Brilon. Das Ende einer Ära, doch die Bio-Versorgung soll weitergehen: Jörg Simon von „Salms Hof“ plant ein Angebot für die Briloner Innenstadt.

Samstag schließt Lisa Brom zum letzten Mal die Tür des Briloner Bioladens für die Kunden auf. Der kleine Lebensmittelladen mit dem Biosortiment loht sich für die Brilonerin nicht, zahlreiche Gründe haben zu der Entscheidung geführt, dass sie den Laden schließen muss (die WP berichtete). Jetzt will sie ihren Kunden nicht nur einen schönen Abschluss bieten, sondern sitzt auch schon eifrig an neuen Ideen, wie es mit Bio-Angeboten in Brilon weitergehen kann.

Lisa Brom nimmt Abschied von ihren Kunden in Brilon

„Nur Tschüss zu sagen, das finde ich merkwürdig“, sagt Lisa Brom. Sie steht in ihrem Laden, die Regale sind schon leer geräumt, hier und da liegt noch etwas Obst und in der brummenden Kühltheke ist noch Käse ausgelegt. Fühlt sich komisch an, sagt sie. Mal ist sie froh, wenn sie bald nicht mehr jeden Tag Gedanken an den Laden wälzen muss. Mal ist sie traurig, insbesondere wenn sie an ihre Kunden denkt. Am Samstag will sie bis 15 Uhr öffnen, Getränke kalt stellen und sich von ihren Stammkunden verabschieden. Danke sagen, nicht nur ihrer Familie für die Unterstützung, sondern auch den Kunden und den Einzelhändlern hier aus Brilon. Für sie geht es allerdings weiter, denn wenn der Laden längst ausgeräumt ist und Lisa Brom sich eine wohlverdiente Pause gegönnt hat, wird sie bei Salms Hof anfangen. Sie weist auf den kleinen grünen Briefkasten neben ihr. „Wir haben gerade eine Abfrage gestartet, was die Kundinnen und Kunden sich für Bio-Angebote wünschen.“ Lisa Brom ist glücklich, dass sie weiterhin in der Branche arbeiten und ihre Fachkenntnisse anbringen kann. „So war das alles nicht umsonst!“

Salms Hof will in der Stadt jetzt durchstarten

Jörg Simon ist Inhaber des Salms Hof, ein Landwirt, der regionale Naturkost vertreibt. Nicht nur beliefert er Kindergärten und Schulen mit Bio-Obst, er betreibt auch Angebote auf Wochenmärkten und teilt ein Schicksal mit Lisa Brom: Ein gescheiterter Bioladen. „Wir hatten einen Bioladen in Büren, deswegen weiß ich, in welches Loch die Kunden fallen, wenn das Angebot von Bio-Lebensmitteln wegfällt“, so Simon. Es sei insbesondere im Sauerland, wo es kaum solche Angebote gebe, sehr schwer, sich mit Bio-Lebensmittel aus dem Bioladen zu versorgen. Eigentlich sei es Jörg Simons Wunsch gewesen, den Briloner Bioladen zu retten, doch mit Schnöggel-Eis aus Adorf war bereits ein Nachfolger gefunden.


Symbol Hofladen
Symbol Hofladen © VRD - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Rund 20 Prozent der Kunden haben teilgenommen

„Ich habe mir dann den Laden in Brilon genauer angeschaut. Dort gibt es eine feste Kundschaft, die mit dem Laden regelrecht verwachsen ist“, so Jörg Simon. Das liegt auch daran, dass der Laden schon lange besteht. „Diese Kunden sind sehr wertvoll und essentiell.“ Jörg Simon beschließt, in Brilon die Lücke zu füllen, die der Bioladen hinterlässt - nur eben ohne Laden. Dafür startet er eine Abfrage unter den Kunden, die rund 20 Prozent der Kunden des Bioladens auch wahrgenommen haben. Zwar wünschen sich die meisten das unmögliche, den Erhalt des Ladens, einige sind aber auch an dem Lieferservice interessiert, den Salms Hof bietet - insbesondere, weil dies nicht nur online läuft, sondern es auch analoge Ansprechpartner gibt.

Biolabels haben sich den Supermärkten verschrieben

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Jörg Simon weiß, dass die Biobranche gerade in einer großen Identitätskrise steckt, gerade kleinere Läden unter 300 Quadratmetern würden sich schwer tun, sich aktuell zu positionieren. „Die Biolabels haben sich alle den Supermärkten verschrieben, da sie sich davon eine bessere Vermarktung und eine größere Abnahmemenge versprechen.“ Sinnvoll findet Simon das nicht, zumal die Ergebnisse aber auch viele Rückmeldungen zeigen würden, dass die Kunden Bio und Regional kaufen wollen. „Bioläden an sich können die benötigten Umsätze aber nicht mehr generieren.“

Milch, Käse, Wurst und vegetarische Produkte

Sein Konzept: junge Kundschaft nicht nur mit Online-Angeboten zu erreichen und zu binden, sondern auch mit dem Wochenmarkt-Angebot, wo sich die Kunden noch umfangreich über die Produkte informieren können. Auf seinen Ständen in Büren, Delbrück und Rüthen bietet er Milch, Käse, Wurst und andere vegetarische Produkte. Wie ein rollender Bioladen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auf dem Wochenmarkt viel intensivere Kundenkommunikation herrscht, als im stationären Handel. Das ist also unsere Interpretation von einem zukunftsfähigen Bioladen.“

Jörg Simon ist schon jetzt in der heißen Planungsphase

Aktuell steht Jörg Simon in Kontakt zur Stadt Brilon, um ein Wochenmarkt-Angebot in der Stadt aufzubauen - geplant ist, dass er mittwochs vertreten sein wird. Bestätigt ist noch nichts, aber Jörg Simon ist schon jetzt in der heißen Planungsphase und hofft, Ende der Sommerferien mit einem Stand an den Start zu gehen. Platz genug gäbe es. „Brilon ist eine Stadt mit zentralem Charakter und durch den Bioladen gibt es hier eine Kundschaft, die eine große Wertigkeit mitbringt.“

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