Brilon-Wald. Kinder schmieden in Brilon-Wald Schmuck und entdecken die faszinierende Welt des traditionellen Handwerks.
Das Schöne an diesem Workshop ist ja auch, dass die Kinder was mit nach Hause nehmen können. Die machen was und haben dann direkt ein Ergebnis,“ sagt Manuela Buchau, Geschäftsführerin der Naturschule Hochsauerland. Bei dem Workshop „Handmade - mit Feuer und Fingerfertigkeit“ an der Waldjugendhütte in Brilon-Wald, lernen die teilnehmenden Kinder nicht nur allerhand über Eisengewinnung damals und heute, sondern dürfen bei Esse, Amboss & Co auch selbst Hand anlegen.
Zu Beginn erfahren die Kinder zunächst, wie das Schmieden entstanden ist und was es mit der Eisenverhüttung auf sich hat. Dass Eisen früher nicht im Bergbau gewonnen wurde, sondern aus Fundstücken, die tagelang unter extrem aufwändigen Bedingungen verkohlt werden mussten. Für heutige Verhältnisse schlicht unvorstellbar.
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Nach der Einführung und etwas Materialkunde geht es los: Mit Hufnägeln werden erste Übungen gemacht, die Kinder sehen, wie sich das rot glühende Metall unter der Hitze verformt. Mit großen Zangen halten die Nachwuchs-Schmiede ihre Eisenstücke in die Esse und verpassen ihnen zwischen Amboss und lauten Hammerschlägen die gewünschte Form. Gar nicht so einfach und ganz schön anstrengend.
Moritz (10) hat sein Schmuckstück schon fertig: „Ich hab die Nägel eingeschmolzen, platt geschlagen und dann mit Pattex noch einen schönen Stein drauf geklebt.“ Da nicht alle gleichzeitig an der Esse arbeiten können, läuft parallel noch ein Biege-Workshop. Hier arbeitet Marie (10) an einem Schmuckstück: ein gezackter Armreif, den sie ihrer Schwester schenken möchte. Auch Sam und Noah, beide 11, fertigen mit Hammer und Zange Ketten und Deko-Artikel für Familienmitglieder. Einige Kinder haben schon bei anderen Ferienprogrammen mitgemacht. Wie Lenn (10), der den Fledermaus-Abend im Kurpark besucht hat.
„Wir haben eine Altersbegrenzung eingeführt, denn für zum Beispiel Sechsjährige ist ein Schmiede-Workshop einfach noch nichts,“ erklärt die zertifizierte Naturpädagogin.. Das Angebot habe es allerdings schon häufiger gegeben. Für Erwachsene gebe es zum Beispiel auch Messer-Workshops, bei denen nicht nur die Klingen geschmiedet, sondern auch die Griffe gebaut werden.
Das Messer kostet sonst ganze 400 Euro
Hier ist Thomas Preising von der Naturschule in seinem Element. Ab seinem 16. Lebensjahr hat er für einige Jahre in einer Schmiede in Siedlinghausen mitgearbeitet. „Irgendwann habe ich dann meine erste eigene Esse bekommen, zunächst aus Spaß ein bisschen was damit gemacht und mittlerweile gebe ich Schmiedeseminare, Messerbaukurse und so weiter.“
Preising zeigt ein traditionelles Messer aus Lappland. „Die kosten normal um die 400 Euro. Wir machen die in den Kursen aber selber - inklusive der traditionellen Hüllen aus Holz.“ In den Kursen werden die Messer unter anderem aus alten Hufraspeln gefertigt. Preising, ebenfalls zertifizierter Naturpädagoge, zeigt ein Stück Roheisen und die so genannte Luppe. „Früher wurde das Erz mit Holzkohle im Rennofen eingeschmolzen. Dort kam dann ein Klumpen Renneisen heraus, aus dem dann die Luppe geschlagen wurde.“ Die kleine Kugel, nicht viel größer als ein Golfball, sei das Ergebnis von rund 10 Kilo Erz.
„Das hier heute läuft unter dem Ferienprogramm von Brilon natürlich“, erklärt Manuela Buchau. „Die haben jedes Jahr ein super Programm mit Workshops und Mitmach-Aktionen, um die Ferien sinnvoll zu verbringen. Und da sind wir von der Naturschule schon seit 15 Jahren mit den verschiedensten Aktivitäten dabei.“
Das Ferienprogramm von Brilon natürlich gibt es in den Sommer- und Herbstferien. „Da machen die Ranger mit, es gibt die Lama-Wanderung, der Kneipp-Verein ist auch dabei - also im Grunde alles, was federführend im Bereich Umweltbildung ist,“ so Manuela Buchau. Alle unter einen Hut bringt dabei Umweltpädagoge Friedel Schumacher, Netzwerker und Gründungsmitglied von Brilon natürlich.
Prägnante schwarze Zelte
Die Waldjugend selbst ist die Jugendorganisation der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Bundesweit gibt es verschiedene Standorte, so genannte Horste. Thomas Preising ist Horstleiter in Brilon. Jeden Freitagnachmittag treffen sich die Mitglieder zur Gruppenstunde an der Waldjugendhütte in Brilon-Wald. Auch im Winter. Da werden dann zum Beispiel Nistkästen gebaut. Auch einen Erdbackofen für Pizza und Plätzchen können die Kinder an der urigen Hütte nutzen. „Wir sind ähnlich organisiert wie die Pfadfinder“, sagt Buchau. Zu den überregionalen Aktivitäten gehören große Zeltlager, so genannte Landeslager. Letztes Jahr fand das im Ruhrgebiet statt, vor zwei Jahren in Brilon. Da kommen dann so 400 bis 500 Kinder. Das sind die vielen schwarzen Zelte, die man dann manchmal sieht.
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Klingt auf jeden Fall nach einem richtigen Abenteuer. Und wem das noch nicht reicht, der kann sogar ohne Zelt an der Waldjugendhütte schlafen. „Dort haben wir in einem geschützten Terrain auch schon Outdoor-Übernachtungen angeboten“, erzählt Manuela Buchau.
Da der ganze Tag an der Hütte im Zeichen des Feuers stand, durfte ein zünftiges Lagerfeuer natürlich nicht fehlen. Doch nicht etwa mit Streichhölzern. sondern mit Feuerstein und Birkenrinde sollen die Kinder die Flammen zum Lodern bringen. Birkenrinde sei durch die ätherischen Öle ideal geeignet, um ein Feuer zu entzünden, erklären die Naturpädagogen. Zudem schade es dem Baum nicht, wenn man sich ein paar Stücke nimmt. Nach etlichen Fehlversuchen - „Boah, ich nehm gleich ’n Feuerzeug!“ - ist es endlich geschafft, die Kinder sind sichtlich stolz. Manuela Buchau wickelt Stockbrotteig um Zweige einer Ohrenweide. Erst hübscher Schmuck, dann leckeres Brot - toll, was man mit Feuer alles machen kann.