Brilon. In Brilon sorgen rücksichtslose Radfahrer für Unmut: Sie ignorieren das Radfahr-Verbot und rasen durch die Fußgängerzone. Was Eltern erlebt haben

Eigentlich ist die Bahnhofstraße für Radfahrer tabu. Die Briloner Einkaufsstraße soll nicht durch Radfahrer befahren werden, sie sind dazu angehalten zu schieben. Eigentlich. Denn WP-Leserinnen und Leser schildern immer wieder gefährliche Situationen die entstehen, wenn Radfahrer die Bahnhofstraße herunterfahren - oft zu schnell durch die abschüssige Strecke. Was Polizei und Ordnungsamt dazu sagen.

In der Bahnhofstraße in Brilon spielen viele Kinder

In der Briloner Einkaufszone sind zuletzt Spielgeräte installiert worden. Kleine Wippen, ein Memory-Spiel, ein Kugelrätsel und Klettermöglichkeiten. Nicht zuletzt ist der Spielplatz am unteren Ende gerne und oft von Familien besucht, Kinder rennen hier hin und her. Gefährlich, wenn ein Radfahrer durch die Innenstadt rast und das Fahrverbot missachtet.

Eltern berichten von Gefahrensituationen in der Briloner Bahnhofstraße

Jasmin Perez Y Prieto schreibt via Facebook: „Ich finde es sehr gefährlich, vor allem am Fuße der Bahnhofstraße, wo der Spielplatz ist. Denn wenn da die Kinder spielen und los laufen und dann ein Radfahrer runtergeschossen kommt - im schlimmsten Fall trifft er das Kind.“ Auch für Autofahrer sei das Verhalten der Radfahrer gefährlich, denn diese würden dementsprechend schnell in den Straßenverkehr Richtung Amtsgericht-Kreisel rasen, vielleicht sogar schnell übersehen. Egal wie sie die Radfahrer anspricht, jeder bekomme böse Kommentare oder aber man werde beleidigt. „Vor allem die Treppen an der Apotheke werden gerne als Rampe benutzt“, weiß sie. Der Autoverkehr stört sie ebenfalls: „Ich finde es auch kritisch, dass so viele Autos da runter fahren. Nichts gegen den Lieferverkehr, aber auch andere Autofahrer, die nicht Anwohner sind, fahren gern mal da runter und ich finde die Anwohner sollten einen Durchfahrtschein bekommen. Alle anderen eine Strafe - und das auch für Radfahrer.“

Jugendliche rasen mit dem Rad durch die Briloner Bahnhofstraße

Schon einmal ist auch ein Unfall in der Bahnhofstraße in Brilon passiert.
Schon einmal ist auch ein Unfall in der Bahnhofstraße in Brilon passiert. © WP | Jana Naima Schopper

Denise Schirm hat dieselben Erfahrungen gemacht, wie die Brilonerin Jasmin Perez Y Prieto: „Wir waren in der Stadt, insbesondere in der Fußgängerzone „Bahnhofstraße“ sind immer wieder Jugendliche mit ihren Rädern runter gerast. Unterwegs mit zwei Kindern war es gar nicht mal so einfach, da Abstand zu halten oder auszuweichen, da die Jugendlichen sich teilweise ein Rennen lieferten und auf beiden Seiten und ständig wechselnd die Bahnhofstraße runter fuhren.“

In Winterberg auch ein Problem

In Winterberg scheint das Problem ebenfalls zu bestehen. Gertrudis Hirsch schildert: „Ich werde oft in Winterberg in der 30er-Zone von Radfahrern überholt. Ich staune und denke, für sie gelten die Schilder also nicht?“ Bernd Lechtenfeld betont: „In der Winterberger Fußgängerzone nicht anders. Letztens eine Holländische Motorradgruppe darauf hingewiesen, da kam der Stinkefinger.“ Auch mit Radfahrern hat er negative Erfahrungen gemacht. „Die brettern volle Kanne den Waltenberg runter und mit Karacho über den Platz. Frage mich immer, wo unser Ordnungsamt da bleibt, sehe die immer nur auf Jagd nach Autofahrern die kein Parkticket haben.“

Ein Kind wurde bereits durch Radfahrerin verletzt

In der Bahnhofstraße in Brilon ist es bisher nur einmal zu einem echten Unfall gekommen. Am 23. Oktober 2020, so die Polizei auf WP-Anfrage, habe eine Radfahrerin das Verbot missachtet. Sie prallte gegen ein spielendes Kind, das leicht verletzt wurde. Ein Einzelfall? „Nach Auswertung ab 2021 bis einschließlich Juni 2024 ist uns auf der Bahnhofstraße in Brilon kein Verkehrsunfall unter Beteiligung eines Radfahrers bekannt“, erklärt Michael Schemme. Die Briloner Stadtverwaltung habe laut eigener Auskunft ebenfalls keine Kenntnis von einem Unfall mit Beteiligung eines Radfahrers.

