Hoppecke/Brilon. Die Deutsche Bahn ändert ihre Fahrpläne, ein Schulbus zwischen Brilon und Marsberg wird gestrichen. Für Kinder bedeutet das stundenlanges Warten.
Eine Briloner Mutter verzweifelt: Nicole Fortuna aus Hoppecke schickt ihre Kinder eigentlich mit dem Bus zur Heinrich-Lübke-Schule in Brilon, mit dem Bus fahren sie am Nachmittag auch nach Hause. Durch die Fahrplanänderung der Deutschen Bahn fällt nun eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Brilon und den umliegenden Dörfern weg. Eltern sind verzweifelt, die Stadt Brilon verärgert. Die Deutsche Bahn verteidigt ihr Konzept.
Deutsche Bahn streicht wichtige Linie im Schulbusverkehr ab Brilon
Neben einigen Änderungen im Fahrplan der Deutschen Bahn ist wohl diese hier die ausschlaggebendste: Die bisher durchgängige Fahrt um 15.58 Uhr mit einer Dauer von ca. 30 Minuten in Richtung Messinghausen wurde gestrichen. Dafür wird nun eine Fahrt um 15.58 Uhr ab Schulzentrum mit Umstiegen am Markt Brilon und am Bahnhof Hoppecke in einem Zug angeboten. Die Dauer der Fahrt in Richtung Messinghausen beträgt nun anderthalb Stunden. Betroffen sind zahlreiche Schülerinnen und Schüler.
Mutter aus Hoppecke wütend: Wie kommen ihre Kinder von Brilon aus nach Hause?
„Mich rief eine Freundin an, aus Messinghausen, und fragte mich, was wir jetzt mit den Kindern machen. Da wusste ich noch nicht einmal, was sie meinte“, schildert Nicole Fortuna am Montag, 16. Dezember, gegenüber der Westfalenpost. Eigentlich nehmen die Kinder von Nicole Fortuna und ihrer Freundin nach Schulschluss um 15.30 Uhr stets die R91, besagte Linie, die auch die Dörfer anfährt. Dieser Bus ist bis auf Weiteres gestrichen. Eine Katastrophe für die Familien. „Meine Kinder sollen also bis 17 Uhr warten, um nach Hause zu fahren?“ Alternativ können Fortunas Kinder auch den Zug nehmen, dafür müssten sie durch die Stadt zum Bahnhof laufen, in Brilon-Wald umsteigen um dann nach Hoppecke weiterzufahren. In Messinghausen hält der Zug schon nicht mehr. „Das bedeutet, meine Kinder und viele andere, darunter Fünftklässler, verlassen um 7 Uhr das Haus und kommen um 18 Uhr wieder nach Hause. Das kommt einem 12-Stunden-Tag nahe, das ist nicht zumutbar! Die Kinder haben keine Freizeit mehr.“ Zudem befürchtet die Mutter aus Hoppecke, dass ihre Kinder aufgrund des ausgefallenen Busses mit überfüllten Linien zu tun haben werden, es vielleicht nicht einmal in den Bus schaffen. Die Fahrplanänderung kommt für Nicole Fortuna absolut überraschend, die Situation ist für sie kaum zu handeln, denn sie hat keinen Führerschein, kann ihre Kinder nicht abholen. „Das Geld für die ganzen Fahrten nach Brilon würde uns aber ja auch niemand wiedergeben.“
„„Mich rief eine Freundin an, aus Messinghausen, und fragte mich, was wir jetzt mit den Kindern machen. Da wusste ich noch nicht einmal, was sie meinte.“
Briloner Stadtverwaltung wendet sich an Hochsauerlandkreis und Deutsche Bahn
Die Stadtverwaltung ist ebenfalls erzürnt. „Die Stadt Brilon wurde im Rahmen der Umstellung der Fahrpläne der Deutschen Bahn zum 16. Dezember im Vorfeld allgemein informiert. Details zu Fahrzeiten waren nicht bekannt.“ Dass die Fahrplanänderung massive Auswirkungen auf den Schülerverkehr habe, sei erst seit gestern, also dem 16. Dezember, bekannt. Zuständig für den öffentlichen Nahverkehr mit Fahrplanplanung ist der Hochsauerlandkreis bzw. die Deutsche Bahn. Die Stadt Brilon hat laut eigener Auskunft den Hochsauerlandkreis und die Deutsche Bahn aufgefordert, Abhilfe für die unzumutbare Situation für Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Der Hochsauerlandkreis habe bereits reagiert und eine Verbesserung nach den Weihnachtsferien in Aussicht gestellt.
