Brilon. 3000 Tauben starten in Brilon zu einem Wettflug. Die Tierrechtsorganisation Peta spricht von „tierquälerischen Sport“. Ein Taubenzüchter nimmt Stellung

Bei einem sogenannten Taubenauflass sollen am kommenden Samstag (3. August) von Brilon aus 3000 Tauben für einen Wettflug freigelassen werden. Organisiert wird das Event von Taubenzüchtern aus dem Münsterland. Die umstrittene Tierrechtsorganisation Peta kritisiert das scharf und möchte die Veranstaltung verhindern. Der Willinger Taubenzüchter Ingolf Schinze hält gegenüber der WP dagegen.

Lesen Sie auch


Peta wählt in einer Pressemitteilung drastische Worte. Es handele sich um einen „tierquälerischen Sport“. Oft würden die Tauben bewusst von ihren Partnern oder Kindern getrennt – „damit ist für die treuen Tiere nicht Ehrgeiz die Motivation zur Heimkehr, sondern die Sehnsucht nach ihrem Heimatschlag und ihrem Partner“, heißt es. Viele der domestizierten Vögel würden, laut Peta, auf den „anstrengenden Flügen an Dehydration, Hunger, Erschöpfung oder Verletzungen“ sterben. Deshalb fordere man generell ein Verbot von Taubenwettflügen in Deutschland. In einem Schreiben habe die Tierrechtsorganisation im Vorfeld an das zuständige Veterinäramt im Landkreis Warendorf appelliert, die „tierschutzwidrige Veranstaltung“ zu untersagen. „Bei Wettflügen wird jedes Mal der Tod vieler Tiere in Kauf genommen“, sagt Lisa Bechtloff, Fachreferentin bei Peta. Solche Freizeitveranstaltungen seien aus ihrer Sicht ethisch untragbar und sollten verboten werden. Taubenwettflüge widersprächen dem Tierschutzgesetz. Dabei beruft sich die Organisation auf Paragraf 3. Demnach sei es verboten, Tieren Leistungen abzuverlangen, die ihre Kräfte übersteigen. Zudem lege das Gesetz fest, dass Tiere im Training oder bei Wettkämpfen keinen Maßnahmen ausgesetzt werden dürfen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder körperlichen Schäden verbunden sind.

Beste Bedingungen beim Transport

Der Willinger Ingolf Schinze ist selbst Taubenzüchter und als Vorsitzender des Regionalverbandes 455 - Lahn-Eder des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter auch für die Regionen rund um Brilon und Winterberg zuständig. Über das, was er von Peta hält, macht er keinen Hehl: „Peta ist eine extremistische Organisation, die unter dem Deckmantel des Tierschutzes agiert“, sagt er. Er weist darauf hin, dass das Brieftaubenwesen offiziell von der Unesco zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Organisation würdigt dabei, dass bei der Weitergabe von Wissen und Können im Brieftaubenwesen es um das Zusammenleben von Mensch und Tier sowie das Wissen um das Verhalten, die Biologie und artgerechte Lebensweisen der Tauben gehe. Außerdem gelte es, die stetigen Aktivitäten, die Anforderungen an das Tierwohl entsprechend dem wissenschaftlichen Fortschritt aufzugreifen und den Lebensbedingungen anzupassen. Auch die Vermittlung dieses Wissens an die jüngere Generation sei zentral, so die Unesco auf ihrer Webseite.  

Taubenzüchter Schinze betont, dass bei jeder Veranstaltung das Tierwohl an erster Stelle stehe. Laut Schinze dürften nur gesunde und starke Tiere zu den Wettbewerben antreten. Schon beim Transport zum Abflugort achte man auf beste Bedingungen. Die Tiere würden mit ausreichend Wasser, Futter und Platz versorgt. Zudem würden die speziellen Tiertransporter auch über Klimaanlagen verfügen. Damit die Tauben auf ihren Flugrouten nicht in ein Unwetter geraten, arbeite man eng mit Wetterstationen zusammen. Das sei insgesamt auch alles mit hohen Kosten verbunden. „Wir halten unsere Brieftauben gesund“, sagt der Willinger, der Peta zudem Doppelmoral vorwirft. Schließlich setze sich die Tierrechtsorganisation stark dafür ein, dass insbesondere Raubvögel, wie der Wanderfalke, streng geschützt seien. Seiner Meinung nach, könnten diese nun, ohne natürlichen Feinde, frei agieren und würden somit auch die Tauben der Züchter massiv gefährden - und das nicht nur bei Wettflügen, sondern auch quasi vor dem heimischen Taubenschlag.