Michael Schemme ist Pressesprecher der Kreispolizeibehörde im Hochsauerlandkreis. 

„Übrigens sind unsere Verkehrssicherheitsberater sehr intensiv mit öffentlich angebotenen Pedelec-Trainings unterwegs. Der präventive Ansatz darf hier keinesfalls unterschätzt werden.“

Michael Schemme

Radfahrer selbst zeigen Verständnis für das Verbot

Tanja Esser ist selbst Radfahrerin, sie sagt: „Wir schieben dort unsere Räder. Ich weiß nicht, warum manche Leute solche Probleme mit Regeln bzw. Gesetzen haben. Wir schieben die Bahnhofstraße runter oder radeln die Friedrichstraße runter.“ Ein wenig Verständnis zeigt sie: „Gut, Gästen ist diese Möglichkeit vielleicht nicht bekannt. Da könnte man evtl. eine Fahrrad Umleitung beschildern, falls es so etwas überhaupt gibt.“ Sie finde es hilfreich, wenn eine Person vom Ordnungsamt einmal dort tätig werden würde. „Das würde sich schnell herum sprechen bei den Eltern der radelnden Kinder, die dort gesehen wurden.“

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Ordnungsamt nicht per se zuständig

Zuständig ist das Ordnungsamt allerdings nicht per se. „Da der fahrende Radfahrer zum fließenden Verkehr gehört, liegt die grundsätzliche Zuständigkeit in diesen Fällen bei der Polizei“, erklärt die Stadtverwaltung auf Anfrage der WP. „Im Rahmen der gemeinsamen Ordnungspartnerschaft mit der Polizei werden in der Fußgängerzone Radfahrer angesprochen und auf die Einhaltung des Radfahrverbotes hingewiesen“, heißt es dennoch dazu.

Polizei im Hochsauerlandkreis kontrolliert Radfahrer

Michael Schemme, Pressesprecher der Polizei im HSK, betont auf WP-Anfrage: „Natürlich kontrolliert die Polizei auch Radfahrer. Diese gehören wie z B. Fußgänger und e-Scooter-Fahrer zur Gruppe der „schwächeren Verkehrsteilnehmer“. Das liegt unter anderem daran, dass bei all denen keine „Knautschzone“ vorhanden ist, welche bei einem möglichen Verkehrsunfallgeschehen noch einen gewissen Schutz bietet.“ Ein Pedelec oder ein E-Bike können in geschlossenen Ortschaften nahezu die selbe Geschwindigkeit wie ein Lkw fahren, erklärt Schemme. „Daher stellen wir uns bei unseren Verkehrsüberwachungsmaßnahmen äußerst breit auf. Übrigens sind unsere Verkehrssicherheitsberater sehr intensiv mit öffentlich angebotenen Pedelec-Trainings unterwegs. Der präventive Ansatz darf hier keinesfalls unterschätzt werden.“

Fußgängerzone als Schutzraum

Karin Schreckenberg, die selbst in Brilon arbeitet, sagt gegenüber der WP: „Die Fußgängerzone ist die einzige Straße, die ausschließlich den Fußgängern vorbehalten ist und dieser Schutzraum sollte auch so bleiben. Kein Radfahrer vergibt sich etwas, das kurze Stück sein Rad zu schieben.“ Sie wünscht sich, die Sperrung zu belassen sowie zu kontrollieren und sanktionieren. Tatsächlich kann Radfahrern eine Strafe drohen, wenn sie beim Durchfahren der Bahnhofstraße gestoppt werden. „Sollten Verstöße gegen die dortige Beschilderung begangen worden sein, würden die in der Regel mit einem Verwarngeld geahndet. Das Verfahren ist daher schon vor Ort abgeschlossen und wird nicht weiter erfasst“, so Schemme. Aussagekräftige Zahlen zu Verstößen gibt es also nicht.

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