Arnsberg-Niedereimer. Drei Menschen kommen an der Sauerlandstraße im Ortsteil Niedereimer gewaltsam zu Tode: Was es damit auf sich hat - und wer daran erinnert.

Dieser Ort scheint Unheil anzuziehen - jedenfalls sind an der Sauerlandstraße in Arnsberg-Niedereimer im Laufe der Jahrhunderte mehrere Menschen gewaltsam zu Tode gekommen. Dass ihr Schicksal nicht in Vergessenheit gerät, liegt Peter Hering sehr am Herzen. Nun ist es dem Arnsberger gelungen, ein weiteres Zeichen zu setzen:

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In der Nähe des bereits vor einigen Jahren restaurierten Gedenksteins für die im Dienst erschossenen Polizisten Bernd Korb und Michael Gödde wurde jetzt eine Info-Tafel angebracht, auf der vom Mord am Werler Bürgermeister Hermann Lilie berichtet wird, der viele Jahrhunderte zuvor fast an gleicher Stelle sein Leben verlor.

QR-Code enthüllt die Hintergründe

Demnächst wird auf der Informationstafel noch ein QR-Code angebracht: „Dann können alle Interessierten die komplette Geschichte mit Sage und Gedicht auch mittels Handy nachlesen“, freut sich Peter Hering.

Demnächst wird auf der Informationstafel (hier im Bild) noch ein QR-Code angebracht.
Demnächst wird auf der Informationstafel (hier im Bild) noch ein QR-Code angebracht. © WP | Privat

Bis es so weit ist, blicken wir kurz auf die blutige Geschichte: Hermann Lilie fiel einem Verbrechen zum Opfer, wurde erschossen: „1516, den 28. Dezember, tötete Bracht Wulff zu Füchten, der mit der Stadt Werl in Feindschaft lebte, deren Bürgermeister Lilie unterhalb Arnsbergs durch einen Flintenschuss“, heißt es in einer mehr als 100 Jahre später verfassten Chronik. Die Geschichte vom Mord an Hermann Lilie habe er zufällig vor langer Zeit im „Ninivit“ (Heimatblatt des Arbeitskreises Dorfgeschichte „AKD“ Niedereimer) gelesen, berichtet Hering. Die Stadtarchivare von Arnsberg (Michael Gosmann, inzwischen im „Un-Ruhestand“), Werl (Heinrich-Josef Deisting) und Soest (Dirk Elbert) veröffentlichten ihre gemeinsamen Recherchen dazu unter dem Titel „Das rote Kreuz von Niedereimer“. Da Lilie ganz in der Nähe des Ortes getötet wurde, wo sich über viereinhalb Jahrhunderte später eine noch größere Tragödie ereignete, sei ihm der Gedanke gekommen, auch an den Mord am Werler Bürgermeister zu erinnern“, so der pensionierte Polizeibeamte weiter. Womit der Fokus auf die beiden Kollegen Herings‘ schwenkt:

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Es war im Jahr 1979, als die Arnsberger Polizeibeamten Bernd Korb und Michael Gödde in Ausübung ihres Dienstes sterben mussten - im Kugelhagel der automatischen Waffe, die ein desertierter belgischer Soldat abfeuerte. Der 10. Juli ist gerade wenige Minuten alt, als Gödde (26) aus Arnsberg und Korb (27) aus Rumbeck auf der alten B 7 im Niedereimerfeld, auf Höhe der Degussa (heute Perstorp), einen belgischen Militärjeep stoppen, der mit einem defekten Scheinwerfer unterwegs ist. Dessen Fahrer - der 18-jährige Berufssoldat Jean-Luc Rikir - greift sofort zum Schnellfeuergewehr und tötet die Polizisten mit einer Salve. Sie hatten keine Chance.

Feuergefecht mit der Polizei

Rikir, er steht vor der unehrenhaften Entlassung aus der Armee, flüchtet, wird noch am selben Tag nach einem Feuergefecht mit der Polizei, bei dem er selbst schwer verletzt wird, bei Breitenbruch festgenommen. Später nach Jugendstrafrecht zu zehn Jahren Haft verurteilt, begeht er - nach einer weiteren Verurteilung in Belgien - in der Haft Selbstmord. Der Gedenkstein für die ermordeten Ordnungshüter geriet in Vergessenheit - bis der Bruchhausener Hering im Oktober 2017 die Idee hatte, den Ort - u.a. mit einem Brückenschlag - neu zu beleben (die Erfolgsstory von damals lesen Sie hier). Mit der nun hinzugefügten Tafel für das „dritte Opfer vor Ort“ (wenn man so will) schließt sich der Kreis: Am vergangenen Freitag gab es eine kleine Eröffnungszeremonie:

Dank gilt den Unterstützern

Beteiligte Sponsoren bzw. Firmen und Institutionen:

AM Industriemontage, B & K Landschaftspflege, Baumschulen Krass, Ideen aus Metall B. Obertrifter, Offlineprinter Werbetechnik.

Auch der Fachbereich Grünflächen der Stadt Arnsberg ist an der Realisierung beteiligt.
 

Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner sowie Detlef Becker (Vorsitzender Arbeitskreis Dorfgeschichte Niedereimer) und Peter Hering stellten das Projekt vor - im Beisein einer kleinen Schar von Gästen. Zwischen Idee, Planung, Fertigung und Einweihung seien, so Hering, über vier Jahre vergangen. Wichtig ist dem Pensionär, zu erwähnen, dass die Aktion „Lilie“ - wie schon das Engagement für das Polizisten-Gedenken - auf Sponsorenhilfe fußt: „Ohne deren Interesse und Einsatz wären Herstellung des Schildes, des Standfußes sowie die Herrichtung des Platzes samt Bepflanzung nicht möglich gewesen“, betont Peter Hering (siehe Infobox).