Ein Hauch Eurovision-Song-Contest: Michael Schulte in Brilon
•
Lesezeit: 8 Minuten
Brilon. 25 Jahre MusikSommer Brilon: Ein Fest der Kultur mit Top-Acts und gratis Eintritt. Eurovision-Song-Contest-Teilnehmer Michael Schulte kommt.
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein erfolgreicher Eurovision-Song-Contest-Teilnehmer im Sauerland auftritt. Immerhin hat Michael Schulte 2018 in Lissabon für Deutschland mit „You let me walk alone“ einen sehr beachtlichen vierten Platz belegt. Am Donnerstag tritt er mit seiner Band als Top-Act beim 25. Briloner MusikSommer auf dem Marktplatz auf. Und der wird dann vermutlich aus allen Nähten platzen.
Live, umsonst und draußen – lautet aber auch an diesem Abend das Motto der Veranstaltung. Ohne Eintritt - das ist nicht selbstverständlich, denn Schulte ist momentan mit seiner „Remember me“-Tour auf Achse: Und da kosten die Tickets locker zwischen 40 und 70 Euro. Aber zum Geburtstag des MusikSommers sollte es schon etwas Besonderes sein und dem Motto wollte man treu bleiben. „Der damalige Stadtdirektor Eberhard Schüle hatte vor 25 Jahren erkannt und immer wieder betont, wie wichtig das kulturelle Leben für die Attraktivität einer Stadt ist. Und der damalige Kulturamtsleiter Günter Wiedemeier hat das Ganze perfekt in die Wege geleitet und organisiert“, erinnert dessen Nachfolger Thomas Mester von Brilon Kultour an die Anfänge und an die Weitsicht der beiden. Als die „Chime & Funky Soul Horns“ am 31. Juli auftraten, waren es vielleicht um die 200 Leute, die sich zaghaft auf den Markplatz trauten, um zu gucken, was denn da im Schatten der Kumps so abging. Aber von Mal zu Mal wurden es mehr.
Inzwischen sind es durchschnittlich 1000 Zuschauer/innen, die zum Teil auch aus dem Korbacher, Paderborner oder Soester Raum nach Brilon fahren. 150.000 Zuschauer – die Einwohnerzahl Paderborns – dürften seitdem insgesamt beim MusikSommer gewesen sein. Und bei Top-Acts wie „Stil Collins“ oder vergangene Woche mit der Coldplay-Cover-Band „Shiver“ waren es auch 2000 und 3000 Menschen, die der gute alte Petrus beim Mitsingen und Tanzen beobachten konnte. „Vor dem Konzert mit der Band ,The Magic of Santana‘ hatten wir einen Anruf aus Süddeutschland. Eine achtköpfige Fan-Truppe konnte es nicht glauben, dass tatsächlich der Original-Sänger aus der Band von Carlos Santana bei uns auftreten würde. Sie sind dann tatsächlich angereist“, erzählt Thomas Mester.
Schulte zum zweiten Mal in Brilon
Michael Schulte war übrigens 2013 schon einmal beim MusikSommer in Brilon. Damals kannten ihn noch nicht so viele. Der erfolgreiche Singer-Songwriter blickt inzwischen zurück auf sechs erfolgreiche Studioalben, acht Top-10-Radiosingles in Folge, weit über eine Milliarde Streams seiner Songs und Videos sowie Millionen begeisterter Fans, die ihm auf Headlinertouren, Festivals und mitreißenden Auftritten zujubelten.
Und Schulte ist nicht der einzige Eurovision-Song-Contest-Teilnehmer, der beim MusikSommer auftritt. 2005 traten die „Global Kryner“ in Brilon auf. Die Gruppe aus Wien spielte Pop- und Rocksongs im Stil der Oberkrainer, qualifizierte sich aber nur fürs Halbfinale beim ESC.
