Niedereimer. . Ein Schritt dazu ist der Brückenschlag über den Perstorp-Obergraben. Und der erfolgt am Samstag, 6. April, um 10 Uhr.

Die Wiederherrichtung der Gedenkstätte für die am 10. Juli 1979 im Dienst erschossenen Arnsberger Polizeibeamten Bernd Korb und Michael Gödde nähert sich der Vollendung:

Die Brückenkonstruktion über den Perstorp-Obergraben, die den Gedenkort an der früheren B 7 mit dem Ruhrtalradweg verbinden soll, wurde in der Firma „AM Industriemontage“ fertiggestellt und wird Samstag per Kran auf die Sockel gesetzt. Als Termin für die offizielle Einweihung angepeilt ist der 10. Juli. Dann jährt sich die Bluttat zum 40. Mal.

Peter Hering rackert unermüdlich für das Projekt

Ein Mann, ein Ziel, ein Erfolg: Als der Bruchhausener Peter Hering im Oktober 2017 mit seiner Idee, die völlig verkrautete und in Vergessenheit geratene Gedenkstätte und damit die Erinnerung an die beiden Gewaltopfer unter anderem mit einem Brückenschlag neu zu beleben, haben dies viele für vergebliche Mühen gehalten.

Hier soll die Brücke hin:  Peter Hering am Perstorp-Obergraben.
Hier soll die Brücke hin: Peter Hering am Perstorp-Obergraben. © Ted Jones

Nicht so Peter Hering. Der pensionierte Polizeibeamte hat dafür unermüdlich geackert, Sponsoren akquiriert und auch Stadt und Politik für das Projekt gewinnen können.

Brücke ist jetzt fertig

Nun ist mit der Fertigstellung des komplett aus feuerverzinktem Stahl geschaffenen Brückenwerks in dem nur 500 Meter von der Gedenkstätte entfernten Unternehmen „AM Industriemontage“ der wohl aufwendigste und zugleich teuerste „Batzen“ unter Dach und Fach. Immerhin: Rund 40.000 Euro ist die Brücke „schwer“.

Adem Morina übernimmt 70 Prozent der Kosten

Und deshalb hat der Erfolg des Projektes „Wiederbelebung der Gedenkstätte“ noch einen weiteren Namen: Adem Morina. Denn der AM-Chef übernimmt 70 Prozent der Brückenkosten aus eigener Tasche, den verbleibenden Rest trägt die Stadt Arnsberg.

„Ohne Adem Morina,“ sagt Peter Hering, „wäre das ganze Projekt gescheitert, weil die Kosten sonst nicht hätten aufgebracht werden können.“

Unterstützung ist für den AM-Chef selbstverständlich

Auch für Rolli-Fahrer geeignet

Die unverrottbare Stahlbrücke ist 13,6 Meter lang und 1,30 Meter breit. Sie kann damit auch von Rolli-Fahrern genutzt werden.

Durch den Brückenschlag entsteht praktisch auch ein neuer Spazierweg zwischen Niedereimer und Bruchhausen.

Das Unternehmen „AM Montagetechnik“ hatte Adem Morina 2007 in Bruchhausen eröffnet, 2014 erfolgte - mit Erweiterung - der Umzug ins Niedereimerfeld.

Dort sind 19 Mitarbeiter beschäftigt.

Für Adem Morina ist die Unterstützung eine Selbstverständlichkeit. „Weil jeder Mensch so seine eigene Geschichte hat, die ihn entsprechend handeln lässt.“

Und Morinas Geschichte hat mit Not und Hilfe zu tun. Im Kosovo geboren, hat als junger Mensch den jugoslawischen Bürgerkrieg erleben müssen. Er hat Tote und Elend gesehen - und aus Deutschland Hilfe erfahren. „Auch von Menschen, die selbst nichts hatten.“

„Es ist für mich eine Chance, etwas zurückzugeben“

Deshalb war es für den dreifachen Familienvater keine Frage, sich bei dem von Peter Hering initiierten Projekt einzubringen. „Denn es ist für mich eine Chance, etwas von dem zurückzugeben, was meine Familie und ich vor vielen Jahre selbst bekommen haben. Nämlich Hilfe.“

Zudem, so der heute erfolgreiche Unternehmer, könne er sich aufgrund seiner eigenen Erlebnisse emotional sehr gut in das Leid hinversetzen, das der Polizistenmord ausgelöst habe. „Ich selbst habe die vielen Toten aus dem Bürgerkrieg, die ich sehen musste, noch immer im Kopf.“

Es vor wenigen Monaten vom Polizistenmord erfahren

Ohnehin sei er der Auffassung, dass sich ein jeder - so wie er kann - für andere Menschen einsetzen sollte. Daher, so Morina, werde er auch in Zukunft dort unterstützen, wo Unterstützung erforderlich sei. Weil es auch Freude bereite, sich einzubringen.

