Hochsauerlandkreis. Im Sauerland ist Radfahren heutzutage oft noch mühsam – Der ADFC kämpft für die Verkehrswende und bessere Infrastruktur für Fahrräder.
Fahrradfahren ist im Sauerland in erster Linie ein Hobby. Die alltägliche Mobilität, wie zum Beispiel das Einkaufen in der nächsten Stadt, soll in der Vision des ADFC in Zukunft vermehrt mit dem Fahrrad bestritten werden. Fehlende Fahrradwege zwischen den Orten, oder solche, die über Stock und Stein führen, nehmen vielen Radfahrern den Spaß daran, ihre alltäglichen Unternehmungen mit dem Rad zu erledigen. Diese Verkehrswende hin zur vermehrten Nutzung des Fahrrads möchte der allgemeine deutsche Fahrradclub (ADFC) auch im Hochsauerland in Bewegung bringen.
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Barbara Raulf ist Mitglied der ADFC Ortsgruppe Brilon-Olsberg. Radfahren läge ihr schon immer am Herzen. „Für mich war wichtig, mich ehrenamtlich zu engagieren“, erklärt sie. Da sie schon ihr ganzes Leben lang Fahrrad fahre, und mit der Lage hier im Sauerland nicht zufrieden sei, war für sie klar sich im ADFC einzubringen. „Ich empfinde das Fahren im Sauerland immer noch als anstrengend. Da hat sich in der Vergangenheit leider noch nicht viel getan“, sagt Raulf. Dieter Wiedemeier ist ebenfalls Mitglied in der hier ansässigen Ortsgruppe. Er hat lange als Verkehrsplaner gearbeitet. „Da bekommt man eine Menge von dem mit, was woanders getan und verbessert wird. Bei uns hier im Sauerland ist das bedauerlicherweise noch nicht der Fall.“ erklärt er. „Die Mitgliedschaft im ADFC bietet Radfahrern die Möglichkeit sich einzubringen, wenn sie etwas zu bemängeln haben, wie zum Beispiel einen nicht vorhandenen Fahrradweg oder die gefährliche Kreuzung einer Landstraße.“ Gerade hier im Hochsauerland gebe es noch viel Verbesserungsbedarf. Diesen Problemen wolle sich die Ortsgruppe annehmen.
Fahrradklimatest findet alle zwei Jahre statt
Alle zwei Jahre hält der ADFC den sogenannten Fahrradklimatest ab, bei dem die gesamte Öffentlichkeit die Chance bekommt, die Fahrradsituation in ihrer Kommune in Schulnoten zu bewerten. Viele unterschiedliche Kategorien werden benotet, wie zum Beispiel die Erreichbarkeit des Stadtzentrums oder die Anzahl von Fahrraddiebstählen. Im ADFC-Radklimatest 2022 schnitt Brilon mit einer Gesamtnote von 4,1 ab. Dies bedeutete sogar eine leichte Verschlechterung zum Test aus dem Jahr 2020. Die Stadt Olsberg konnte im Jahr 2022 erstmals benotet werden und schloss mit einer Gesamtnote von 3,8 ab. Städte wie Winterberg, Marsberg oder Hallenberg konnten nicht benotet werden, da es nicht genug Teilnehmer gab. Denn Städte und Gemeinden bis 100.000 Einwohner benötigen mindestens 50 Bewertungen. „Beim nächsten Fahrradklimatest hoffen wir auf mehr Teilnehmer, damit aussagekräftigere Zahlen vorliegen“, sagt Barbara Raulf. Der ADFC-Fahrradklima-Test 2024 startet am 1. September und endet am 30. November. In dieser Zeit kann man auf der Internetseite des ADFC am Fahrradklimatest 2024 teilnehmen und so dabei helfen, das Fahrradfahren im Sauerland zu verbessern.
Der ADFC hat bundesweit über 230.000 Mitglieder. Sein Ziel ist die Interessenvertretung der Radfahrer, aber auch die Unterstützung der Verkehrswende in Richtung Fahrradfahren. Dieter Wiedemeier erklärt: „Der Fahrradverkehr soll gefördert werden und dafür braucht es eine Interessenvertretung auf Bundes und lokaler Ebene.“ Oftmals gehen diese verschiedenen Schichten auch ineinander über, denn auf lokale Themen müsse auch oft in größerer Ordnung hingewiesen werden, damit etwas passiere. „Wir sind sozusagen eine Lobby für Fahrradfahrer“, erklärt Wiedemeier. Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Ministerien mit den Städten oder Ländern sei oftmals kompliziert. Hierbei wolle sich der ADFC so positionieren, dass alle gut miteinander arbeiten können. „Das geht nicht gegeneinander, sondern nur miteinander“, so Wiedemeier.
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Der ADFC hat selber nicht die Möglichkeiten, Fahrradwege auszubauen. Seine Rolle ist die Interessenvertretung aller Radfahrer auf Bundes und lokaler Ebene. Mit der Mitgliedschaft kommen aber noch viele andere Vorteile. So gibt es genau wie beim Namensvetter, dem ADAC, einen Pannenservice, welcher gestrandeten Fahrradfahrern hilft. Ebenfalls kann man auf der ADFC Internetseite zahlreiche Rechtsfragen nachrecherchieren, oder sich zum Fahrradfahren im Allgemeinen beraten lassen. „Oftmals sind es ganz praktische Tipps, zum Beispiel welches Kinderfahrrad, welcher Anhänger oder welcher Helm“, sagt Raulf. Für alle Radfahrer, die gerne mal eine Tour in einer größeren Gruppe machen möchten, bietet der ADFC gemeinschaftliche Touren an, bei denen jeder herzlich willkommen ist. Ebenfalls treffen sich alle Mitglieder und Interessierten einmal im Monat in der Stadtschenke in Brilon, um aktuelle Themen zu besprechen und sich ein bisschen auszutauschen. Das nächste Treffen findet am sechsten August um 19 Uhr statt. Auch Nichtmitglieder sind nach Angaben des ADFC herzlich eingeladen.
Die Ziele des ADFC sind es, die Lage der Radfahrer im Sauerland so weit zu verbessern, dass alltägliche Mobilität auf dem Rad bestritten werden kann. Besonders hier im Sauerland sei noch viel zu tun, bis diese Verkehrswende geschafft ist. Dies läge daran, dass lange wenig für den nicht touristischen Fahrradverkehr getan wurde. Seitdem der Berg dank des E-Bikes jedoch kein großes Hindernis mehr ist, ist es wichtig, dass sich an der Lage der Fahrradfahrer im Hochsauerland etwas ändert.