Marsberg. Thorsten Stohldreier läuft seinen 500. Marathon - diesmal im spektakulären Kostüm. Wie der Sauerländer vom Hobbyläufer zum Marathon-Mann wurde.

Der Berlin-Marathon gehört zu den Top-Langstreckenläufen weltweit und zieht jedes Jahr über 50.000 Sportbegeisterte von nah und fern in die Hauptstadt. Einer davon ist Thorsten Stohldreier: Der gebürtige Marsberger ist Ausdauersportler und läuft am 29. September bereits seinen 500. Marathon. Und das nicht einfach so, sondern in ganz besonderer Verkleidung. Thorsten Stohldreier über sein Hobby und seine gleichzeitig größte Leidenschaft.

Ein Hobby direkt vor der Haustür

Das Laufen ist für Thorsten Stohldreier ein Ausgleich. Um abzuschalten und runterzukommen – vor allem neben der Arbeit. Der gebürtige Marsberger lebt mittlerweile in Hamburg und arbeitet als Sozialpädagoge für Inklusion. „Mit dem Laufen habe ich angefangen als meine Kinder klein waren. Einfach um sich mal auszuklinken und in der Natur seinen Gedanken nachzugehen“, verrät der 52-Jährige. Ballsport, Schwimmen oder Radfahren seien nie sein Ding gewesen. Am Laufen gefällt ihm besonders, dass dieses Hobby so niedrigschwellig ist: „Dafür braucht man nicht viel – eigentlich nur sich selbst. Ich habe mein Hobby sozusagen direkt vor der Haustür und bin nicht an feste Trainingszeiten gebunden. Laufen kann ich, wann und wo ich gerade möchte!“

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An seinen ersten Marathon kann Thorsten Stohldreier sich noch gut erinnern: 2001 tritt er in Köln zum ersten Mal an den Start. „Es war das schönste Gefühl überhaupt, die 42 Kilometer geschafft zu haben! Ich war zwar total erschöpft, aber gleichzeitig auch stolz und voller Adrenalin. Ein einmaliges Gefühl!“, verrät er. Und der Köln-Marathon sollte es für den gebürtigen Marsberger nicht gewesen sein – in den Folgejahren wagt er sich auch an Läufe im Ultra-Bereich mit mehr als 42 Kilometern. Seine Hauptfokus liegt aber auf Alpine Trail Running Läufen: Das sind Landschaftsläufe, bei denen er nicht nur über 100 Kilometer, sondern auch tausende Höhenmeter zurücklegt und damit seine Grenzen austestet. Dafür reist er auch ins Ausland und hat schon in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden an Langstreckenläufen teilgenommen.

Thorsten Stohldreier Marsberg
Durch seinen Sport findet Stohldreier viele Freunde. © Thorsten Stohldreier | Thorsten Stohldreier

Jede Woche ein neuer Marathon

Durch seine unzähligen Marathon-Teilnahmen knüpft Thorsten Stohldreier auch viele Kontakte zu Gleichgesinnten und schließt sich dem 100 Marathon Club an. Eine Gemeinschaft von Ausdauersportlern, in der jeder mindestens 100 Langstreckenläufe absolviert hat. Sie dokumentieren jeden Marathon genaustens und zelebrieren ihre Meilensteine. Deshalb trainiert der 52-Jährige jede freie Minute: 12 Kilometer läuft er zweimal die Woche vor oder nach der Arbeit. Jedes Wochenende kommt dann noch ein Marathon von mindestens 42 Kilometern zum Trainingsplan hinzu. „Vom 100 Marathon Club organisieren wir auch selbst Langstreckenläufe. Wir haben schon ganz verrückte Sachen gemacht, wie zum Beispiel ein Marathon im Parkhaus oder im gesperrten U-Bahnhof. Hauptsache es wird nicht langweilig!“, erklärt er.