Auch der Gedenkstein selbst wird aufgewertet, freigeschnitten und wieder eine Tafel erhalten.
Auch der Gedenkstein selbst wird aufgewertet, freigeschnitten und wieder eine Tafel erhalten. © Ted Jones

Und bei der Auswahl der Projekte, da verlasse er sich allein auf sein Bauchgefühl.

„Das hat bisher immer gut funktioniert.“ Wie aktuell bei der Wiederherrichtung der Gedenkstätte, von der er bis vor wenigen Monaten ebenso wie von dem Polizistenmord noch nie gehört hatte.

Bürgermeister Ralf Paul Bittner würdigt Engagement

Bürgermeister Ralf Paul Bittner ist von derartiger Unterstützung angetan: „Ich freue mich immer sehr, wenn sich Bürgerinnen und Bürger für ihre Stadt einsetzen und durch ehrenamtliches Engagement Dinge bewegen.“

Im konkreten Fall seien viele Beteiligte und Unterstützer zusammengeführt und zahlreiche Argumente für den Bau der Brücke vorgetragen worden. „Damit leisten engagierte Menschen wie Peter Hering und Adem Morina einen wichtigen Beitrag. Dafür möchte ich mich im Namen der Stadt bedanken.“

Samstag, 6. April, ist der erste große Schritt geschafft

Und wie geht es mit der Gedenkstätte weiter? Da muss Peter Hering nicht lange überlegen: „Mit dem Brückenschlag kommenden Samstag um 10 Uhr ist der erste große Schritt geschafft.“

Anschließend werde der Gartenbaubetrieb Johannes Krass den Gedenkstein herrichten und das Wennigloher Bauunternehmen Peter Blume den Weg zur und von der Brücke anlegen.

Peter Hering informierte vor Ort am Perstorp-Obergraben über sein Projekt auch im Rahmen eines Bürgermeister-Spaziergangs in 2018.
Peter Hering informierte vor Ort am Perstorp-Obergraben über sein Projekt auch im Rahmen eines Bürgermeister-Spaziergangs in 2018. © Wolfgang Becker

„Beide machen das unentgeltlich für die gute Sache.“ Peter Blume hat übrigens auch schon die Brückensockel am Perstorp-Obergraben auf Vordermann gebracht.

Sie hatten keine Chance

Der 10. Juli 1979 ist gerade wenige Minuten alt, als den beiden Polizeibeamten Michael Gödde (26) aus Arnsberg und Bernd Korb (27) aus Rumbeck auf der alten B 7 im Niedereimerfeld am Kilometerstein 3.0 in Höhe der Degussa (heute Perstorp) einen belgischen Militärjeep stoppen, der mit einem defekten Schweinwerfer unterwegs ist.

Dessen Fahrer - der 18-jährige Berufssoldat Jean-Luc Rikir - greift sofort zu einem Schnellfeuergewehr und tötet die beiden Beamten mit einer Salve. Sie hatten keine Chance.

Der Täter begeht später Selbstmord

Der Standort des Gedenksteins befindet sich in Höhe des einstigen Tatorts.
Der Standort des Gedenksteins befindet sich in Höhe des einstigen Tatorts. © Mediengestalter Hagen

Rikir flüchtet, wird aber noch am selben Tag nach einem Feuergefecht mit der Polizei, bei dem er einen Lungendurchschuss abbekommt, bei Breitenbruch festgenommen. Er wird später nach Jugendstrafrecht zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach einer weiteren Verurteilung in Belgien begeht er in der Haft Selbstmord.

Unter anderem mit einem Maschinengewehr bewaffnet

Unmittelbar vor der Bluttat hatte der vor der unehrenhaften Entlassung aus der belgischen Armee stehende Rikir den Jeep mit in der Kaserne gestohlenen Waffen - unter anderem ein Maschinengewehr und mehrere Kisten Munition - beladen, mit dem Fahrzeug das Kasernentor durchbrochen und eine Irrfahrt durch Arnsberg begonnen.

Dann traf er im Niedereimerfeld auf die von einem Taxifahrer alarmierten Polizeibeamten.