Hochsauerlandkreis. Dirigentin Marie Becker erklärt, bei welchen Songs die Menschen auf die Tanzfläche strömen und auf die Bänke steigen. Die Top-Hits.
In der Schützenfestsaison hat Marie Becker alle Hände voll zu tun: Auf insgesamt 19 Schützenfesten sorgt die Dirigentin in diesem Jahr gemeinsam mit ihren Musikvereinen für Marschmusik am Tag und Partystimmung am Abend. Fast jede Woche ist sie zur Zeit unterwegs, manchmal auch auf zwei Schützenfesten an einem Wochenende. Deshalb hat die 30-Jährige auch einen guten Überblick darüber, wo die musikalischen Trends liegen und welche Lieder zu den Top-Schützenfesthits der Saison gehören.
Der Song der Saison: Ein alter Hit wird neu interpretiert
Der Hit in der diesjährigen Schützenfestsaison ist ein Song, der ursprünglich aus den frühen 1980er Jahren stammt. Sarà Perché Ti Amo , ein Disco-Song der italienischen Band Ricchi e Poveri feierte schon im letzten Sommer mit einer Remixversion ein Revival. Im Repertoire der Schützenfest-Songs darf er in diesem Jahr nicht fehlen, wie Marie Becker erklärt: „Der Song ist sehr beliebt und wird ganz oft angefragt.“
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Und noch ein weiterer Klassiker hat es wieder auf die Liste der Schützenfest-Hits geschafft: Stumblin‘ In von Chris Norman und Suzie Quatro erschien 1978. Auf Schützenfesten und gerade bei jüngeren Generationen sei er aktuell wieder sehr beliebt. Das Phänomen der Wiederentdeckung von Songs aus den 70er, 80er und 90er Jahren durch Cover- oder Remixversionen nennt Marie Becker den „Radiotrend“: „Das ist gerade sehr verbreitet, dass alte Lieder modernisiert werden und wieder aufleben.“ Eine gute Entwicklung, findet die Musikern: „So werden die alten Lieder wieder aktuell.“
Bei diesen Hits ist die Tanzfläche am Schützenfest immer voll
„Egal wie laut es vorher war: Wenn wir den Steigermarsch anstimmen, ist plötzlich alles still.“
Einige Lieder gehören auf jedem Schützenfest zum Patentrezept für gute Stimmung, wie Marie Becker aus Erfahrung weiß: „Es gibt einige Songs, die kommen einfach immer und überall gut an.“ Songs wie der PUR Party Hitmix, Cordula Grün oder von Helene Fischer locken ihrer Erfahrung nach überall die Menschen auf die Tanzfläche. Genauso gehören Evergreens wie Westerland und 99 Luftballons und Hulapalu fest zum Repertoire, und auch Kölnische Karnevalslieder sind beliebt: So erlebt die Dirigentin kaum ein Schützenfest ohne Leev Marie oder Kölsche Jung: „Es sind die Songs, wo die Leute mitsingen können. Die sorgen für die beste Stimmung.“
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In der Tanzband tauscht Marie Becker den Dirigentenstab gegen das Mikrofon: Als Sängerin hat sie bei den Schützenfesten auch ihre ganze persönlichen Songfavoriten: I will survive und Italienische Sehnsucht. Songs, die fast jeder kennt und wo fast jeder mitsingen kann.
Jeder Ort im Sauerland hat seine eigenen musikalischen Traditionen
Viele Lieder würden überall gespielt, erklärt Marie Becker, die Schnittmenge zwischen den Orten sei groß. Vor allem die Volksmusik-Klassiker, die schon seit Generationen bei Ständchen am Schützenfest gespielt werden, bleiben immer aktuell: Auf der Vogelwiese, Schützenliesel, der Steigermarsch und mit Tochter Zion sogar ein Weihnachtslied werden gemeinsam und von allen Altersgruppen gesungen. Trotzdem sei kein Schützenfest wie das andere, was die musikalischen Vorlieben angeht. „Jedes Dorf hat auch eine eigene musikalische Landschaft“, erzählt die Dirigentin. Kleine Traditionen, die sich unterscheiden, Lieder mit ganz besonderen Bedeutungen für die Menschen vor Ort: „Mit bestimmten Liedern identifizieren sich die Dörfer stark.“
Das bekommt Marie Becker als Dirigentin häufig mit, und dies sind auch ihre liebsten Momente auf den Schützenfesten. Die, wo die Menschen alle gemeinsam singen, wo sich alles um die Musik dreht. Sie erinnert sich an einen Gänsehautmoment beim Westheimer Schützenfest am ersten Juniwochenende: „Egal wie laut es vorher war: Wenn wir den Steigermarsch anstimmen, ist plötzlich alles still.“
Wie gehen Musikvereine mit problematischen Liedtrends um?
Immer wieder stehen die Musikvereine vor der Frage, wie sie mit Liedtrends umgehen, die wegen der Liedtexte im öffentlichen Diskurs in die Kritik geraten. Ein Beispiel hierfür ist der Song Layla, der 2022 wegen seines sexistischen Textes für Diskussionen sorgte. „Die Menge fordert solche Lieder oft ein“, erzählt Marie Becker. Für die Musikvereine bedeute das ein Abwägen und immer auch die Suche nach dem richtigen Maß. „Die musikalische Leitung trifft die Entscheidung, ob ein Song gespielt wird oder nicht.“
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Eine klare Grenze zieht die Dirigentin jedoch bei Liedern, die mit rechtsextremem Gedankengut in Verbindung stehen. Ein Beispiel ist das Lied L‘amour Toujours: Der Song, der wegen der Umdichtung mit ausländerfeindlichen Parolen durch die rechtsradikale Szene für mediales Aufsehen sorgte, wird auf Volksfesten im Hochsauerlandkreis nicht gespielt. Es sei jedoch schon vorgekommen, dass Menschen auf einem Schützenfest nach dem Song gefragt hätten, erklärt Marie Becker. Hier positioniert sich die Dirigentin jedoch ganz klar: „Nicht unter meiner Leitung.“