Hochsauerlandkreis. Kitas im Hochsauerlandkreis kämpfen mit steigenden Kosten und fehlenden Fachkräften. Eine dringend benötigte Reform lässt auf sich warten.

Die finanzielle Lage der Kindertageseinrichtungen (Kitas) im Hochsauerlandkreis steht zunehmend im Mittelpunkt der politischen Diskussionen. Dies wird am 11. Oktober 2024 im Kreistag thematisiert, nachdem im Kreisjugendhilfeausschuss am 2. Oktober erste Daten und Zahlen zur Situation vorgestellt wurden. Grundlage dieser Diskussion ist nicht nur ein Antrag der SPD-Kreistagsfraktion, sondern auch die Ergebnisse des Berichtes der Landesregierung vom 11. März 2024, einer umfassenden Evaluation des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) in Nordrhein-Westfalen. Diese Evaluation, durchgeführt im Auftrag der Landesregierung, untersucht die finanzielle Auskömmlichkeit der Kita-Finanzierung in NRW. Sie wurde 2023 nach knapp drei jJhren abgeschlossen und zeigt die strukturellen Schwächen des KiBiz auf, insbesondere die unzureichende Anpassung der Pauschalen an die steigenden Kosten

Mehr aus dem Altkreis Brilon

Im Kita-Jahr 2024/2025 gibt es im Hochsauerlandkreis 91 Kindertageseinrichtungen, die insgesamt 4.982 Plätze anbieten, davon 1.213 für Kinder unter drei Jahren (U3). Darüber hinaus betreiben dreizehn Großtagespflegestellen weitere 359 Plätze. Besonders die steigenden Personalkosten, verstärkt durch neue Tarifabschlüsse, setzen die Träger massiv unter Druck. Die hohe Nachfrage nach Betreuungsplätzen für U3-Kinder erhöht den Druck zusätzlich.

SPD-Antrag fordert Klarheit

Wie im Bericht der Landesregierung zur Evaluation des KiBiz (Kinderbildungsgesetz) deutlich wird, basiert die Finanzierung der Kitas im Wesentlichen auf Pauschalen, die jährlich angepasst werden. Diese Anpassungen seien jedoch häufig unzureichend, um die tatsächlichen Kostensteigerungen zeitnah auszugleichen. Die Verwaltung des Hochsauerlandkreises gibt ebenfalls an, dass es eine deutliche Lücke zwischen den Pauschalen und den realen Kosten gibt. Diese strukturelle Unterfinanzierung belastet die Kitas nicht nur im Hochsauerlandkreis, sondern landesweit​.

Die SPD-Kreistagsfraktion forderte bereits seit Mai 2024 eine tiefere Auseinandersetzung mit der finanziellen Situation der Kitas. In ihrem Antrag drängt sie auf eine detaillierte Darstellung der Kostenstruktur und eine Anpassung der Finanzierung an die tatsächlichen Entwicklungen. Besonders im Fokus steht die steigende Belastung durch Personalkosten. Die SPD fordert außerdem die Einbeziehung von Experten und die Prüfung von Handlungsmöglichkeiten auf Kreisebene.

Kreis kann nicht einspringen – Verantwortung beim Land

Die Möglichkeit, dass der Hochsauerlandkreis selbst finanziell einspringt, wurde im Zuge des SPD-Antrags ebenfalls diskutiert. Die Verwaltung machte jedoch deutlich, dass keine pauschalen freiwilligen Leistungen über das bestehende Finanzierungssystem hinaus gewährt werden könnten. Vielmehr sei das Land Nordrhein-Westfalen in der Verantwortung, strukturelle Lösungen zu finden, um die Finanzierung der Kitas an die realen Kosten anzupassen.

Das Land NRW hat bereits eine Reform des KiBiz angekündigt, die voraussichtlich zum 1. August 2026 in Kraft treten soll. Diese Reform soll die strukturellen Probleme der Kita-Finanzierung beheben und sicherstellen, dass steigende Kosten für Personal und Betrieb rechtzeitig ausgeglichen werden. Dies ist jedoch keine kurzfristige Lösung. Bis zur Umsetzung dieser Reform bleibt die Frage offen, wie die Träger die finanziellen Belastungen der kommenden Jahre bewältigen sollen.

Die Westfalenpost Brilon auf Social Media

Fachkräftemangel verschärft die Lage

Ein weiteres Problem ist der Fachkräftemangel. Trotz der erhöhten Pauschalen gelinge es vielen Trägern nicht, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, um die gesetzlich geforderten Standards in den Kitas zu gewährleisten. Die aktuelle Evaluation des KiBiz zeigt, dass in vielen Einrichtungen Personalmangel herrsche und die Umsetzung der vorgeschriebenen Personalschlüssel immer schwieriger werde​. Dies könnte sich langfristig negativ auf die Qualität der frühkindlichen Bildung auswirken und die Situation der Träger weiter verschärfen.