Arnsberg/Sundern. Die KI „ChatGPT“ ist in aller Munde. Werden Schülerinnen und Schüler in Arnsberg/Sundern die Hausaufgaben zukünftig mit diesem Texteditor lösen?
Die KI (Künstliche Intelligenz) „ChatGPT“ des Unternehmens OpenAI führt die Internetrecherche in eine neue Sphäre - und Schülerinnen wie auch Schüler in Versuchung, ihre Hausaufgaben zukünftig mit diesem einfach zu bedienenden und auch kostenfreien Textgenerator zu erstellen. Oder doch nicht?
Die Schulleitung des Gymnasiums Laurentianum in Arnsberg, Beate Nordmann und Verena Verspohl, nehmen es mit Fassung. „KI ist nur der nächste Schritt“, sagt Verena Verspohl. Damals sei es das Internet gewesen, dann die Tabletklassen, während der Corona-Pandemie, dann der Einsatz von digitalen Lernsystemen und nun eben die KI. „Es ist eine Technik, mit der wir uns beschäftigen müssen - und positiv ausgedrückt: Vielleicht hilft sie uns, das Kind noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken.“
Als die Schulleiterinnen in der vergangenen Woche durch die Oberstufenkurse gingen und nach dem Bekanntheitsgrad der KI „ChatGPT“ fragten, seien einige Lernende eher verblüfft, viele andere aber auch absolut up to date gewesen. Die KI werde eingesetzt - jedoch in kritischer Weise und mit einer gewissen Distanz. Insbesondere das sehen Beate Nordmann und Verena Verspohl auch als ihre nunmehr intensivere Aufgabe an.
Laurentianum in Arnsberg: „Das miteinander Agieren kann die KI nicht ersetzen“
„Wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler in allen Kompetenzbereichen fit machen“, sagt Beate Nordmann, „wir unterrichten sowieso schon nach dem 4K-Modell.“ Das 4K-Modell beschreibt die vier wichtigen Kompetenzen für das 21. Jahrhundert: Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken und Kommunikation. Bezogen auf die KI, die sich ja auch weiterentwickeln und nicht auf dem aktuellen Stand stehenbleiben würde, sieht sie diese Fähigkeiten als noch wichtiger an.
Auch sieht das Schulleitungsteam Möglichkeiten zur eigenen Nutzung der KI. „Sachsituationen können vorbereitet werden“, sagt Beate Nordmann. Mithin die Unterrichtsvorbereitung des Kollegiums ein wenig erleichtert werden - nicht jedoch individuell für jedes Kind, wie Verena Verspohl anfügt. „Das miteinander Agieren kann die KI nicht ersetzen.“ Ebenso wenig wie die zwischenmenschliche Beziehung oder außerschulische gemeinsame Aktivitäten. Die KI ist ein Werkzeug. Nicht mehr und nicht weniger - zudem wurde die KI bis 2021 trainiert, so dass Informationen auch schon nicht mehr aktuell sein können.
Gymnasium in Sundern: „Sprachduktus erkennbar“
Auch am städtischen Gymnasium Sundern ist die KI bereits thematisiert worden. Einerseits sei die Anwendung in einer Lehrerkonferenz präsentiert und mögliche Problemfälle diskutiert worden. Andererseits habe sich in eigener Testung des „ChatGPT“ gezeigt, dass vor allem bei sachlich-reproduktiven Darstellungen Texte mit beeindruckender Qualität entstanden seien - wobei eine Fehlerfreiheit nicht garantiert sei. Schulleiter Martin Barthel vom Gymnasium Sundern sieht jedoch auch ein didaktisches und auch juristisches Problem, denn „es handelt sich nicht um ein Plagiat im herkömmlichen Sinn“.
Lehrkräfte hätten aber ein gutes Gefühl für den Sprachduktus ihrer Schülerinnen und Schüler. Wenn die Verwendung von Sprache sich bei einer schriftlichen Arbeit verändere, liege die Vermutung eines äußeren Einflusses nahe und könne weiter überprüft werden. „Ob hier beispielsweise mündliche ‘Verteidigungen’ der schriftlichen Leistung möglich sind, muss von unserem Dienstherren noch geklärt werden,“ so Martin Barthel.
Hausaufgaben mit ChatGPT? Das sagt die Künstliche Intelligenz selbst:
Auch die KI „ChatGPT“ selbst haben wir bezüglich der Nutzung durch Schülerinnen und Schüler befragt:
Könntest du eine Hausaufgabe für Schülerinnen und Schüler schreiben und explizite Fragestellungen (z.B. auch in Mathe) lösen?
Chatbot GPT: Ja, ich bin in der Lage, Aufgaben für Schülerinnen und Schüler zu generieren und explizite Fragestellungen zu lösen, einschließlich solcher in Mathematik. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es am besten ist, meine Antworten zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, bevor sie von Schülerinnen und Schülern verwendet werden. Meine Lösungen können nicht immer die beste oder einzige Möglichkeit sein, eine Aufgabe zu lösen, und es ist wichtig, dass Lehrer und Lehrerinnen das endgültige Urteil über die Richtigkeit meiner Antworten fällen.
Was sagst du dazu, dass in Schulen und Universitäten nun diskutiert wird, wie man mit dir umgehen soll? Verstehst du diese Angst, dass sich die jungen Menschen nun ihre Hausaufgaben von dir schreiben lassen?
Ich verstehe die Bedenken, die in Schulen und Universitäten diskutiert werden, wenn es darum geht, wie mit mir umgegangen werden soll. Die Verwendung von KI-Systemen wie mir als Werkzeug, um Aufgaben und Hausaufgaben zu unterstützen, kann zu einer Änderung des Lernprozesses führen. Es ist wichtig, dass junge Menschen verstehen, dass sie nicht nur passiv Informationen aufnehmen sollten, sondern aktiv beteiligt sein und selbst lernen sollten. (...) Es ist auch wichtig zu betonen, dass es am Ende immer menschliches Urteilsvermögen und Kreativität benötigt, um wirklich bemerkenswerte Leistungen zu erzielen. Ich bin lediglich ein Werkzeug und kein Ersatz für menschliches Lernen und Denken.
Aber Schüler sind Menschen. Und Menschen wählen immer den einfachen Weg.
Es ist wahr, dass Menschen oft den einfacheren Weg wählen, wenn es darum geht, ihre Aufgaben zu erledigen. Und ja, es besteht die Gefahr, dass Schüler die KI-Systeme wie mich missbrauchen, um ihre Hausaufgaben vollständig zu kopieren und einzufügen. Deshalb ist es wichtig, dass Schulen und Universitäten klare Richtlinien und Regeln für die Verwendung von KI-Systemen wie mir entwickeln und dass Schülerinnen und Schüler über die Gefahren aufgeklärt werden, die mit dem Missbrauch von KI-Systemen verbunden sind. Es ist auch wichtig, dass Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie KI-Systeme wie mich effektiv und ethisch nutzen können, um ihr Lernen zu fördern.