„Ich bin eher ein Genuss-Läufer. Ich will einfach nette Menschen beim Laufen kennenlernen, gute Gespräche führen und mich wohlfühlen.“

Thorsten Stohldreier

Dadurch, dass Thorsten Stohldreier jede Woche einen Marathon läuft, ist er mittlerweile auf Platz 70 in Deutschland und unter den Top 400 Marathonläufern der Weltrangliste. Am 29. September kann er nun ein ganz besonderes Jubiläum feiern: „Der Berlin-Marathon ist mein 500. Marathon und sozusagen die Krönung meiner sportlichen Laufbahn“, verrät der 52-Jährige. Deshalb wird er im Anschluss an den Lauf vom ersten Vorsitzenden des 100 Marathon Clubs mit einer Urkunde geehrt. „Meine Familie und viele Mitglieder des Clubs kommen dafür extra nach Berlin, um mich anzufeuern und bei der Ehrung dabei zu sein. Das macht mich schon ein bisschen stolz“, sagt er.

Thorsten Stohldreier Marsberg
Sein 500. Marathon wird die Krönung seiner sportlichen Leistungen. © Thorsten Stohldreier | Thorsten Stohldreier

Besondere Verkleidung für Berlin

Thorsten Stohldreiers Marathon-Bestzeit lag vor einigen Jahren bei etwas über drei Stunden. Er fiel besonders auf, weil er ganz vorne mitgelaufen ist. „Heute bin ich natürlich nicht mehr so schnell wie damals. Deshalb geht es mir mittlerweile nicht mehr um die Platzierung oder die Geschwindigkeit. Ich bin eher ein Genuss-Läufer. Ich will einfach nette Menschen beim Laufen kennenlernen, gute Gespräche führen und mich wohlfühlen“, erklärt der Ausdauersportler. Um trotzdem noch unter hunderten Läufern aufzufallen, fing er irgendwann an, sich als Witz eine blaue Perücke aufzusetzen. „Das habe ich eigentlich nur gemacht, damit meine Familie mich unter den Läufern erkennt – aber das kam beim Publikum plötzlich total gut an. Deshalb habe ich meine Verkleidungen noch erweitert und laufe je nach Stadt in einem anderen Kostüm!“

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Obwohl Thorsten Stohldreier in Berlin schon seinen 500. Marathon läuft, denkt er noch lange nicht ans Aufhören.  © Thorsten Stohldreier | Thorsten Stohldreier

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In Hamburg ist er zum Beispiel bei jedem Marathon als Matrose gekleidet. Außerdem liegen ein Schornsteinfeger und ein König in seiner Verkleidungskiste. Und auch für Berlin hat Thorsten Stohldreier sich ein ganz besonderes Kostüm überlegt - er wird als Brandenburger Tor laufen. Ganz nach dem Motto: Hier läuft das Brandenburger Tor durch das Brandenburger Tor. „Dadurch steche ich aus der Masse natürlich hervor und von den 10.000 Zuschauern kreischen und winken viele, wenn sie mich sehen. Das trägt einen und spornt total an. Da fühlt man sich ein bisschen wie ein Profi-Sportler, der bei der WM oder bei Olympia antritt!“

Noch weitere Läufe in Planung

Obwohl Thorsten Stohldreier in Berlin schon seinen 500. Marathon läuft, denkt er noch lange nicht ans Aufhören. Im Oktober geht es für ihn und seine Frau nach Belgien, wo er am großen Antwerpen-Marathon teilnimmt. Außerdem steht noch ein ganz besonderer Langstreckenlauf im Ultra-Bereich auf seiner Bucket-List: „Der 100-Kilometer-Lauf von Biel ist weltweit der Größte seiner Art. Da einmal teilgenommen zu haben, ist für mich ein Muss!“ Daher heißt es für Thorsten Stohldreier Anfang Juni 2025 in der Schweiz mal wieder: „Auf die Plätze, fertig, los!“

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