Brilon. Beim Biparcours in Brilon entdecken Schüler spielerisch Natur und Geschichte. Eine App leitet sie durch spannende Stationen.
Rund 160 Viertklässler machten sich kürzlich beim Biparcours auf Entdeckungsreise durch Brilon und lernten dabei viel über die SDGs, die „Sustainable Development Goals“, also die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele. Biparcours ist ein digitales Lernwerkzeug in Form einer Handy-App vom Bildungspartner NRW, das sowohl in Schulen als auch außerschulischen Lernorten genutzt werden kann und mit dessen Hilfe Themenrallyes, Stadtführungen und vieles mehr erstellt werden können. „Wir machen den Parcours heute bereits zum dritten Mal, diesmal mit Schülern der Engelbertschule, der Ratmersteinschule und der Roman-Herzog-Schule“, erzählt Steffi Evers, Lehrerin für Deutsch und Biologie an der Marienschule Brilon und Sprecherin beim Bildungsnetzwerk Brilon nachhaltig.
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Die Handy-App führt durch die insgesamt elf Stationen des Parcours, bei denen die Schüler über die Geschichte Brilons, aber auch über die heimische Natur lernen und Teamaufgaben erfüllen müssen - „Da ist wirklich alles mit dabei“, so Evers. Die Rückmeldungen der vergangenen Jahre seien nicht nur bei den Schülern, sondern auch bei den Kollegen „durchweg positiv“ ausgefallen.
Tradition der Netzwerkarbeit in Brilon
„Das Bildungsnetzwerk Brilon nachhaltig besteht seit 2021“, erläutert dessen Vorsitzender Friedel Schumacher. Netzwerkarbeit habe jedoch schon viel länger, nämlich seit gut 25 Jahren, Tradition, und zwar „gerade hier in Brilon, was außerschulische Lernorte mit Partnerschaften zu Schulen angeht.“
Der Biparcours sei seit seinem Bestehen ein großer Schwerpunkt im Jahresprogramm. Und da sind die Kinder ganz klar mit Feuereifer bei der Sache, wenn sie beispielsweise im Museumsgarten auf die Suche nach Fossilien gehen und begeistert ausrufen, wenn sie etwas entdecken.
Lernen durch Erleben
In der Niederen Straße wartete eine kooperative Aufgabe auf die Kinder. Dort mussten sie mithilfe einer Art Stelzen einen imaginären Lavagraben überwinden. Und das war nur in Teamarbeit zu schaffen. In der Stadtbücherei konnten sich die Kinder anschauen, welche Bücher es zum Thema Nachhaltigkeit gibt. Das angegliederte Stadtarchiv sei, so Steffi Evers, „vielleicht so ein Partner, wo viele Kinder sagen ‚Ich weiß gar nicht so genau, was das eigentlich ist. Wir sind da immer nur vorbei gefahren.“
Neue Partner und spannende Premieren
Erstmals ist in diesem Jahr die Biologische Station des HSK als neuer Partner beim Biparcours mit dabei. Und eine zweite Premiere gab es: „Der Naturpark Diemelsee hat das Umweltbildungsmobil in diesem Jahr zum ersten Mal mit dabei. Das ist ja auch erst letztes Jahr eingeweiht worden“, sagt Friedel Schumacher. Der Parcours sei jedes Jahr ein bisschen gewachsen. Das Umweltmobil, das im Kreishauspark stationiert war, wartete mit vielen spannenden Aufgaben auf die Kinder.
Natur hautnah erleben
Benedikt Wrede, Geschäftsführer des Zweckverbands Naturpark Diemelsee, war mit vor Ort und ließ die Kinder Temperaturmessungen durchführen. Die staunten nicht schlecht, wie sehr sich die Gradzahl je nach Bodenbeschaffenheit zum Beispiel zwischen Wiese und Asphalt änderte. Blumen und Insekten mit dem Binokular zu untersuchen fand Grundschüler Elias „einfach spitze - besonders den fetten Käfer“. Das sah Mitschülerin Leana genauso.
Im Kreishauspark gab es jedoch noch mehr zu entdecken. An einer der nächsten Stationen befassten sich die Kinder mit dem Thema Totholz und waren erstaunt, wie viel Leben darin steckt, lässt der Name das doch gar nicht vermuten. Einige Meter weiter klärte Waldpädagogin Susanne Kunst über weitere, spannende biologische Zusammenhänge auf und zeigte den Kindern Baumriesen wie die Schwarzkiefer.
Highlight mit dem Wüstenbussard
Ein absolutes Highlight dürfte jedoch Antonius „Toni“ Vollmer von Wald und Holz NRW mit seinem Wüstenbussard „Jule“ gewesen sein. Der Falkner und Biologe fesselte die Kinder mit Fachwissen von Gewölle bis Tapetum lucidum, der reflektierenden Schicht im Auge vieler Tiere. Zum Schluss durften die Kinder die knapp dreijährige Jule sogar streicheln. „Aber nur von vorne, von hinten kommt der Feind“, erklärt Vollmer den Kindern den richtigen Umgang.
Vernetzung und Zusammenarbeit
„Beim Biparcours lernen die Kinder jeden außerschulischen Lernort kennen“, sagt Friedel Schumacher. Es sei für die Schulen auch eine richtig gute Sache, wenn sie ein Gesicht vor Augen hätten, damit sie dann wissen: „Ach, so sehen die Leute von Haus Hövener aus, das ist das Stadtarchiv und so weiter“, sagt Steffi Evers. Die Hemmschwelle, nach Unterstützung oder Hilfe für den Unterricht zu fragen, sei deutlich gesenkt, wenn man sich persönlich kennt.
Auch für Friedel Schumacher steht fest, dass „wir eine große Hilfe dadurch haben, dass wir uns an der Stadt ansiedeln konnten.“ Christina Hoppe vom Schulamt hält diesbezüglich zusammen mit Ute Hachmann die Fäden in der Hand - „das hilft uns ungemein“, betont Schumacher. Auch Schulamtsdirektorin Martina Nolte berichtet, dass „viele Kollegen die Rückmeldung geben, sehr froh zu sein, die App einmal ausprobieren zu können.“
Ausblick und Zukunftspläne
Außerdem, so Steffi Evers, gebe es im September noch eine Lehrerfortbildung an den Bruchhauser Steinen, „wo wir auch noch einmal zeigen, dass der Umgang gar nicht schwierig ist. Ältere Schüler machen tatsächlich sogar selber Parours.“ Am Ende bekamen alle teilnehmenden Klassen Urkunden ausgehändigt und auch Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch lobt die Kinder: „Ich finde es wirklich ganz toll, was ihr hier macht!“