Brilon. Talbrücke oder Tunnel? Straßen NRW in Brilon informiert über neue Trassenführungen der B7n bei Brilon. Ab 2022 soll eine Trasse gefunden werden.
„So wie wir gerade planen und arbeiten glaube ich, dass die B7n nicht scheitern wird.“ Das sagt Lars Voigtländer, Planungsleiter der Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift bei Straßen NRW. Ein Satz, der nach jahrelangem Hin und Her Wirkungskraft haben soll. Straßen NRW zieht die Planungen zur B7n bei Brilon wieder an und informiert nun die Öffentlichkeit über den Planungsstand und die nächsten Schritte, denn das Große Ziel lautet: „Im Frühjahr 2022 soll die Vorzugsvariante für das Linienbestimmungsverfahren von Straßen NRW vorgeschlagen werden.“
Ganz wichtig sei, um dieses Ziel zu erreichen, die Unterstützung der Menschen vor Ort. Das betont Lars Voigtländer immer wieder in seiner Präsentation. Nicht nur sollen so alle Menschen abgeholt werden, man will so auch mögliche Einwendungen und Klageverfahren vermeiden. „Wir wollen einen breiten Kompromiss mit der Bevölkerung finden“, sagt Lars Voigtländer. Während der Präsentation formuliert er es so: „Ein möglichst weitgehender Konsens in der Region für die Variante mit den in der Summe geringsten Betroffenheiten.“ 13 Varianten stellt Lars Voigtländer nun vor, erläutert ausführlich, welche Baumaßnahmen und vorallem Kosten entstehen würden und wie hoch die Betroffenheiten sein würden. Ein Überblick über die Varianten, die jetzt im Rennen sind:
B7n bei Brilon: Die nördlichen Varianten:
Die Varianten 9 bis 11 entfalten laut Lars Voigtländer von Straßen NRW nur eine geringe Entlastung für die Ortsdurchfahrten und ist zudem 10 Prozent länger, womit ein höherer Flächenverbrauch einhergehen würde. Zudem sei laut LANUV bezüglich des Artenschutzes noch mehr Betroffenheit zu erwarten, als es bei der gekippten Variante 1 der Fall gewesen wäre. Lars Voigtländer: „Das Ergebnis ist, dass diese Varianten schlechter sind als die bisherigen und aus Gründen des Artenschutzes nicht realisierbar sind.“
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Die Tunnelvariante für die B7n bei Brilon:
Die Tunnelvariante soll im Korridor der ehemaligen Variante 1 verlaufen, Anschlussstelle soll Altenbüren sein. Die Tunnelröhre könnte zweispurig unter den Raubwürgerhabitaten verlaufen. Das Problem: eine offene Bauweise wäre nicht durchführbar, Spezialbohrer müssten angefordert werden, um den Tunnel und einen Rettungstunnel daneben zu realisieren. Die Kosten sind 3,5 mal so hoch wie die der Varianten 1 bis 7. Damit würde die Gefahr des Verlustes der Bauwürdigkeit oder der Dringlichkeitsstufe „Vordringlicher Bedarf“ einhergehen. Ein weiteres Problem wären die hohen Betriebskosten. „Ein Tunnel muss Instandgehalten werden, da muss Strom bezahlt werden“, merkt Lars Voigtländer an. Zudem würde man durch das Karstgestein bohren, was eine lösende Wirkung auf Oberflächen- und Grundwasser haben kann. Wasserkreisläufe seien dann nicht nachvollziehbar, ein Verschlechterungsverbot nach der Wasserrahmenrichtlinie droht. Der Bau würde aufgrund der Baustraßen oder der Belüftungsschächten zudem Konflikte mit dem Artenschutz auslösen. „Aus unserer Sicht ist diese Variante nicht durchsetzbar wegen der hohen Kosten.“ Gänzlich ausschließen will Lars Voigtländer sie aber auch nicht.
Die B7n in Brilon: Die diagonale Variante:
Die Variante 13 verläuft diagonal zwischen der Variante 1 und 8 und ist bisher noch nicht abschließend geprüft. Diese Variante würde zwei Talbrücken nordöstlich von Brilon erforderlich machen, mit Gründungen teils im Karstgestein. Auch bei dieser Variante liegen die Kosten 2 mal so hoch wie bei Variante 1 bis 7. Ob Artenschutz oder das Vogelschutzgebiet betroffen sind, wird bisher noch geprüft.