Der MusikSommer ist eine Erfolgsgeschichte, die auch über den 25. Geburtstag hinaus fortgeführt wird. Aber wie jedes zarte Pflänzchen bedarf auch so eine Veranstaltungsreihe der ständigen Pflege und Überarbeitung und der Unterstützung der Sponsoren, ohne die so etwas nicht auf die Beine gestellt werden könnte. „Als Günter Wiedemeier damals vor 25 Jahren mit der Reihe angefangen hat, hatten wir ein Alleinstellungsmerkmal. Mittlerweile sind viele andere Städte auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Auch wir haben daraus unsere Lehren gezogen und einiges geändert“, sagt Mester. Statt acht Konzerten gibt es nur noch sechs, aber dafür hat sich die Qualität der Veranstaltungen noch einmal gesteigert. „So ein Live-Umsonst-und-draußen-Festival hat eine ganz eigene Dynamik. Wer bei einem normalen Konzert für die Tickets bezahlt hat, der geht auch hin. Wenn der Sauerländer Sommer aber mal die Regen-Register zieht, kann sich das auch schnell in den Zuschauerzahlen niederschlagen“, so Mester.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und
wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste
übermittelt werden. Mehr dazu in unserer
Datenschutzerklärung
Allerdings sollte man sich vom Wetter nicht immer abhalten lassen. Als vor einigen Jahren eine Abba-Cover-Band spielte, regnete es zum Ende des ersten Teils Katzen und Hunde. Der Marktplatz war schlagartig leergefegt. Mester: „Nach der Pause klarte es auf, die Band spielte wieder und im Nu war der Platz wieder proppenvoll. Ich weiß nicht, wo die zwischenzeitlich alle hingegangen waren.“ Dass eine Lead-Sängerin bei anderer Gelegenheit in der einen Hand das Mikrofon hielt und mit der anderen Hand die Wasser-Flitsche bediente, um den Regen von der Bühne zu schrubben – all das hat es gegeben. Aber immer ließ sich alles regeln. Was nicht klappte, war der einmalige Versuch, gegen einen geringen Obolus kleine „Musik-Sommer“-Sticker zu verkaufen. „Das ging gar nicht. Die Leute wussten diese Geste nicht zu schätzen“, erinnert sich Mester.
Sehr zu schätzen wissen die Künstler/innen hingegen die gute persönliche Betreuung. „Das haben uns die Bands immer widergespiegelt. Wir drängen uns nicht auf, begrüßen aber jeden persönlich, sorgen für eine angenehme Atmosphäre und gehen auf individuelle Wünsche ein - egal, ob das zwei eisgekühlte Dosen Cola Zero oder eine Flasche Rotwein sind.“ In all den 25 Jahren habe es nicht einen einzigen Polizeieinsatz wegen Streitereien oder wegen Randale gegeben, nicht einen Nachbarn, der sich beschwert hätte. „Wir sorgen dafür, dass um Punkt 22.30 Uhr die Musik aus ist – sonst würde ich den Stecker ziehen. Wir haben sogar wieder auf Biergläser statt -plastikbecher umgestellt, weil die Leute vernünftig sind und weil alles reibungslos läuft.“
Von Clocks bis Yellow: Shiver beistert die Zuschauer
1/66
Vermutlich gibt es am Donnerstagabend aber ausnahmsweise doch noch einmal die Plastikbierbecher. „Wir erwarten wirklich sehr viele Leute. Der Marktplatz ist ja keine geschlossene Arena. Es gibt immer Möglichkeiten, in Seitengassen auszuweichen. Aber es wird voll werden. Wir rechnen mit dreitausend bis viertausend Besuchern. Und da gibt es vermutlich kein Durchkommen für die Leergutsammler.“
Schon den ganzen Donnerstag über wird der Marktplatz für die Aufbauarbeiten des Konzert gesperrt, das offiziell um 19.30 Uhr beginnen soll. Die Bühne muss eigens vergrößert werden - beim Marktplatz geht das nicht. Aber bislang haben alle Fans ein Plätzchen gefunden. Das wird auch für den letzten MusikSommer-Abend 2024 gelten, wenn am Freitag um 19.30 Uhr „Familie Hossa“ kommt und zur Reise durch die Kultschlager der 70er Jahre und die Hits der Neuen Deutschen Welle angesagt einlädt. Na denn: Hossa! Übrigens: Als Support für den Donnerstagabend mit Michael Schulte tritt ab 19.30 Uhr die Sängerin „Ingaa“ mit ihrer atemberaubenden Stimme auf. Sie steht für Pop, Soul und Jazz, der unter die Haut geht.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.