Marsberg. Yvonne Aßhauer war früher Hebamme. Jetzt hilft sie als Doula auf andere Weise bei der Schwangerschaft. Sie spricht über die Arbeit und Reaktionen

Yvonne Aßhauer aus Marsberg-Erlingh ausen hat kürzlich an der Babycoachakademie ihre Ausbildung zur „Doula“ absolviert. Das Wort „Doula“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Dienerin der Frau“, Geburtsbegleiterin. In Deutschland gib es noch recht wenige Doulas, die Anzahl ist jedoch stark wachsend, da die Nachfrage steigt. Sie sind geschulte Frauen, die werdende Mütter durch Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach begleiten.

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Was versteht man unter einer Doula?

Yvonne Aßhauer: Eine Doula ist eine „ortskundige Fremdenführerin“ mit Geburtserfahrung. Diese Beschreibung gefällt mir sehr gut. Im besten Fall hat sie schon selbst ein oder mehrere Kinder geboren und steht einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt emotional, mental und beratend zur Seite. Wobei eine Doula immer die Bedürfnisse der Frau achtet und individuell auf diese eingeht, so dass die Geburt im Vertrauen und in Geborgenheit stattfinden darf. Die Tradition, dass geburtserfahrene Frauen werdenden Müttern beistehen, gibt es schon seit tausenden von Jahren. Neben der Hebamme war meist mindestens eine Frau zusätzlich zur Geburt anwesend. Unter dem Namen „Doula“ schwappte der Trend vor rund zehn Jahren von den USA nach Deutschland. Systembedingt sind Hebammen dort in Krankenhäusern oft Mangelware. So wurde in den USA auf das alternative Modell der Doulas zurückgegriffen, das binnen kürzester Zeit eine breite Anhängerschaft gefunden hat.

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Was wollen Sie einer Mutter mitgeben?

Eine Doula ist eine wichtige Vertrauensperson. Sie kann schon beim Kinderwunsch da sein, während der Schwangerschaftsvorbereitung. Während der Geburt, - zum Beispiel einfach die Hand halten, da sein, Schweiß abtupfen, Tee kochen, essen und trinken reichen, Vätern Tipps geben, Motivation und Ermutigung schenken, Wärme geben und Massagen nach Wunsch ausführen, oder einfach für frische Luft sorgen. Sie kommt auch nach der Geburt zu der Familie nach Hause, um über die Geburt zu sprechen, unterstützt die Eltern, zum Beispiel bei der Pflege des Neugeborenen, gibt Hilfestellung beim Stillen, Tipps zur Bindungsförderung und kann auch kleine Hilfe im Haushalt sein, theoretisch sogar mit Verordnung. Ich möchte Informationen geben für die Zeit nach der Geburt, unter anderem bei Babyblues, Wochenbettdepressionen, Überforderung und auch anderen psychischen Krisen, die manchmal durch gute Vorbereitung, empathisches Zuhören oder fachliches Wissen vermieden werden können. Auch als Anlaufpunkt bei stillen Geburten – Sternenkindern, Fehlgeburten – bin ich da. Es ist wichtig darüber zu sprechen und zu vermitteln, dass die Frau nichts falsch gemacht hat, keine Schuld trägt.

Wichtig ist auch, auf sich selber und sein Körpergefühl zu hören. Nicht überspitzt gesagt, „die Verantwortung an der Krankenhaustür abgeben“. Das möchte ich der Frau nahe bringen, zu was sie als Gebärende ein Recht hat, Möglichkeiten der Geburtsvorbereitung, Rechte im Kreißsaal, „Nein“-Sagen zu bestimmten Untersuchungen. Dabei sollte natürlich das Wohl des Kindes und der werdenden Mutter nicht außer Acht gelassen werden.

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Was kostet eine Doula?

Bisher ist es so, dass eine Doula privat bezahlt werden muss, Krankenkassen übernehmen diesen Dienst nicht. Wie hoch das Honorar ist, bestimmt jede Doula für sich oder vereinbart dies individuell an die finanziellen Verhältnisse der werdenden Eltern angepasst. Es besteht zum Teil die Möglichkeit, dass bestimmte Leistungen bezuschusst werden. Geringverdiener können mit der Doula einen Antrag beim Doula-Verbund-Deutschland stellen.

