Marsberg/Brilon. Sein letzter Film führte Daniel Hofmann zur Berlinale, für den neuen Thriller beginnt bald das Casting. Wer spendet, kriegt sogar eine Nebenrolle
Wenn er nicht gerade durch die Weltgeschichte fährt und nach besonderen Filmkulissen Ausschau hält oder Filme dreht, lebt Daniel Hofmann in seiner Wahlheimat Marsberg. Das ist sein Rückzugsort, hier fühlt sich der gebürtige Thüringer wohl: „Die Natur hier erdet mich.“ Hier kann er sich auch eine Auszeit vom Filmgeschäft nehmen, er verbringt Zeit im Grünen, geht wandern, unternimmt Mountainbike-Touren. So ganz aus seiner Haut kann der Filmemacher aus Leidenschaft aber nicht: „Dabei kommen auch immer wieder neue Ideen für neue Projekte.“
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An einer der jüngsten neuen Ideen arbeitet der 39-Jährige gerade. Ein neuer Film, ein Thriller: Gelber Rausch lautet der Titel und spielt an auf das Taxi Nr. 107, in welchem sich laut Drehbuch dramatische Szenen abspielen werden. „Blutig. Verstörend. Düster“, prangen die Hauptattribute zum Film knallgelb auf dem dazugehörigen Poster. Der Thriller befinde sich derzeit in der Vorproduktion. Finanzierung, Schauspielersuche, Marketing - „Da passiert gerade ganz viel drumherum.“ Für Daniel Hofmann persönlich bedeutet das vor allem, dass er viel unterwegs ist - zum Recherchieren auf eigene Faust, zum Knüpfen von Kontakten und auf der Suche nach Kulissen und Drehorten.
Taxi-Thriller aus Marsberger Produktion
Der fiktionale Thriller ist für den Marsberger Regisseur ein Experiment mit einem völlig neuen Genre: Nachdem er sich vier Jahre lang fast ausschließlich mit Dokumentationen beschäftigt habe, wollte er etwas Neues ausprobieren, erklärt Daniel Hofmann. „Mal ganz was anderes, was aus der Reihe fällt.“ Damit geht er auch ein Risiko ein, denn für einen solchen Film Förderungen zu erhalten, ist schwierig: „Das Projekt ist sehr experimentell, deshalb wird es bei einigen Filmstiftungen aus dem Raster springen.“ Ein Fördererfolg bleibe noch abzuwarten. Doch Daniel Hofmann macht sich keine Sorgen: Irgendeine Möglichkeit ergebe sich immer, das habe ihn die langjährige Erfahrung im Filmgeschäft gelehrt.
Eine wichtige Geldquelle bei früheren Produktionen sei das Crowdfunding gewesen. Darauf möchte Daniel Hofmann auch bei diesem Film zurückgreifen. Für einen Förderbeitrag können Unterstützer ihren Namen im Abspann des Films sehen, für 75 Personen aus den Reihen der Spendenden gäbe es sogar eine Nebenrolle im Film: „In dieser Phase kann man das Projekt durch das Crowdfunding unterstützen und ein Teil davon werden.“ Die Sammelaktion läuft über die Internetseite zum Film: www.gelberrausch.de.
Mehr als ein Hobby: Regisseur Daniel Hofmann lebt seine Leidenschaft
Filme machen, Regie führen, Ideen für neue Drehbücher entwickeln - es ist eine Passion, die den 39-Jährigen schon sein Leben lang begleitet: „Ich habe schon als Kind mit der Kamera von meinem Opa herumexperimentiert.“ Als Jugendlicher habe er Filme nicht nur angeschaut, sondern automatisch analysiert, auf Details wie Schnitte, Licht, Einstellungen geachtet. „Dieses Grundverständnis für die Filmarbeit habe ich früh entwickelt.“ Er schaffte sich seine erste eigene Kamera an, schrieb erste Drehbücher: „Die Faszination hat einfach nie nachgelassen.“
2022 veröffentlichte er seinen fast zweistündigen Dokumentarfilm Total Thrash - The Teutonic Story, kurz darauf folgte eine dreiteilige begleitende Dokumentarserie unter dem gleichen Titel. Fast vier Jahre arbeitete er an diesem Projekt, die Ideen für die nächsten Projekte standen schon in der Pipeline: Darunter eine Dokumentation über das Metal Diver Festival in Marsberg, welches er mitbegründet hat und welches im kommenden Jahr sein 10-jähriges Erfolgsjubiläum feiert. „Mein Hauptziel ist, irgendwann nur noch Filme zu machen“, erzählt Daniel Hofmann. Derzeit muss er seine Aufmerksamkeit aber noch aufteilen: Als Unternehmer und Leiter von gleich zwei Agenturen, der Marsberger Filmagentur Markeloop und die Marketingagentur Nicht aus Berlin, muss er die Selbstständigkeit und das Filmemachen immer unter einen Hut bringen. Das funktioniere jedoch grundsätzlich sehr gut: „Mal verbringe ich mehr Zeit mit der Agenturarbeit, mal weniger. Das spielt im Prozess fließend ineinander.“ Während einer Produktion investiere er zum Teil 80 bis 90 Prozent seiner Zeit in die Filmarbeit. „Es ist definitiv kein Hobby, sondern eine echte Leidenschaft“, das schreibt der Regisseur auch auf seiner Website. Es ist eine Leidenschaft, in die er einfach alles investiert: seine Energie, seine komplette Freizeit und viel Geld.
Selbstzweifel gehören für den Marsberger Regisseur zum kreativen Prozess
So müsse sich sein soziales Umfeld auch damit abfinden, dass er viel unterwegs sei und eigentlich auch immer an irgendeinem Projekt arbeite. Seine Familie und sein Freundeskreis unterstützen ihn jedoch immer, wie Daniel Hofmann erklärt: „Diese Leidenschaft wird von meiner Familie und meinen Freunden getragen, da stehen alle voll dahinter. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Mit viel ehrenamtlichem Engagement werde da auch immer im Hintergrund mitgeholfen und mitangepackt bei Filmprojekten, bei Aufbauarbeiten oder beim Transport von Filmequipment. „Ohne diese Menschen wäre ich ganz schön aufgeschmissen.“
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So viel Kraft, Energie und Geld in einen experimentellen Film zu stecken, sei immer auch ein Risiko. Doch Daniel Hofmann glaubt an seine Projekte und ist bereit, dafür viel auf`s Spiel zu setzen. Aber auch er sei vor Selbstzweifeln nicht gefeit, wie er freimütig zugibt: „Es gibt schon Momente, in denen ich mir die Frage stelle: ‚Ist das vielleicht der falsche Weg?‘“ Diese Phasen, wo die Zweifel kommen, wo man seine Arbeit hinterfragt - das gehöre auch mit zum kreativen Entstehungsprozess. Auch diese Phasen gehen wieder vorbei, das weiß er aus Erfahrung: „Wenn man an sein Projekt glaubt, tun sich immer Türen und Möglichkeiten auf.“