Neues Konzept für Brilon und Marsberg - mit Buchungen on demand
Die Deutsche Bahn ist durch die WP schon in der vergangenen Woche, am 12. Dezember, auf die Fahrplanänderung angesprochen worden. Bis Montag, 16. Dezember, konnte sie keine konkreten Antworten auf die Fragen liefern, erst am Nachmittag schickt sie eine Pressemitteilung, die nicht auf die WP-Fragen Bezug nimmt. „In den Städten Brilon und Marsberg wird ein neues Mobilitätskonzept umgesetzt, das in enger Zusammenarbeit mit der WB Westfalen Bus GmbH entwickelt wurde. Zum Teil kommt hier die neue Mobilitätsform des „On-Demand-Verkehrs“ zum Einsatz, was im übertragenen Sinn „Mobilität auf Bestellung“, bedeutet. Das heißt, dass die Fahrten nur nach Bedarf durchgeführt werden. Damit wird die Mobilität in diesen Verkehrsgebieten spürbar verbessert und den Fahrgästen ein flexibler und umweltfreundlicher ÖPNV angeboten.“
On-Demand nun bis nach Messinghausen und Bontkirchen
Mit dem neuen Fahrplan auf der oberen Ruhrtalbahn RE17/RE57 würden alle Bahnhöfe zwischen Brilon und Marsberg regelmäßig mit dem Zug bedient und die Reisezeit zwischen den beiden Städten deutlich verkürzt. Deshalb entfalle die heutige Regionalbuslinie R91. Im Schüler- und Berufsverkehr würden einzelne Fahrten als Linie 391 weiter angeboten. Für die Linienabschnitte innerhalb von Marsberg und Brilon entstehen neue ÖPNV-Angebote: „So verkehrt die Linie 482 neu im Stundentakt zwischen Brilon Kernstadt und den Ortsteilen Gudenhagen, Petersborn und Hoppecke sowie je ca. 2-stündlich weiter als On-Demand-Verkehr bis Bontkirchen oder Messinghausen. Hierfür müssen die Fahrgäste ab Hoppecke Hallenbad mindestens 30 Minuten im Voraus ihre Weiterfahrt nach Bontkirchen oder Messinghausen buchen, analog für die Rückfahrt.“ Ob Westfalenbus den Kindern nun tatsächlich eine so lange Wartezeit zumutet und wie die Schülerinnen und Schüler eine Fahrt 30 Minuten im Voraus buchen sollen, dazu macht die Mitteilung keinerlei Angaben.
Wie es weitergeht bleibt erst einmal unklar
Die Bahn selbst lobt ihr Konzept als flexibel, alle Fahrten könnten per App, online oder telefonisch gebucht werden, sodass keine festen Fahrpläne oder Linienwege erforderlich seien. Fahrgäste, die diese Linien nutzen möchten, bestellen ihren Fahrtwunsch bis zu 30 Minuten vor der Abfahrt über die App „Helmo/Ismo“ oder telefonisch unter 0251 62853110 (montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr.). Obwohl die R91 nun gestrichen wurde, die für den Schülerverkehr zwischen Brilon und den Dörfern so wichtig ist, schreibt die Bahn davon, dass die Fahrten im Schülerverkehr weiterhin ohne vorherige Anmeldung verkehren würden. Wie es also für die Kinder von Nicole Fortuna weitergehen wird, ist wohl erst klar, wenn der Hochsauerlandkreis und die Deutsche Bahn auf die Forderung der Stadt Brilon geantwortet haben.
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