Arnsberg. Knapp 1200 Fahrzeuge sind im Hochsauerlandkreis mit „LPG“ unterwegs. Für wen dieser Treibstoff attraktiv ist - und welche Kosten entstehen.
„Ich geb Gas, ich geb Gas“ trällerte einst Sänger Markus - und klagte über teures Benzin. Hätte er nicht Gas gegeben, sondern genommen, Autogas zum Beispiel, er wäre billiger gefahren. Allerdings nicht mit seinem Maserati. Wo es in Arnsberg Autogas zu tanken gibt, wie teuer es ist, was ein gasbetriebenes Auto kostet, welche Modelle sich nachrüsten lassen und für wen es sich lohnt.
Auch interessant
Gleich an zwei ihrer Tankstellen im Arnsberger Stadtgebiet bietet die Grüne Energie GmbH & Co. KG Autogas (LPG) an: im Stadtteil Arnsberg an der Hellefelder Straße und in Oeventrop. Weil derzeit nur knapp 1200 Pkw im HSK zugelassen sind, die LPG tanken oder zutanken (siehe Infobox), stellt sich die Frage: Lohnt es sich für Anbieter? „Die Nachfrage hängt immer von ein paar Faktoren ab. Der aktuelle Preis, der je nach Verfügbarkeit und politischen Maßnahmen variiert, spielt eine große Rolle“, erklärt Noah Klömich von der Firma Grüne auf Nachfrage. Derzeit kostet der Liter LPG etwa einen Euro, ist deutlich günstiger als Diesel oder Super.Dieser Kraftstoff lässt sich - neben Grüne - im Raum Arnsberg auch hier tanken: „Westfalen“ (Werler Straße 8 in Neheim); „Shell“ (Stembergstraße 80 in Neheim), „Calpam“ (Im Ohl 4 in Neheim) sowie „Raiffeisen“ (Am Siegenbittel 1 in Hüsten und Hanns-Martin-Schleyer-Straße 2 in Sundern).
Wie viele Gas-Kfz es im HSK gibt
Aktuell sind folgende Fahrzeuge mit Gas-Antrieben im Hochsauerlandkreis zugelassen:
Ausschließlich Flüssiggas; 2; bivalenter Betrieb mit Benzin und Flüssiggas: 1188; bivalenter Betrieb mit Benzin und komprimiertem Erdgas 28; ausschließlich Erdgas 75.
Hinzu kommt ein absoluter Exot: ein im Zweistoffbetrieb mit verflüssigtem Erdgas (LNG) und Diesel fahrender Pkw.
Aber macht es nur der Preis? Welche Vorteile bietet diese Art des Fahrzeugantriebs außerdem? Autogas biete gleich mehrere Vorteile, zählt Klömich auf: Umweltfreundlichkeit: LPG - Liquefied Petroleum Gas - verbrenne sauberer als Benzin und Diesel, was zu geringeren Emissionen von CO₂, Stickoxiden (NOx) und Partikeln führt. Dies trage zur Verbesserung der Luftqualität und zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei. Allerdings sei LPG nicht emissionsfrei und bleibe ein fossiler Brennstoff.
Verfügbarkeit: In vielen Ländern gebe es ein gut ausgebautes Netzwerk von LPG-Tankstellen. Geringerer Motorverschleiß: Die saubere Verbrennung von LPG führe zu weniger Ablagerungen im Motor, was die Lebensdauer des Motors verlängern kann. Steuervorteile: „In vielen Ländern werden steuerliche Anreize oder Subventionen für die Nutzung von LPG als Kraftstoff gewährt“, so der Grüne-Mitarbeiter.
Auch interessant
Dazu der ADAC: Autogas (LPG) genoss wie Erdgas (CNG) als alternativer Kraftstoff jahrelang Steuervorteile, die Begünstigung wurde jedoch stufenweise verringert und endete am 31. Dezember 2022. Seitdem sind 22,09 Cent pro Liter Steuern fällig. Die Steuersätze von Erdgas und Autogas sind bezogen auf den Energiegehalt etwa gleich hoch und deutlich niedriger als die von Benzin und Dieselkraftstoff. Darüber hinaus kann die Nachrüstung einer Autogasanlage zu einer Reduzierung der Kfz-Steuer führen.
Stichwort Nachrüstung
Wirtschaftliche Vorteile ergeben sich vor allem bei Vielfahrern und bei Fahrzeugen mit hohem Benzinverbrauch. Da der Heizwert von Autogas jedoch deutlich niedriger liegt als der von Benzin, steigt der Verbrauch beim Betrieb mit Autogas je nach Motor, Autogasanlage, Gaszusammensetzung und Fahrweise um 10 bis 30 Prozent. Bei der Kostenrechnung sollte beachtet werden, dass das Fahrzeug bei der Umrüstung nicht zu alt und in einem guten Zustand ist, damit sich die Investition amortisiert. Eine nachträgliche Umrüstung liegt preislich zwischen 1800 und 3500 Euro. Der ADAC hat für 60 gängige Automodelle beispielhaft berechnet, nach wie vielen Kilometern sich der Umbau und der Betrieb durch die eingesparten Kraftstoffkosten amortisiert:
So rechnet sich eine Autogas-Nachrüstung zum Beispiel bei einem BMW X3 bereits nach 46.000 gefahrenen Kilometern, beim Ford Focus nach 97.000 und beim Mazda 3 nach 87.000 Kilometern. Fahrer eines Škoda Fabia kommen dagegen erst nach 181.000 gefahrenen Kilometern, die eines Peugeot 208 sogar erst nach 214.000 gefahrenen Kilometern ins Kosten-Plus. Hier lohnt sich eine Umrüstung also nicht.
Kaum Neuwagen
Ein möglicher Grund für die - trotz der geschilderten Vorteile - sehr überschaubare Anzahl von LPG-betriebenen Kfz auf deutschen Straßen (bundesweit sind etwa 320.000 zugelassen): Es gibt kaum Neufahrzeuge für Autogas. Bei alternativen Antrieben setzen Hersteller zunehmend auf Hybrid- und Elektromodelle. Lediglich Dacia und Renault bieten derzeit LPG-Modelle ab Werk an, ab unter 20.000 Euro. Beide Marken sind auch in Arnsberg vertreten, nähere Info gibt das Autohaus Stamm in Hüsten.
Auch interessant
Bleibt noch die Frage zum Unterschied zwischen LPG und Erdgas. Hier gibt erneut Noah Klömich Auskunft: LPG (Liquefied Petroleum Gas) bestehe hauptsächlich aus Propan und Butan, während sich Erdgas (CNG, Compressed Natural Gas) hauptsächlich aus Methan zusammensetze. Wichtig zu wissen: Mit LPG betankte Fahrzeuge haben in der Regel eine größere Reichweite als Erdgas-Autos. Die Infrastruktur (Anzahl der Tankstellen) für LPG ist in vielen Ländern besser ausgebaut als die für Erdgas. Autogas-Fahrzeuge können kein Erdgas tanken - und umgekehrt.