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Was ist der Unterschied zu einer Hebamme?

Eine Doula hat normalerweise keine medizinische Ausbildung als Geburtshelferin und kann die Arbeit einer Hebamme nicht ersetzen: Sie begleitet Schwangerschaft und Geburt, übernimmt aber nicht die Leitung. Die medizinische Verantwortung während der Geburt trägt die Hebamme beziehungsweise der Arzt oder die Ärztin. Während die Hebamme im Krankenhaus auch mal den Raum verlässt, weil sie möglicherweise noch andere Gebärende betreut und ihren Aufgaben nachgeht, kümmert sich die Doula einzig und allein um das Wohl der Frau und bleibt für die gesamte Dauer der Geburt an ihrer Seite und ist für sie da. In meiner Ausbildung lag der Schwerpunkt unter anderem auf der bindungs- und bedürfnisorientierten Begleitung von Mutter und Kind. Auch auf eine evidenzbasierte und bindungsorientierte Wissensvermittlung wurde Wert gelegt. Nicht zu kurz kam auch die Pathologie und Physiologie des Geburtsvorgangs und dazu die Hilfestellung für die werdende Mutter. Und dazu gehörte auch die werdenden Eltern dabei zu unterstützen, die Geburt ihres Kindes möglichst selbstbestimmt und interventionsarm erleben zu dürfen. Ängste abbauen und den natürlichen Geburtsvorgang zu unterstützen.

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Welche Reaktionen haben Sie persönlich als Doula erfahren?

Ich habe sowohl positive als auch verhaltene Reaktionen bekommen. Positive Stimmen, die sich darüber freuten, dass jemand bei der Mutter beziehungsweise den Eltern ist, diese entlasten würden. Sie sehen die Doula als sinnvolle Ergänzung zum bestehenden System. Natürlich gibt es auch Skepsis. Seit Jahren müssen Hebammen um mehr Geld kämpfen, wegen horrenden Haftpflichtprämien aus der Freiberuflichkeit aussteigen, jetzt wird ihnen ein Studium abverlangt, das es dem Beruf nicht eben leichter macht. Da ist es auch erst einmal nachvollziehbar, dass Hebammen nicht auf Anhieb Begeisterung verspüren. Ich möchte jedoch hervorheben, dass die Hebamme immer die Expertin der Geburt bleibt und ich als Doula mit Herz und Hand allen am Geburtsprozess Beteiligten zur Seite stehe.

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Bei aller Skepsis, dass Doulas keine medizinische Ausbildung haben, trifft das in Ihrem Fall nicht zu.

Das stimmt. Ich habe 2001 meine Ausbildung zur Hebamme in Wuppertal abgeschlossen und bis 2009 in diesem Beruf gearbeitet. Nach meiner Zeit als Hebamme, habe ich als Tagesmutter gearbeitet. Ich bin selbst Mutter, und habe zwei Töchter, 16 und 19 Jahre alt. Die medizinische Verantwortung habe ich als Doula abgeben dürfen.

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Darüber hinaus haben Sie noch mehr zu bieten, was Ihre Arbeit als Doula bereichert.

Ja, genau. Schon länger habe ich mich intensiv mit dem Thema Releasing und Meditation beschäftigt. Durch eigene persönliche Erfahrungen bin ich mit diesen Methoden kraftvoller und gestärkter an viele Lebensbereiche herangetreten. Darum begann ich 2018 eine dreijährige Ausbildung zur Releasing und Meditationsbegleiterin. Die Releasing Arbeit ist eine wichtige Stütze und Bereicherung für mich und meine Arbeit. Nicht nur im Bereich der Doula Arbeit, auch für alle Menschen, die auf ihrem Weg Unterstützung und Hilfe benötigen.

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Was bedeutet Releasing?

Es ist eine Methode, bei der es vornehmlich um das „Loslassen“ geht. Dabei ist nicht „etwas Loswerden“ gemeint, sondern durch Entspannung und Tiefe an einen Punkt zu kommen, wo Probleme, Sorgen und Angst auftauchen.