Winterberg-Altenfeld. Zauberhafte Idee, schlechtes Timing: Hochzeitsfeier aus einer Hand, der DJ kümmert sich um alles - von Musik bis Deko. Dann die Ernüchterung:

„Sie feiern, wir machen den Rest!“ Das ist mal eine Ansage. Sie kommt von Manuel Jorg aus Winterberg-Altenfeld. Der 29-Jährige hat sich 2017 mit einer Idee selbstständig gemacht. Von der Musik, über Fotos und Dekoration bis zu Trau-Ansprache, Gesang und Thekenpersonal bietet er mit seiner Firma „DJ-Service Jorg-Group“ das Rundum-Sorglos-Paket für Hochzeitsfeiern an. Aber auch bei Geburtstagen, Firmenfeiern oder Großveranstaltungen versteht er sich als breit aufgestellter Dienstleister mit Service aus einer Hand. Gute Idee, schlechter Zeitpunkt. Corona hat dem Jungunternehmer reichlich Knüppel zwischen die Beine geworfen. „Momentan ist das Ganze wie ein Sprint vor eine schwarze Wand. Du weißt nicht, ob Du durchrennen kannst oder Dir die Nase brichst.“

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Eigenes Konzept erarbeitet

Auch stimmungsvolle Deko bietet DJ Manuel Jorg aus Altenfeld für Feiern aller Art an.
Auch stimmungsvolle Deko bietet DJ Manuel Jorg aus Altenfeld für Feiern aller Art an. © WP | privat

Schon mit 15 Jahren arbeitet der Sauerländer als Discjockey auf Veranstaltungen. „Dann wurde das immer mehr. Als mein Sohn 2016 geboren wurde, wollte ich die Sache eigentlich an den Nagel hängen. Dann habe ich mal wieder ein Schützenfest gemacht und bin von so vielen Menschen angesprochen worden, dass ich einfach weitermachen musste“, erzählt er. Der gelernte Bauschlosser qualifiziert sich über die IHK als Veranstaltungstechniker und startet als DJ durch. „Es lief so gut, dass ich mir ein Konzept überlegt hatte. Denn wenn mich die Leute als DJ buchten, fragten sie sehr oft: ,Kennst Du nicht einen, der Fotos oder die Deko macht?`“ Also wurde das Gewerbe erweitert. Hier und da fand er über Zeitungs-Annoncen Mitarbeiter, mal sprang auch der Freundes- oder Familienkreis mit ein. „Jedenfalls hatte meine Firma zum Schluss zwischen 15 und 20 Leuten, die das ganze Spektrum abdeckten, die Komplett-Selbständigkeit war gesichert.“ Eine große Hochzeit nach seiner Firmenphilosophie zieht der DJ-Service erfolgreich durch. Dann kommt Corona.

„Nicht alle Mitarbeitenden waren fest angestellt. Aber ich musste alle entlassen. Die gesamte Branche wurde auf Null runtergefahren.“ Beim Arbeitsamt habe er versucht, für seine Leute Geld zu bekommen. „Aber das war schwierig. Wir sollten Kurzarbeit machen – aber womit denn? Auch die Anträge für Unterstützung waren zu kompliziert. Dafür hätte ich mir einen Steuerberater nehmen müssen, der auch wieder Geld gekostet hätte.“ Also wird das Projekt „Events are our life - Veranstaltungen sind unser Leben“ erstmal auf Eis gelegt. Die Lagerräume für die gesamte Technik muss er kündigen und das Equipment verteilen – in Bullis oder bei den Eltern im Keller. Manuel Jorg besinnt sich auf seine zweite Zusatz-Qualifikation und fährt Lkw. Die Spedition, die ihn beschäftigt, räumt ihm eine 4-Tage-Woche ein, so dass Zeit bleibt, das Hochzeitsgeschäft jetzt nach und nach wiederzubeleben.

