Brilon. Junge Mütter sprechen Klartext darüber, ob sich Familien in Brilon gut aufgehoben fühlen. Diese vier Forderungen von ihnen stehen im Fokus.
Ist Brilon eigentlich familienfreundlich? Immer wieder wird diese Diskussion angestoßen. Während die Stadt schon einiges für mehr Familienfreundlichkeit zumindest in der Innenstadt getan hat (neue Spielgeräte in der Bahnhofstraße oder der Bolzplatz am Kreishauspark), haben junge Mütter weitere Ideen, um die Stadt für Familien lebenswerter zu machen.
Junge Mütter tauschen sich in Almer Krabbelgruppe aus
Juliane Straberg und Linda Hammerschmidt haben eine Krabbelgruppe in Alme gegründet, um jungen Müttern den Austausch untereinander zu ermöglichen. Hier treffen sich immer Montags Frauen mit kleinen Kindern, um über Sorgen und Ängste zu sprechen. Dabei allerdings kommen auch Themen auf den Tisch, die über die kleine Gruppe hinausgehen: Was fehlt Familien mit Kleinkindern eigentlich in Brilon? Wo gibt es Nachrüst-Bedarf? Die WP hat nachgefragt.
Vorschlag 1: Ein Kindercafé
Juliane Straberg hat die Krabbelgruppe gegründet, die nun immer montags im Thomas-Morus-Haus stattfindet. Zuvor allerdings haben die Mütter ihre eigenen Wohnzimmer zur Verfügung gestellt, um die eigenen Kinder mit anderen Kindern zusammenzubringen und mit anderen Müttern in Austausch zu gehen. Kein Dauerzustand, insbesondere bei mehr als zwei oder drei Kindern. Denn dann wird es durch das Chaos und die Organisation zu Arbeit. Juliane Straberg sagt: „Ein Café, ein ganz normales Café, in dem Kinder willkommen sind und spielen dürfen, das wäre toll.“ Kerstin Lenz stimmt ihr zu. „Genau, ein Kindercafé, in dem man zusammenkommen kann, ohne seine privaten Vier-Wände herzugeben und ohne, dass das Kind ständig im Hochstuhl sitzen muss.“
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Vorschlag 2: Mehr Wickelmöglichkeiten
Mehr Dringlichkeit als nur Wunsch, denn alle Mütter sind sich einig, dass es in Brilon zu wenig Wickelmöglichkeiten gibt. Linda Hammerschmidt: „Ich weiß von Männern, die in Briloner Cafés nicht wickeln durften, weil die einzige Wickelmöglichkeit auf der Damentoilette ist. Sie wurden abgewiesen.“ Kerstin Lenz fällt in Brilon nur ein Café ein, in dem Babys auf einem ordentlichen Wickeltisch gewickelt werden können, auch im Kinderladen Raßmus sei dies möglich. „Auch Möglichkeiten, mal in Ruhe und ungestört zu stillen, gibt es eigentlich keine“, sagt Kerstin Lenz. Linda Hammerschmidt nickt: „Ich hab das schon total oft bei dem Schützenverein angesprochen, denn dort gibt es keinen Wickeltisch und ich musste schon Frauen, die gerade stillen, aus einer Ecke verscheuchen, weil ich mein Kind wickeln musste.“
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Vorschlag 3: Ein Spielplatz für Kleinkinder
Als in Alme eine Schaukel installiert wird, die einen festen und sicheren Sitz für Kleinkinder bietet, sei dies ein absolutes Highlight gewesen, sind sich alle Mütter einig. „Das fehlt nämlich total“, sagt Isabelle Ströthoff. Ein Spielplatz, auf dem auch kleinere Kinder sicher spielen können, auf dem nicht in jeder Sekunde Eltern wachsam hinter ihnen her rennen müssen. Juliane Straberg: „In Norddeutschland gibt es einen Strand, an dem ein umzäunter Spielplatz für Kleinkinder installiert ist. Es war total schön, dass ich mein Kind dort spielen lassen und mich selbst auch einmal ausruhen konnte.“ Melanie Hülshoff sagt: „Man muss weit fahren, um einen geeigneten Spielplatz für unter Dreijährige zu finden.“ Isabelle Ströthoff ergänzt: „Klar, der Spielplatz im Kurpark ist schön, aber viele Möglichkeiten für Kleinkinder gibt es da nicht.“
Vorschlag 4: Mehr Akzeptanz
Beim Gespräch über ein Kindercafé kommen die Mütter im gleichen Zuge auf den Wunsch für mehr Akzeptanz im Alltag. „Manchmal wünscht sich mein Kind, dass wir ins Restaurant gehen. Sie freut sich dann total, bei mir fängt aber der Stress an. Soll ich vorbestellen, damit wir schnell essen können? Wie verhindere ich, dass die Kinder sich zu viel im Restaurant bewegen?“, sagt Linda Hammerschmidt. Kerstin Lenz lacht: „Genau, man merkt direkt, dass die Tischnachbarn genervt sind und man selbst verhält sich so, wie man sich gar nicht verhalten will und ermahnt ständig die Kinder, leise zu sein.“ Isabelle Ströthoff betont: „Dabei lernen die Kinder es doch nicht, wenn man mit ihnen nicht auch im Restaurant üben kann.“ Kinder gehören zum Alltag, mehr Akzeptanz, dass die Kleinen sich nicht mit einem Fingerschnippen zu perfekten Manieren zusammenreißen können, das wünschen sich alle Mütter.
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