Esshoff/Olsberg. In Esshoff möchte die Windkraftfirma Juwi Skeptiker überzeugen. Sie plant 14 Windkraftanlagen im Raum Olsberg. So kommt die Charme-Offensive an.

Windkraftprojekte haben in Deutschland eine gemeinsame Eigenschaft: Sie polarisieren. Zwischen Bürgerinitiativen und Klimaschutzplänen, zwischen politischen Zielen und lokaler Akzeptanz liegen oft Welten. Doch die Firma Juwi versucht, einen anderen Weg zu gehen. Bei einer Infoveranstaltung in der Alten Schule von Esshoff stand nicht der Monolog, sondern der Dialog im Mittelpunkt. Statt langer PowerPoint-Präsentationen gab es Schnittchen, offene Gespräche und sogar Virtual-Reality-Einblicke in die Technik – ein Versuch, die Wogen zu glätten, bevor sie hochschlagen. Doch so harmonisch der Abend auch geplant war: Nicht alle Besucher ließen sich von der Vision der Firma überzeugen.

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Um mit den betroffenen Anwohnern ins Gespräch zu kommen, veranstaltete das Unternehmen Juwi in der Alten Schule in Esshoff am Montag, 28. Oktober, eine Informationsveranstaltung. Anders als bei vielen anderen Informationsveranstaltungen zum Thema Windkraft setzt die Firma auf Dialog statt auf lange Vorträge. Mehrere Mitarbeiter stehen an verschiedenen Schaubildern bereit, um sich die Fragen, aber auch die Kritik der Besucher anzuhören: „Wir finden dieses Format einfach geeigneter, um mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen“ sagt Juwi-Projektleiter Frank Elbers. Um die Stimmung etwas zu heben, stehen am Eingang Schnittchen und Getränke bereit. Schwindelfreie Besucher, zu denen der Autor dieser Zeilen offenbar nicht gehört, können mit einer Virtual-Reality Brille die Technik eines Windkraftrades entdecken.

Schattenwurf wird gutachterlich überprüft

„„Ja, wir haben auch schon von Infraschall gehört, aber wir glauben, dass die Vorteile der Windkraft deutlich überwiegen. Der Beitrag zum Klimaschutz ist wichtiger, und bisher haben wir keine negativen Auswirkungen bemerkt.“

Ehepaar aus Esshoff

Zahlreiche Besucher waren der Einladung des Unternehmens gefolgt. Auch ein Ehepaar aus Esshoff: „Wir sind direkt davon betroffen und wollten uns mal anschauen, was hier so passiert“, sagen die beiden und lassen sich von einem Mitarbeiter der Firma die Schaubilder erklären. Das Ehepaar gehört zur Fraktion der Windkraftbefürworter: „Wir finden das gut, was passiert, das ist ja auch notwendig“, sind sich die beiden einig. Einschränkungen befürchten sie nicht: „Ja, wir haben auch schon von Infraschall gehört, aber wir glauben, dass die Vorteile der Windkraft deutlich überwiegen. Der Beitrag zum Klimaschutz ist wichtiger, und bisher haben wir keine negativen Auswirkungen bemerkt.“

Und was ist mit dem Schattenwurf? Hier erklärt Juwi-Mitarbeiter Daniel Fewing die geltenden Vorschriften: Die Beschattung darf nicht mehr als 30 Minuten pro Tag und insgesamt nicht mehr als 30 Stunden pro Jahr betragen. Unsere Anlagen sind mit Sensoren ausgestattet, die eine automatische Abschaltung ermöglichen, wenn diese Grenzwerte überschritten werden.“ Das wird sogar gutachterlich geprüft: „Bevor eine Anlage errichtet wird, führen wir umfangreiche Berechnungen durch, um den potenziellen Schattenwurf genau zu prognostizieren. So stellen wir sicher, dass wir die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und die Anwohner so wenig wie möglich beeinträchtigt werden“, so Daniel Fewing. Auch die Stadt Brilon kommt zur Stippvisitie: „Wir wollten uns mal ansehen, wie die Nachbarn das machen“, sagt der Marcus Bange, Stellvertreter des Bürgermeisters.

Windkraft Esshoff
Zahlreiche Besucher kamen in die Alte Schule nach Esshoff, um sich über die Windkraftpläne der Firma Juwi zu informieren.  © WP | Franz Köster

Das plant die Firma Juwi

Die Juwi GmbH plant den Bau und Betrieb eines Windparks im nördlichen Stadtgebiet von Olsberg. Vorgesehen sind vier Windenergieanlagen des Typs General Electric 5.5-158, jeweils mit einer Nabenhöhe von 161 Metern und einer Gesamtleistung von 5,5 Megawatt. Die Gesamthöhe der Anlagen beträgt 240 Meter. Das Projektgebiet liegt westlich der Gemeinde Bestwig und grenzt im Osten an das Stadtgebiet von Brilon. Die MVV Windenergie GmbH wird später den Betrieb übernehmen. Durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) von 2021 können Standortgemeinden in einem Umkreis von 2,5 Kilometern finanziell vom Windpark profitieren. Prognosen von Juwi zufolge könnten durch die Anlagen jährlich etwa 120.000 Euro an kommunalen Abgaben erzielt werden. Zusätzlich sind Einnahmen aus Gestattungsverträgen für Wegebenutzung und Kabeltrassen möglich. Die Kosten für die erforderlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen übernimmt der Betreiber.

„Ich bin doch nicht nach Esshoff gezogen, damit ich in Zukunft von Windrädern umzingelt bin.“

Holger Forsboom
Windkraft Esshoff
Marcus Bange (links), der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters in Brilon, im Austausch mit Juwi Mitarbeiter Daniel Fewing. © WP | Joachim Aue

Auch am Plackweg in Olsberg plant die Juwi GmbH ein weiteres Windkraftprojekt. Die Genehmigungsunterlagen liegen bereits beim Hochsauerlandkreis, der zuständigen Behörde. Vorgesehen sind zehn Windenergieanlagen des Typs Vestas V162 mit einer Nabenhöhe von 169 Metern und einer Gesamthöhe von 250 Metern. Jede der Anlagen soll eine Nennleistung von 6,2 Megawatt erreichen. Das Projektgebiet liegt in Olsberg-Antfeld und umfasst mehrere Flurstücke.

Nicht alle sind überzeugt

Vor der alten Schule in Esshoff unterhalten sich der ehemalige und der aktuelle Ortsvorsteher des Dorfes, Manfred Göke und Holger Forsboom: „Es ist bekannt, dass wir keine Befürworter dieser Planung sind“, sagen beide übereinstimmend.

„Ich bin doch nicht nach Esshoff gezogen, damit ich in Zukunft von Windrädern umzingelt bin“, sagt Forsboom und schiebt nach: „Wir leben dann bald in einem Windpark“, so seine Sorge.

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Projektleiter Frank Elbers zeigt sich zufrieden mit der Veranstaltung: „Ich glaube schon, dass wir einige Menschen überzeugen konnten“, resümiert er. Bei manchen hätte es sogar einen „Aha-Effekt“ gegeben. „Wir haben unser Ziel erreicht, die Bürger transparent über unsere Pläne zu informieren. Natürlich bedeutet das auch Belastungen für die Anwohner“, gibt Elbers zu. Viele Besucher seien grundsätzlich offen gewesen, so sein Eindruck. „Aber am Ende weiß ich auch, dass wir nicht jeden überzeugen können“, fügt er hinzu.