Brilon. Während Merz in der Schützenhalle Wahlkampf macht, demonstriert Mitorganisatorin Judith Schiller auf dem Briloner Marktplatz. Was sie antreibt.
„Wir machen hier keine explizite Gegenveranstaltung zu Merz und Söder, sondern demonstrieren für andere Inhalte“, so Sandy Richter, die die Veranstaltung auf dem Marktplatz unter dem Motto „Vielfalt statt Weißwurst“ angemeldet hat. Mit etwa 50 Personen habe man gerechnet, trotz eisiger Temperaturen kamen jedoch rund 100 Bürger, demonstrierten und diskutierten. „Uns war es wichtig, dass es neutral ist und auch, dass es keinen Eintritt kostet“, so Richter. Das bestätigt auch Mitorganisator Reinhard Loos: „Es ist keine Veranstaltung der Linken, sondern ein Bündnis von Einzelpersonen.“ Man wolle ein Zeichen setzen für mehr Vielfalt. „Aktuell erleben wir, dass eine Vermischung von Sicherheits- und Migrationspolitik stattfindet. Remigration kann jedoch nicht als Lösung angesehen werden“, so Loos. Man müsse fair entsprechend dem Grundgesetz „mit allen Menschen umgehen, die zu uns kommen.“ Die Menschenwürde gelte schließlich für alle und nicht nur für die, die Deutschland nützlich erscheinen.
Demo in Brilon soll nicht Teil des Wahlkampfes sein
Die in Brilon aufgewachsene Judith Schiller ist ebenfalls Mitorganisatorin. „Ich studiere in Hamburg Theologie und mir geht es heute darum, über mein Verständnis von ’christlich sein’ zu sprechen.“ Rund eine Woche habe die Parteilose gebraucht, um die Aktion auf die Beine zu stellen. „Ich habe normale Bürger angesprochen, aber auch Vertreter der Linken, Grünen und der Kirche. Am Ende haben wir aber entschieden, das als Privatpersonen zu machen. Es soll hier nicht um Wahlkampf gehen, sondern um eine Vergewisserung unserer Grundwerte.“ Sie selbst stehe für „Solidarität mit allen vulnerablen Gruppen und das sehe ich bei Merz einfach nicht.“
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Musikalische Begleitung auf Briloner Demo
Acht Redner, die zu verschiedenen Themen von Sozialpolitik bis sexueller Diskriminierung referierten, sowie musikalische Begleitung von Tilmann Humpert und Ira Stöber bildeten den Rahmen des bunten Programms. ’Sag‘ mir wo die Blumen sind’, ’99 Luftballons’ oder das berührende „Es ist an der Zeit“ sind nur eine Auswahl der vorgetragenen Stücke. Auf der Einladung der CDU habe „Diskussionen erwünscht“ gestanden, so Sandy Richter schmunzelnd, „das Angebot haben wir gerne angenommen.“
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Polizei mit halbem Dutzend Einsatzwagen in Brilon
Für die Besucher der Veranstaltung gab es kostenlose Verpflegung in Form von Kaffee, Tee, Kuchen und Waffeln. „Über Spenden freuen wir uns natürlich trotzdem.“, so Sandy Richter. Der Erlös verteilt sich dabei auf Ärzte ohne Grenzen, Pro Asyl und das Frauenhaus Arnsberg.
Die Polizei ist mit einem halben Dutzend Einsatzwagen vor Ort, doch die Demonstration verläuft durchweg friedlich ohne Zwischenfälle.
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Ganze Familien stehen bei Demo in Brilon beisammen
Javier Anguita und seine Frau Antje Weiß aus Scharfenberg sind als Besucher vor Ort: „Wir sind hier, um das ganze Thema zu unterstützen. Es sollte bei jeder Partei Konsens sein, dass wir nicht ausgrenzen. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, die ein kooperatives Miteinander pflegt und in der Harmonie, Frieden und Verständnis im Vordergrund stehen.“ Ira Stöber, die in Münster Soziale Arbeit studiert, begründet ihr Engagement auch mit ihrer Heimatverbundenheit: „Ich bin in Brilon groß geworden und mir liegt unsere Demokratie sehr am Herzen. Daher ist mir wichtig, dass wir uns hier gemeinsam für Menschenwürde und -rechte einsetzen und dass sich Geschichte nicht wiederholt.“ Auch Iras Mutter, Marion Stöber, ist unter den Teilnehmern. Ihr gehe es vor allem um Vielfalt, Demokratie und die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. „Also um Themen, die wichtiger sind, als das, was andere Parteien ansprechen“, so Stöber.
Reinhard Loos zieht zufrieden Bilanz von der Demo in Brilon
Mitorganisator Reinhard Loos zieht eine positive Bilanz: „Wir sind sehr zufrieden mit der Veranstaltung und freuen uns über die vielen Menschen, die heute mit uns diskutiert und ein wichtiges Zeichen gesetzt haben.“ Um 11.55 hält Judith Schiller die Schlussrede: „Es ist jetzt kurz vor 12. Ich denke, das ist eine schöne Metapher.“
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