Arnsberg/Sundern. Welche Absicherung ist die Richtige, um das Haus vor Starkregen zu schützen? Wir haben uns bei einigen heimischen Versicherern erkundigt.
„Starkregen“ – erneut waren in der Nacht auf Mittwoch Sunderner Ortsteile betroffen, die Feuerwehr rückte zu knapp einem Dutzend Einsätzen aus.
Kosten zwischen 600 und 1000 Euro jährlich
Von Starkregen spricht man bei großen Niederschlagsmengen je Zeiteinheit. Er fällt meist aus konvektiver Bewölkung. Starkregen kann überall auftreten und zu schnell ansteigenden Wasserständen mit Überschwemmungen führen. Häufig geht Starkregen auch mit Bodenerosion einher. Der DWD warnt deswegen vor Starkregen in drei Stufen.Wie hoch der Beitrag zur Elementarversicherung ausfällt, ist vom Einzelfall abhängig. Im Mittel müssen Sie mit einem Aufschlag von etwa 50 Prozent auf die Prämie zur Wohngebäudeversicherung rechnen. Die Beiträge liegen bei durchschnittlich zwischen 600 und 1000 Euro jährlich. Auch Mieter sollten diese Option prüfen.
Schon Anfang Juni 2021 standen Teile von Endorf, Recklinghausen – und in der Folge die südlichen Teile der Kernstadt (Röhre und Selschede) teils unter Wasser (wie berichtet).
„Richtig nass gemacht“ fühlen sich Geschädigte oft erst, wenn sich die Gewitterwolken verzogen haben, denn nicht immer kommt die Versicherung für den Schaden auf… Darüber, welche Absicherung die Richtige ist – und was es alles zu beachten gilt, haben wir uns bei heimischen Versicherern erkundigt. Wie können sich Versicherte gegen solche Naturereignisse absichern?“
„Um sich gegen das Risiko solcher Elementargefahren zu schützen, benötigen Versicherte eine Elementarschadenversicherung. In der Regel ist dies ein zusätzlicher Baustein in der Gebäude- und Hausratversicherung“, erklärt Tobias Packheiser, Juniorpartner bei der Figgen und Steinberg GmbH + Co. KG in Neheim. Auch Geschäftsbetriebe können – über ihre Gebäude- und Inhaltsversicherung – Elementarschäden versichern. „Über die Kfz-Teilkasko sind Elementarschäden regelmäßig mit versichert“, ergänzt Packheiser. Nahezu alle Versicherungsunternehmen bieten diesen Versicherungsschutz an; beachten sollten Versicherte die Selbstbeteiligung. Aber reichen denn eine Wohngebäude- und eine Hausratversicherung nicht aus?
Regulär nicht abgedeckt
„Nein, denn Schäden, die durch Überschwemmungen entstehen, sind in der regulären Wohngebäude- und Hausratversicherung üblicherweise nicht abgedeckt. Diese decken lediglich die Folgen von Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel ab“, verdeutlicht Torsten Krüper, Inhaber der „Continentale“-Agentur in Sundern. Nur eine Elementarschadenversicherung fange die finanziellen Folgen von Überschwemmungen auf, so der Versicherungsmakler weiter. Sintflutartiger Regen, meist verbunden mit Sturm und heftigem Hagel, führe zu extremen Überschwemmungen und entsprechend großen Schäden. „Davon sind inzwischen zunehmend auch Gebäude betroffen, die weit ab von Flüssen und Gewässern stehen“, hat Krüper festgestellt.
Darüber hinaus schütze die Elementarschadenversicherung vor Schäden, die durch Erdbeben, Erdfall, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen und Vulkanausbruch entstehen. Torsten Krüpers spezieller Tipp: Kunden sollten bei der Elementarschadenversicherung darauf achten, dass auch Rückstau mit versichert ist. „Die Kanalisation ist den extremen Wassermassen bei Starkregen häufig nicht gewachsen“, weiß der Fachmann.
An zwei „Bausteine“ denken
„Wichtig ist es, den Baustein sowohl in der Gebäudeversicherung, als auch in der Hausratversicherung mit einzuschließen“, weiß Grazian Schwoch, mit seiner LVM-Agentur an der Endorfer Straße in Sundern „mitten drin“ im kürzlich schwer getroffenen Gebiet. Warum beides? „Es gibt sowohl den Gebäudeschaden (Trocknung, Demontage von Wänden, Türen etc.) als auch den Hausratschaden (defekte Waschmaschine, Trockner im Keller oder sonstiger Hausrat wie Werkzeug)“, so der Endorfer, der – neben ausreichendem Versicherungsschutz – zusätzlich den Tipp gibt, eine Rückstauklappe einzubauen.
Wichtig auch: „Die Elementarschadenversicherung wird als optionaler Zusatzbaustein zur Wohngebäude-, Hausrat- und Inhaltsversicherung angeboten und kann auch nur in Kombination mit einer dieser drei Versicherungen abgeschlossen werden“, sagt Tobias Packheiser.
Und wie wichtig ist Schadensanpassung?
„Eine regelmäßige Anpassung der Versicherungsleistungen ist sehr empfehlenswert“, so der Neheimer dazu. Eine Anpassung der bestehenden Versicherungen sei aber nicht nötig, wenn diese ohnehin jedes Jahr durch Klauseln im Vertrag geregelt werde, meint dazu Hans Kottenhahn (Signal-Iduna, Sundern).
„Werden solche Leistungen bei Ihnen inzwischen häufiger nachgefragt / gibt es erhöhten Beratungsbedarf?“ haben wie abschließend alle vier Experten gefragt.
„Immer mehr Kunden, vor allem Neukunden, kommen explizit mit dem Wunsch einer Absicherung gegen Elementarereignisse auf uns zu; um Hausbesitzer für die Gefahr durch Naturkatastrophen zu sensibilisieren, bieten wir einen ‘Naturgefahren-Check’ an“, berichtet Tobias Packheiser.
Erhöhte Nachfrage
„Die Nachfrage ist erhöht, und leider sind nicht mehr alle Anfragen auch zum Ergebnis positiv zu regeln, einige Anträge werden aufgrund eines Vorschadens nur mit Risiko-Aufschlag bearbeitet – oder müssen sogar abgelehnt werden“, so Hans Kottenhahn.
Grazian Schwoch registriert ebenfalls momentan eine „sehr hohe Nachfrage, da aktuell auch Gebiete betroffen sind, die gefühlt vorher noch nie betroffen waren“.
Viel Arbeit für Versicherer
Torsten Krüper sieht viel Arbeit: „Nur rund 45 Prozent der Haushalte in Deutschland haben eine Elementarschadenversicherung. Von allein kommen Kunden eher selten auf den Versicherer zu. Das bedeutet für uns Vermittler, die Wichtigkeit einer Elementarschadenversicherung bei den Gesprächen immer wieder mit einfließen zu lassen – und umfassend zu beraten.“