht für jederman bezahlbar
Er spricht von den strengen Lenkzeiten, die konsequent überprüft würden. „Ich glaube, wir üben den am meisten überwachten Job der Welt aus - insbesondere was die Lenk- und Ruhezeiten angeht.“ Und genau da sei es oft nicht möglich, zum nächsten ausgewiesenen Lkw-Parkplatz zu fahren. „Da müssen wir schauen, dass wir irgendwo spontan im Gewerbegebiet stehen können.“ Noch gravierender sei das Problem natürlich für all diejenigen, die ihre Nächte in den Fahrerkabinen verbringen müssten.
Manche Kunden erlaubten es, dass man ihren Hof nutze - und auch ihre WC-Anlagen. „Doch was ist, wenn dies nicht der Fall ist? Oder keiner da ist? Dann nutzen Lkw-Fahrer den Ort, an dem sie gerade stehen.“ Und das könne natürlich auch der Straßenrand sein, wenn sie keine chemikalische Campingtoiletten an Bord hätten. „Naja, gerade die osteuropäischen Lkw-Fahrer können sich einen solchen Luxus nicht leisten.“
Diese Redaktion trifft sich mit Tim Zilger direkt auf der Riggenweide. Dem Kirmesplatz in Hüsten. Dort sind große Parkflächen vorhanden, die außerhalb der Kirmeszeit auch immer wieder gerne als Lkw-Rastplatz genutzt werden.
Diese Möglichkeit bestätigt auch die Stadt Arnsberg. „Außerhalb der Zeiträume, in denen sie für Veranstaltungen bereitgestellt wird, ist die Riggenweide geduldeter Parkplatz für Pkw, Busse und Lkw“, so Stadtsprecherin Ramona Eifert. Die genannten Straßen würden zudem einmal wöchentlich gereinigt. Außergewöhnliche Verunreinigungen fielen dabei nur selten auf. Das Aufstellen etwaiger Mülleimer auf der Wagenbergstraße und auf der „Fahrradstraße“ vorm Raiffeisenmarkt in Hüsten sei nicht möglich.
Forderungen an Stadt Arnsberg und Politik
Aufgrund der Tatsache, dass die Riggenweide jedoch „nur geduldeter Parkplatz“ ist, wird dieser auch nicht als solcher ausgewiesen. „Woher sollen die Lkw-Fahrer es dann wissen? Also fahren sie in ein Gewerbegebiet, wie das hier um die Ecke, um dort eine Pause zu machen“, so Tim Zilger. Und dort gebe es ebenfalls keine Toiletten und Mülleimer. Nur Glas- und Altkleidercontainer.
„Eine vernünftige Beschilderung wäre super“, so der Lkw-Fahrer, „vielleicht sogar in internationalen Sprachen oder entsprechender Symbolik.“ Nur so könnten ausländische Fahrer dann auch verstehen, wo sich ein solcher befinde.
Zudem wünscht er sich ein Dixi-Klo auf der Riggenweide und ggf. auf anderen ausgewiesenen Lkw-Parkplätzen. „Da könnte man ja ein digitales System entwickeln, beispielsweise mit einem QR-Code, so dass die Fahrer die Toilette nutzen können und Vandalismus vermieden wird.“ Und Mülleimer bzw. Container könnte er sich dort ebenfalls vorstellen.
Ruhrtalradweg an der Wagenbergstraße wirklich gefährlich
Lastkraftwagen seien das Transportmittel Nr. 1 in Deutschland. Der Staat habe die unterschiedlichsten Regelements dafür geschaffen. „Dann sollte aber auch dafür gesorgt werden, dass wir unseren Job vernünftig ausüben können - auch nach der harten Corona-Zeit. Da wurde noch geklatscht, danach waren wir wieder der Buhmann.“
Man könne zum Beispiel auch mit Firmen in Gewerbegebieten kooperieren - was das Aufstellen von Mülleimern betrifft. Und vielleicht wären die sogar bereit, gemeinsam ein Dixi-Klo aufzustellen. Das wisse man ja nicht, wenn man nicht fragt.
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Was den Ruhrtalradweg an der Wagenbergstraße betrifft, so könne er die Sorge der Radfahrenden absolut nachvollziehen. „Ich fahre selbst gerne Fahrrad - und zwischen den Lkw und Autos hindurch ist das doch sehr gefährlich. Es gab doch vor Kurzem diesen Antrag, den Radweg zu verlegen. Vielleicht wäre das eine überlegenswerte Idee.“
Der Stadt Arnsberg wurden diese Vorschläge bzw. Ideen vorgeschlagen - die Resonanz steht noch aus.