Brilon. Transformatoren aus Brilon prägen Wahrzeichen wie das Burj Khalifa. Hitachi investiert in Brilon nun auch in die Zukunftstechnologie Wasserstoff.

In den Hallen von Hitachi Energy am Ortsausgang von Brilon ragen Transformatoren verschiedenster Größen in die Höhe – von kompakten Einheiten bis zu haushohen Monumenten. Der Geruch von Maschinenöl liegt in Teilen der sehr modernen Produktionshalle in der Luft. Mit der Resibloc-Technologie hat sich das Unternehmen als globaler Marktführer für Trockentransformatoren etabliert. Werksleiter Kay Kruse beschreibt das Briloner Produkt selbstbewusst als den „Mercedes unter den Transformatoren“.

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Transformatoren sind Geräte, die elektrische Energie so anpassen, dass sie effizient genutzt oder transportiert werden kann. Ihr Hauptzweck besteht darin, die Spannung des Stroms zu verändern. Für den Transport über weite Strecken wird die Spannung erhöht, da dies Verluste minimiert und den Stromtransport effizienter macht. Bevor der Strom jedoch in Häusern, Schulen oder Fabriken ankommt, wird die Spannung wieder gesenkt, damit die Geräte sicher betrieben werden können. Man kann sich einen Transformator wie einen „elektrischen Übersetzer“ vorstellen, der den Strom an die jeweilige Situation anpasst, ohne selbst Energie zu verbrauchen. Ähnlich wie ein Wasserrohr den Wasserdruck reguliert, sorgt der Transformator dafür, dass die Spannung entweder steigt oder sinkt – je nach Bedarf.

Die Geschichte des Trockentransformators

Bereits 1974, also genau vor 50 Jahren begann Hitachi Energy, damals noch als Geschäftsbereich der ABB, ein Energie- und Automatisierungstechnikkonzern mit Hauptsitz in Zürich, mit der Entwicklung des Resibloc-Trockentransformators. Ein Transformator, der ohne Öl auskommt, dafür mit einem speziellen Gießharz-Isolationssystem aus Glasfasern. Öl ist das Isolier- und Kühlmedium in den meisten Transformatoren, diese müssen jedoch regelmäßig gewartet werden und das Öl kann in Brand geraten. Eigenschaften, die den Einsatz herkömmlicher Transformatoren limitieren.  Die Resibloc-Technologie brachte die Lösung. „Das war ein Wendepunkt in der Transformatorenbranche“, sagt Kruse. Der Verzicht auf Öl machte die Trockentransformatoren sicherer und robuster, und vereinfachte den Einsatz vor allem in extremen Umgebungen.

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Der Burj Khalifa ist mit Transformatoren aus Brilon ausgestattet. Vielleicht leuchtet er auch deshalb so gut. © picture alliance / imageBROKER | Michael Weber

Heute, über 50 Jahre nach der Einführung dieser Technologie, ist das Werk in Brilon ein wichtiger Standort für Hitachi Energy weltweit. Rund 200 Mitarbeiter arbeiten hier, darunter fünfzehn Auszubildende. Exportiert wird in über 100 Länder. Die in Brilon gefertigten Transformatoren sind in den prestigeträchtigsten Bauwerken der Welt im Einsatz: im Burj Khalifa in Dubai, im Kreuzfahrtschiff „Harmony of the Seas“ oder in Eisbrechern, die für extreme Einsätze konzipiert sind. „Unsere Produkte sind weltweit gefragt“, erklärt Kruse. Auch die Belegschaft selbst ist international: Mitarbeiter aus 14 verschiedenen Nationen arbeiten hier.

Internationalität wird groß geschrieben

Ein Erfolgsrezept, das auch im internationalen Vergleich Bestand hat, ist das duale Ausbildungssystem. „Das ist ein Erfolgsmodell, das wir von Brilon in die Welt tragen“, sagt Kruse. Anfangs stieß der Wunsch der Briloner nach einer eigenen Ausbildungswerkstatt bei anderen Konzernteilen im Ausland noch auf Verwunderung. Doch die Briloner setzten sich durch – und bereiten seitdem ihre Auszubildenden gezielt auf ihren künftigen Einsatz vor, vielleicht sogar weltweit. Viele Mitarbeiter nutzten die Chance, an Standorten im Ausland Erfahrungen zu sammeln. Diese internationale Perspektive und die guten Entwicklungsmöglichkeiten sind laut Kruse mitverantwortlich dafür, dass die Mitarbeiter-Fluktuation im Werk so niedrig bleibt.

„„Einmal eingebaut laufen die Geräte für 20 oder sogar 30 Jahre, ohne gewartet werden zu müssen“

Hitachi-Werksleiter Kay Kruse

Hitachi Energy investiert kontinuierlich in den Standort Brilon. Aktuell fließt wieder eine signifikante Summe in die Erweiterung und Modernisierung der Produktion – auch im kommenden Jahr wird weiter investiert, auch in Hinblick auf die Zukunftstechnologie Wasserstoff: „Das zeigt uns, dass wir hier in Brilon unsere Arbeit gut machen“, sagt Kruse. Immerhin stände man in einem konzernweiten Wettbewerb des Hitachi Mischkonzerns. Doch so positiv die Entwicklung ist, auch Herausforderungen gibt es. „Klar, das Thema Energiepreise beschäftigt uns natürlich auch. Um das auszugleichen, müssen wir schauen, wo wir unsere Prozesse optimieren können“, sagt Kruse.

Produkt „Zum Vergessen“

Ein zentraler Erfolgsfaktor des Standorts Brilon ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Resibloc-Technologie. In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde intensiv an der Optimierung von Materialzusammensetzung und Fertigungsverfahren gearbeitet, um die Leistung und Zuverlässigkeit weiter zu verbessern. Heute steht der Name Resibloc aus Sicht des Unternehmens für robuste, sichere und wartungsfreie Transformatoren, die weltweit zum Einsatz kommen – von Offshore-Plattformen über Hochhäuser bis hin zu Großprojekten wie dem Eurotunnel: „Das ist ein ‚Produkt zum Vergessen‘“, schmunzelt Werkleiter Kruse. „Einmal eingebaut laufen die Geräte für 20 oder sogar 30 Jahre, ohne gewartet werden zu müssen“. Das sei vor allem im Schiffsbau von Vorteil, da die Transformatoren dort oft in eher unzugänglichen Bereichen eingebaut würden.

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„Wir haben eine Technologie entwickelt, die äußerst vielseitig ist und in den anspruchsvollsten Umgebungen weltweit eingesetzt werden kann“, sagt Kruse abschließend. Das Ergebnis: Wer mit offenen Augen durch fremde Länder wandelt, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Transformator aus Brilon entdecken und damit auch ein Stück seiner Heimat.