Winterberg. Mehr als nur ein Urlaubsort: Manche Niederländer möchten selbst nach ihrem Tod in Winterberg bleiben – die Geschichte hinter dem Phänomen.

Es ist Samstagmittag in Winterberg. Die Skihänge sind gut gefüllt, die Hütten brummen, und überall hört man niederländische Stimmen. Die Krokusferien haben begonnen – jene schulfreien Tage, die für viele Niederländer ein fester Termin im Winterkalender sind. Ihr Ziel: Winterberg. Denn hier gibt es Schnee, Après-Ski und eine kurze Anreise. „So wie Mallorca das Lieblingsziel der Deutschen ist, ist Winterberg das Lieblingsziel der Holländer“, sagt Danny Meurs, Inhaber des bekannten Brabander Hotels. Warum das so ist, zeigt sich in den Geschichten der Gäste.

„Es ist ja schon ganz holländisch hier.“

Urlauber aus den Niederlanden

Familienurlaub mit Erinnerungen

Friso aus Bennebroek ist mit seiner Frau, seinem Sohn, der Schwiegertochter und seinem Enkelkind für ein Wochenende in Winterberg. Sie haben gemeinsam ein Ferienhaus gemietet. „Das letzte Mal war ich vor 30 Jahren hier“, erzählt er. Der Schnee und die Nähe zu den Niederlanden – das sind für ihn die Hauptgründe für den Trip. Während sein Sohn und dessen Frau die Skipisten hinuntersausen, schieben Friso und seine Frau den Kinderwagen durch die Stadt. „Wir sind die Nannys“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Auf die Frage, was Winterberg noch besser machen könnte, lacht er: „Nichts! Es ist ja schon ganz holländisch hier.“

Lokal
Familienurlaub in Winterberg: : „Die Preise sind ein bisschen hoch.“ © Bastian Honekamp | Bastian Honekamp

Auch die junge Familie bestehend aus Juri, Susann, Julie und Finn aus Limburg ist nach 2024 zum zweiten Mal da. „Für die Kinder sind die Berge hier hoch genug“, sagt Juri, während er seiner vierjährigen Tochter auf einem Übungshang das Skifahren beibringt. Einziger Kritikpunkt: „Die Preise sind ein bisschen hoch.“

Lesen Sie auch

Junge Leute suchen Party und Pistenspaß

Nicht nur Familien, sondern auch junge Niederländer zieht es nach Winterberg. Joris, Xander und Eric aus Den Haag haben sich für ein Wochenende in einem Hotel eingebucht. Die Anreise mit dem Tesla dauerte vier Stunden, inklusive Ladepause. „Wir haben gestern Abend schon ordentlich Après-Ski gefeiert und sind jetzt auf dem Weg ins Hotel, um zu saunieren und weiter Bier zu trinken“, erzählen sie. Der Abend ist durchgeplant: Blackwater Irish Pub, Karaoke und dann wieder in die Brabander-Skihütte.

Lokal
Winterberg ist fest in der Hand von Niederländern: Warum Holländer Winterberg lieben. © Bastian Honekamp | Bastian Honekamp

Ähnlich sieht es bei Conny und Nina aus Nijmegen aus. Die beiden Anfang 20-Jährigen sind am Freitag angereist und bleiben bis Montag. Skifahren? Ja, aber der Fokus liegt aufs Feiern. „Das Haus, das wir gemietet haben, war nicht teuer. Vielleicht ist es für Familien anders, aber wir zahlen ja alle unseren Anteil“, sagt Conny. Für sie ist Winterberg die perfekte Mischung aus Wintersport und Feierlaune.

Lokal
 Conny und Nina aus Nijmegen: Mischung aus Wintersport und Feierlaune. © Bastian Honekamp | Bastian Honekamp

Erfahrene Gäste und emotionale Bindung

Nicht alle Gäste kommen nur für das Partywochenende. Louwi aus Enschede ist bereits zum dritten Mal da – aber es ist der erste Urlaub in dem er sich auf Skier wagt. „Ich habe Höhenangst, da reicht mir schon der kleine Hügel da vorne“, sagt er, lacht und zeigt auf den Anfängerlift unterhalb der St. Georg-Schanze. Mit sieben Freunden verbringt er drei Tage im Sauerland und freut sich vor allem darauf jede Menge Biere mit ihnen zu trinken.

„Wir haben Gäste, die 20, 30, 40 Mal hier waren.“

Danny Meurs
Hotel Brabander

Ein besonderes Verhältnis zu Winterberg haben viele Gäste des Brabander Hotels. „Wir haben Gäste, die 20, 30, 40 Mal hier waren“, erzählt Danny Meurs. „Die am häufigsten hier waren, sind ungefähr 55 Mal gekommen.“ Bei manchen Gästen geht die Verbundenheit zu Winterberg und dem Hotel über den Tod hinaus: „Es gibt sogar sechs verstorbene Gäste, deren Asche auf unserem Hotelgelände ausgestreut wurde, weil die so gerne hier waren. Es gibt fast kein größeres Kompliment, als wenn die sagen, wenn ich sterbe, möchte ich, dass meine Asche hier ausgestreut wird. So tief geht das bei uns.“

Winterberg als niederländische Hochburg

Der niederländische Einfluss ist in Winterberg allgegenwärtig. Das bestätigt auch Danny Meurs: „Wir sind eine feste Destination für viele Holländer. Man fährt ein kleines Stück und ist in einer völlig anderen Welt und das lieben die Holländer.“ Das zeigt sich nicht nur an den unzähligen Autos mit niederländischen Kennzeichen, sondern auch an den strukturellen Anpassungen im Ort. Die Ausschilderungen, die Speisekarten, sogar die Skikurse – vieles gibt es hier auf Niederländisch.

Die WP Winterberg-Brilon auf Social Media

Gleichzeitig entwickelt sich das Angebot stetig weiter. Das Ferienhotel Der Brabander hat die Skihütte kürzlich um einen großen Anbau erweitert. „Beim Après-Ski ist es schwierig zu sagen: ‚Stopp, keiner darf mehr rein!‘ Jetzt haben wir Dank des Anbaus und unserer Terasse eine Art Überlaufbereich“, erklärt Meurs. Im Sommer soll die neue Fläche für BBQ-Events, Cocktailabende und Weinproben genutzt werden – ein Angebot, das sich auch gezielt an Winterberger und Touristen aus anderen Unterkünften richtet und nicht exklusiv den eigenen Hotelgästen vorbehalten sein wird.

Ein guter Winter mit Herausforderungen – und vielen Gästen

Der bisherige Winter war laut Meurs „sehr gut“. Kalte Tage, viel Schnee und viele Gäste. Dennoch gibt es Herausforderungen, vor allem beim Verkehrsaufkommen. „Durch den Security-Dienst, der bei zu viel Andrang Straßen sperrt, hat sich einiges verbessert“, sagt er.

Ob Familien, Freundesgruppen oder eingefleischte Stammgäste – Winterberg bleibt für die Niederländer ein Magnet. Und so lange Schnee liegt, Après-Ski gefeiert wird und die Anreise so bequem bleibt, wird sich daran wohl auch in den kommenden Jahren nichts ändern.