B7n zwischen Nuttlar und Brilon: Was ist überhaupt möglich?
Variante 1 ist aufgrund des Artenschutzes und des Vogelschutzgebietes nördlich von Brilon schon gekippt worden. „Das war vor langer Zeit unsere Vorzugsvariante“, so Lars Voigtländer. Nicht durchsetzbar seien wohl auch Variante 3 und 8 aufgrund des Artenschutzes und auch Variante 9 und 11 seien wegen des Vogelschutzgebietes kompliziert. Derzeit würden westlich von Brilon Variante 2, 4 oder 13 konkurrieren, nördlich von Brilon die Varianten 6 und 7. Nordöstlich von Brilon wären die Varianten 5 und 6 möglich.
Jede in der Rede stehende Variante löse Konflikte aus. Belange der Menschen könnten durch Lärmbelästigung betroffen sein, Landwirte verlieren gegebenenfalls landwirtschaftlich genutzte Flächen durch die Trassenführung. Nicht zu vergessen ein altes Problem: Der Eingriff in die Natur, Arten- und Gebietsschutz. Die Planung könne nicht allen Ansprüchen genügen, sagt Lars Voigtländer. Doch er zeigt sich überzeugt, dass im Frühjahr 2022 die Trassenführung vorgestellt werden könnte, die in der Summe die geringsten Betroffenheiten auslöst.
Es ist ein straffer Zeitplan für die B7n in Brilon
Ein straffer Zeitplan. Vorgearbeitet habe man schon. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für die „Kalkuppen Brilon“ sowie die Fragestellung nach einem Ausgleich für Raubwürgerhabitate seien ausführlich diskutiert worden. Mit dem Kreis habe man schon Gespräche zur Linienfindung für eine Radwegeführung für Pendler gesprochen. Als nächstes stehe die Öffentlichkeitsbeteiligung an. In politischen Begleitkreisen sollen lokale Politiker informiert werden, Gespräche mit Politik und Fraktionsspitzen sind geplant – jeweils im Abstand von 12 Wochen über den Prozess hinweg.
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Im Dialogforum werden Zufallsbürgerinnen befragt, sowie Experten aus Arten- und Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft. „Wir werden Küchentischgespräche mit den Landwirten vor Ort führen, um auch wirklich über die einzelnen Betroffenheiten zu sprechen.“ Ein Landwirtschaftsforum soll ebenfalls stattfinden, schon Ende November.
Die B7n in Brilon – die Trassenführung soll im Frühjahr 2022 stehen
Im Frühjahr 2022 soll die Trassenführung stehen, die jede beteiligte Partei für sinnvoll hält. Steht diese wirklich, würde das Linienbestimmungsverfahren durch das Bundesverkehrsministerium durchgeführt. Dann werden auch alle Unterlagen in den Kommunen ausgelegt. Betroffene könnten dann Einwände erheben. „Wir wollen mit der breiten Beteiligung der Öffentlichkeit erwirken, dass wir einen Konsens finden um die bestmögliche Trassenführung vorstellen zu können bei der sich niemand benachteiligt fühlt und bei der niemand noch im Nachgang Einwendungen hat.“ Würden Einwände auftauchen, wäre der ganze Planungsprozess wieder am Anfang. Straßen NRW will das vermeiden. Gibt es keine Einwände, kann der Vorentwurf dem Bundesverkehrsministerium vorgelegt werden.
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Folgen soll dann der Planfeststellungsbeschluss durch die Bezirksregierung. „Wir rechnen damit, dass wir dann mit Klagen zu tun bekommen, es bleibt abzuwarten, welchen Inhalts diese sind“, sagt Lars Voigtländer. Erst wenn diese – wahrscheinlich – durch mehrere Instanzen gegangen seien, würde es zu den Bauvorbereitungen kommen. Dieser Prozess kann allerdings bis zu 10 Jahre und darüber hinaus dauern. Auf Nachfrage weigert sich Lars Voigtländer, eine Jahreszahl für den Baubeginn zu nennen. „Unser Ziel ist jetzt, alle Betroffenen aufzufangen und eine Trassenführung zu finden. In der Art und Weise wie wir jetzt vorplanen, sehe ich gute Aussichten, dass die B7n realisiert wird.“