Antfeld. Messen der Antfelder St-Marien-Kirche könnten besser besucht sein. Die Investition in Lichter macht den Aufenthalt jetzt zu einem wahren Erlebnis
Egal, ob Regebogen-Farben, Blau oder Gelb, ob Meditation, Psalm oder Lied: Die Antfelder St-Marien-Kirche können Besucher künftig ganz einfach ihrer jeweiligen Stimmung anpassen. Am Samstag wurde die „Lichterkirche“ eröffnet – mit Fahnenabordnungen und Bläsermusik. Jeder ist ab sofort eingeladen, einzutreten und auszuprobieren. Auch gerne immer wieder. Die Kirche ist jeden Tag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Tipp: Besonders eindrucksvoll ist dieses Erlebnis im Dunkeln oder morgens und abends zur Dämmerung.
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Ankommen, entschleunigen – wann, wenn nicht im Advent? Wer angesichts schwieriger Zeiten dafür ein wenig Unterstützung braucht, der ist in der Lichterkirche bestens aufgehoben. So betont es auch Dechant Richard Steilmann im jüngsten Pfarrbrief. „Entsprechend Ihres momentanen Gefühls erhält der Kirchenraum eine dezente Farbgebung. Dazu passend hören Sie Musik und meditative Gedanken, die Sie selbst auswählen können.“ Und mehr noch – für alle Gläubigen: „Unsere Kirche möchte für Sie zu einem Ort werden, an dem Sie Ihre persönlichen Anliegen und Gedanken vor Gott bringen können.
Lichter über einen Touchscreen in der Kirche verändern
Wer die Kirche betritt, sieht ihn sofort, den Monitor. Einfach berühren und loslegen. „Das Schöne ist, dass man nichts kaputt machen kann“, sagt Kirchenvorstandsmitglied Wendelin Rother. Gemeinsam mit seinen ehrenamtlichen Kollegen hatte er beim Eröffnungsgottesdienst Anfang November drei Stücke ausgewählt und den Besuchern präsentiert: das „Vater unser“, vertont von Halle Haller, sowie „Heilig“ von Franz Schubert und Dietrich Bonhöfers „Von guten Mächten“, letztere jeweils eingesungen von drei Priester-Tenören. Dazu eine stimmungsvolle Illumination rund um den Altar und schon ist der Besucher dem Alltag komplett entrückt.
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Als die Antfelder Kommunionkinder den Monitor nach ihrem Weggottesdienst gemeinsam mit Gemeindereferentin Gabriele Hennecke erstmals ausprobieren, möchten sie am liebsten gar nicht mehr aufhören, einen Knopf nach dem anderen zu drücken. Besonders angetan hat es ihnen die Kinderkirche, ein Programmteil nur für sie. Einfach drücken, auswählen fertig. Dann ist erst einmal aufmerksames Lauschen angesagt, was angesichts der Atmosphäre auch gut gelingt. Und was nicht gefällt, kann auch jederzeit unterbrochen werden. Neben einem Punkt „Begrüßung und Erklärung“ gibt es als Rubriken auch die „Adventszeit“ oder „Psalmen und Gedichte“. Es ist geplant, das Angebot noch zu erweitern, aber für den Start ist so viel vorhanden, dass ein Besuch nicht reicht, um alles zu hören, zu sehen und vor allem: sich richtig hineinzuspüren. Sogar Rainer Maria Rilke erschallt im Gotteshaus.
Besucher der Messen in Antfeld werden weniger
Warum die Lichterkirche? Warum der finanzielle Aufwand? Warum in Antfeld? „Unsere Kirche hat in letzter Zeit ein komplett neues Schieferdach bekommen, wurde innen aufwendig renoviert, sie ist somit bautechnisch auf dem aktuellen Stand. Dennoch müssen wir traurig feststellen, dass der Messebesuch immer weiter zurück geht und nur noch wenige diese schöne Kirche in Anspruch nehmen. Was kann man tun?“, so lautete die Fragestellung, wie sie Wendelin Rother zur Eröffnung vorstellte. Motiviert durch die pandemiebedingten TV-Übertragungen digitaler Messen inclusive Illumination im Pfarrverbund und durch die Anregung von Elektrikermeister Holger Placht, gelangten die Verantwortlichen an das multimediale Kirchensystem. MediaKi. „Pastor Ulf Weber aus Willingen präsentierte uns dann seine Vision anhand von einigen Hörproben, verbunden mit einer tollen Lichtillumination“, erklärt Wendelin Rother. „Wir waren sofort total begeistert und sicher, dass wir das in Antfeld auch haben wollen, sofern es überhaupt finanzierbar ist.“
Förderung hilft bei den- hohen Kosten
Pfarrer Ulf Weber erfand das System
In Willingen-Rattlar, aber auch in Oberschledorn, Gleidorf , Kallenhardt und in Ramsbeck gibt es in der näheren Umgebung bereits Lichterkirchen. Sie alle nutzen das System MediaKi, dass der evangelische Pfarrer Ulf Weber erfand, sich patentieren ließ und nun gemeinsam mit seinem Sohn Lars als „MediaKi“ vertreibt. Unter dem Punkt „Begrüßung und Erklärung“ kommt Ulf Weber, dem die Idee zum System kam, als seine damalige Pfarrkirche in Willingen-Rattlar renoviert wurde, über den Touchscreen selbst zu Wort.
Und er gibt zu, dass sich alle nach dem ersten Kostenvorschlag erstmal setzen mussten. „Es sollte aber eventuell eine Förderung vom Erzbistum geben, wenn man gute Argumente für die Investition liefert.“ Und das sei dem Pfarrgemeinderat, Dechant Richard Steilmann und Verwaltungsleiter Frank Kahlenberg offensichtlich gelungen. „In kürzester Zeit bekamen wir eine Zusage von Paderborn und konnten das Projekt in Angriff nehmen“, freut sich das Team der Gemeinde. Mit PK Media und Elektro Placht standen auch gleich die richtigen örtlichen Unternehmen parat.
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Ein Flyer und auch Informationen zur Pfarrkirche selbst im MediaKi-System sind gerade in der Vorbereitung. Jetzt freuen sich die Antfelder und die Pfarrverbunds-Leitung auf möglichst viele Besucher. „Es wäre doch schön, wenn unsere Kirche ein Anziehungspunkt für möglichst viele Besucher wird und sie die Nähe zu Gott hierdurch vielleicht neu erfahren können“, sagt Wendelin Rother. Fünf Minuten im Advent. Ankommen, entschleunigen. Das gelingt allemal. Einen Versuch ist es wert. Täglich zwischen 8 und 18 Uhr.