Brilon/Hochsauerlandkreis. Buslinien gestrichen, Pendler wütend – doch ein Briloner Experte findet den neuen Fahrplan richtig gut. Welche Tipps er den Sauerländern gibt.
Es ist ein Rückschritt für das Sauerland, darin sind sich fast alle Pendler einig: Westfalenbus hat zahlreiche Buslinien im Hochsauerlandkreis gestrichen. Für die Menschen, die auf den ÖPNV angewiesen sind, gerade in den Abendstunden eine Katastrophe. So berichtet eine Winterbergerin davon, wie sie nach der Arbeit nun nicht mehr nach Hause kommt. Eine Briloner Mutter hatte einige Tage Probleme, ihre Kinder nach der Schule nach Hause zu holen - bis die Stadt Brilon zeitnah einsprang und für Ersatz sorgte. Scheinbar ist im Sauerländer ÖPNV Chaos ausgebrochen. Edmund Leisse aus Brilon will ein wenig Ordnung in das Chaos bringen. Er ist Mobilitätspate für die Dörfer Messinghausen und Hoppecke und sagt: So schlecht sind die Streichungen nicht.
Rückblick: Hochsauerlandkreis finanziert Buslinien von Westfalenbus - aber nicht alle
Zum Hintergrund: Seit Januar 2025 finanziert der Hochsauerlandkreis bestimmte Buslinien, da die Westfalenbus GmbH diese nicht mehr eigenständig tragen kann. Der Fahrplan wurde an den Nahverkehrsplan angepasst, wodurch zusätzliche Fahrten, etwa auf den Linien S50 und R75, sowie alle Verbindungen nach 20 Uhr entfallen. Die Sauerländer Bürgerliste (SBL) kritisiert dies als Verstoß gegen den Nahverkehrsplan und beantragte im Kreistag den Erhalt des bisherigen Angebots. Der Antrag wurde mit 29 zu 23 Stimmen abgelehnt. Die SBL behauptet, dass CDU und FDP geschlossen dagegen gestimmt hätten, während der Kreis keine Auskunft über das Abstimmungsverhalten gibt. Die Kürzungen bedeuten für viele Menschen eine Einschränkung der Mobilität, insbesondere in Brilon und Marsberg.
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Linien im Sauerland erhalten: BBL-Antrag geht der Briloner nicht mit
Edmund Leisse betont, er sehe die Nachteile und könne diese auch nachvollziehen. Er ist selbst Mitglied der BBL, geht aber den Antrag zum Erhalt des Linienangebots nicht mit. Er findet, dass das neue Mobilitätskonzept von Westfalenbus auch eine Reihe von Vorteilen bringt. „Im Grunde genommen ist ein Teil des ÖPNV vom Bus auf die Schiene verlegt worden. Das erfordert allerdings ein Umdenken. So kann man durchaus abends noch von Winterberg noch nach Silbach, Siedlinghausen oder Bigge kommen, nämlich um 21.31 Uhr mit dem Zug.“
„Im Grunde genommen ist ein Teil des ÖPNV vom Bus auf die Schiene verlegt worden. Das erfordert allerdings ein Umdenken. “
Dörfer an der Oberen Ruhrtalbahn profitieren von neuem Fahrplan
Auch für Brilon hat er eine Alternative: „Vom Briloner Schulzentrum kann man mit Bussen zum Bahnhof „Brilon Stadt“ fahren. Von dort erreicht man nach einem Umstieg in Brilon-Wald alle Bahnhöfe an der Oberen Ruhrtalbahn (Hagen – Warburg).“ Ohnehin seien laut Leisse alle Dörfer an der Oberen Ruhrtalbahn Profiteure von den neuen Fahrplänen. „Hier fahren regelmäßig Züge.“ Einziger Nachteil sei manchmal der weite Fußweg zum Bahnhof, insbesondere in Messinghausen. Dort liegt der Bahnhof weit außerhalb, ist nicht barrierefrei.
Edmund Leisse genießt die Vorteile des neuen Fahrplans im Sauerland
Von Brilon aus erreiche man ebenfalls um 21.06 Uhr mit einem Umstieg in Brilon-Wald noch alle Bahnhöfe an der oberen Ruhrtalbahn, von Marsberg sogar um 22.12 Uhr. „Auf Grund dessen kann ich jetzt zur Fahrt zu und von fast allen Ausschuss- und Aufsichtsratssitzungen und auch zu meiner Teilzeitbeschäftigung den ÖPNV nutzen“, so Leisse. „Von Vorteil ist sicherlich auch, dass man jetzt ohne Umstieg von Marsberg nach Dortmund und von Brilon nach Hagen fahren kann, und dass die Wartezeiten in Brilon – Wald auf die Kurhessenbahn nach Marburg kürzer geworden sind.“
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Er versteht die Einstellung einiger Buslinien im Hochsauerlandkreis
Schlussendlich habe er Verständnis für die Einstellung mancher Buslinien. Früher habe er ab und zu den letzten Bus der „S50“ (Hallenberg – Olsberg) genutzt. „Häufig war ich der einzige Fahrgast. Auch auf der Linie „R91“ (Brilon – Marsberg) fuhren mit Ausnahme des Schülerverkehrs nur wenige Fahrgäste, von denen viele jetzt mit der Bahn fahren.“
Mutter aus Hoppecke arrangiert sich mit neuen Fahrplänen
Das Verständnis teilen allerdings nicht alle. Gerade im Schülerverkehr müssen viele Kinder und Jugendliche längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen. Auf einen WP-Beitrag in den Sozialen Netzwerken hin schildert eine Mutter, dass ihr Sohn mittlerweile von der Ausbildung zwar mit dem Zug nach Hause kommen könne, dies aber um die drei Stunden dauern würde. Das sagt auch Nicole Fortuna aus Hoppecke gegenüber der WP, diejenige Mutter, deren Kinder nach der Fahrplanänderung nicht mehr mit dem Bus nach Hause gekommen waren (wir berichteten). Der Zug war keine Alternative, die Stadt hatte sich direkt um einen Ersatz gekümmert. „Das klappt nun ganz gut. Die Busse fahren rund 15 Minuten später, also warten unsere Kinder leider auch länger, aber das akzeptieren wir jetzt.“
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