Breite Angebotspalette

Eine der Hauptforderungen des 29-Jährigen: Die Regierung muss dafür sorgen, dass die Banken auch Newcomer mit neuen Ideen unterstützen. Viele machen laut DJ Manuel Jorg den Fehler, große Hallen mit teuren Stoffen zu dekorieren. Sein Tipp: Effektiver Einsatz von Licht schafft Atmosphäre. Die Corona-Entwicklung verfolgt der junge Unternehmer mit Besorgnis. Erst seit Anfang Juni darf er überhaupt wieder in der Branche arbeiten. Bis aufs das Catering übernimmt die DJ Service Jorg-Group fast alle Bereiche rund ums Feiern. Auch die Hochzeitssängerin hat er im Programm.

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Menschen durch Corona verunsichert

DJ Manuel Jorg.
DJ Manuel Jorg. © WP | Privat

„Corona hat die Leute völlig verunsichert. Letzten Sommer, als er vorübergehend mal wieder ging, hatten wir zwei Hochzeiten, wo wir DJ-Service, Fotograf und Veranstaltungstechnik gestellt haben. Aber so richtig Stimmung aufkommen wollte da nicht. Alle haben auf ihren Plätzen gesessen, niemand hat sich so richtig getraut. Das hätte man sich auch sparen können.“ Momentan sei die Auftragslage recht gut. Neulich waren wir in Nürnberg und Freiburg. Mein Traum ist es, ein Netzwerk von Partnern aufzubauen, so dass man über das ganze Bundesgebiet verstreut Mitarbeiter hat, die diesen oder jenen Service übernehmen. Ich bin zuversichtlich, dass das funktionieren kann.“

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Unterstützung für Newcomer

Um nicht ganz „einzurosten“ haben Manuel Jorg und seine Mitarbeiter im vergangenen Jahr bei vielen „Corona-Schützenfesten“ ausgeholfen und ihre Technik zur Verfügung gestellt. „Ich glaube, es waren 30 an der Zahl. Wir haben nichts dafür genommen, denn wir durften ja bei Veranstaltungen nicht arbeiten. Alles war corona-konform und wenn wir ein finanzielles Dankeschön bekommen haben, wurde das für die Dorfkasse gespendet. Für uns ist da ja auch Werbung, wenn wir uns einbringen und am Ball bleiben können.“

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Wenn Manuel Jorg zwei Wünsche frei hätte, würde er sich wünschen, dass es nie mehr zu einem Lockdown mit neuen Einschränkungen kommt. Und dass es auch vom Staat Unterstützung für junge Start Ups wie ihn und ähnliche Nebenerwerbs-Newcomer gibt. „Das war eine schlimme Zeit und alles war so kompliziert. Von Bundesland zu Bundesland herrschten andere Corona-Auflagen. So etwas darf nicht mehr passieren.“ Der 29-Jährige ist sehr gespannt, wie das Geschäft wieder anzieht. „Ich bin sicher, dass der Bedarf da ist. Es ist schon ein Unterschied, ob man einfach einen Verstärker aufstellt und die Leute wahllos beschallt oder ob ein Profi das mit Fingerspitzengefühl macht.“ Und nicht zuletzt spielt irgendwann auch die Erfahrung eine Rolle. „Vor allem für die Braut ist so ein Tag eine Ausnahmesituation. Dort, wo wir in letzter Zeit Hochzeiten betreut haben, war man sehr froh, dass wir ihnen vieles abgenommen haben.“

Hüpfburgen verleihen

Zum Portfolio des DJ-Services gehört übrigens auch ein Hüpfburg-Verleih: „Sie glauben gar nicht, wie froh die Eltern waren, dass wir Ihnen zu Kindergeburtstagen die Burg aufgebaut haben. Zu Hause durften die Kinder unbeschwert toben, aber um mit den Geburtstagsgästen ins Spielparadies zu gehen, hätten sie einen Test gebraucht. Ich kann mich noch erinnern, dass viele Tränen geflossen sind, als wir die Burg wieder abgeholt haben: ,Mama, die klauen unsere Burg.‘ Eine Woche später haben wir sie dann noch mal aufgebaut.“ Muss auch mal sein, schließlich hat Corona uns allen viel abverlangt…