Winterberg. Vor 20 Jahren fiel der Startschuss mit einem Skidorf. Wie sich die Wintersport-Arena rund um Winterberg entwickelte und wie es dort bis 2040 wird
Im Dezember 2001 startete mit dem Pilotprojekt im Skidorf Neuastenberg bei Winterberg eine Erfolgsgeschichte, wie sie der Tourismus im gesamten Sauerland bis dahin nicht gekannt hatte. Wintersport durchgehend von Dezember bis Ende März: Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war von 20 und mehr Jahren die absolute Ausnahme. Selbst vor 100 und mehr Jahren klagten die vom Wintersport abhängigen Unternehmen über den immer wieder auftretenden Schneemangel. Der extreme Schneereichtum der 60er Jahre leitete die erste sprunghafte Entwicklung des Wintersports ein – und gleichzeitig den ersten Abschwung. Denn die Spitzenwerte dieser Zeit wurden nie wieder erreicht. Die Zahl der Pisten und Skigebietereduzierte sich wieder. Die besonders schneearmen 90er Jahre gaben den Anstoß, zur Entwicklung des Masterplans Wintersport-Arena, um die verbliebende Wintersport-Infrastruktur zu sichern und der vom Tourismus abhängigen Region Wintereinkünfte zu sichern.
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Bewiesen: Beschneiung bringt den Wintersport im Mittelgebirge voran
Was heute selbstverständlich scheint, war 2001 eine Revolution: Durch technische Beschneiung in einem Mittelgebirge eine durchgehende Wintersaison zu sichern, dies musste erst bewiesen werden. Die Postwiesen-Liftgesellschaft zeigte Mut und Innovationskraft, als sie für und 2 Millionen Euro eine Beschneiungsanlagen mit 18 Schneeerzeugern, Pumpstation und Speicherteich installierte. Die damalige rot-grüne Landesregierung gab aus EU-Fördermitteln 800.000 Euro hinzu. Die Eröffnung am 15. Dezember 2001 leitete eine Entwicklung ein, die selbst die optimistischsten Erwartungen bei Weitem übertraf. Gleich der erste Winter war trocken und kalt. Während vielerorts die Anlagen stillstanden, produzierten die Neuastenberger fleißig Schnee und kamen auf über 80 Tage Saisontage fast durchgehend von Dezember bis in den März hinein. Der Beweis, dass technische Beschneiung den Wintertourismus im Mittelgebirge wirtschaftlich sichern kann, war erbracht.
Nur ein Jahr später wurde die Wintersport-Arena Sauerland gegründet. Anfängliches Ziele war unter anderem, weitere Skigebiete dabei zu unterstützen, Beschneiungsanlagen zu installieren und – in den ersten Jahren war das noch möglich – Fördermittel zu erhalten.
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Erfolgsgeschichte geschrieben
Mit dem Pilotprojekt in Neuastenberg wurde eine Entwicklung eingeleitet, die eine Sogwirkung auf fast alle Skigebiete im Umkreis hatte. Ein paar weitere Meilensteine waren der Bau der Beschneiungsanlage im Skigebiet Bödefeld-Hunau im Winter 2004/2005, die Anlagen im Skikarussell Altastenberg und im Skilanglaufzentrum Westfeld sowie die Einführung des Ticketverbunds Wintersport-Arena Card nur ein Jahr später. Eine große Beschneiungsanlage im Skiliftkarussell Winterberg folgte im Winter 2006/2007. Willingen zog direkt nach: 2007/2008 entstand dort die Beschneiungsanlage mit großem Speicherteich und der Bau der Gondelbahn. Danach war die Phase der förderfähigen Projekte so gut wie abgeschlossen.
Auf die bis heute in den direkten Wintersport investierten 140 Millionen Euro entfallen weniger als 6 Millionen Euro über das Land NRW vermittelte EU-Fördermittel. Sie sind über die generierten Einnahmen inzwischen um ein Vielfaches in die Steuertöpfe zurück geflossen. Noch heute gilt der Masterplan Wintersport-Arena als der erfolgreichste der vielfältigen Masterpläne der Zeit.
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Reduzierte Pistenfläche – sprunghaft gestiegene Qualität und Wertschöpfung
Mit großem Erstaunen blickten die Alpenregionen ins Sauerland und den sprunghaften Innovationsprozess. So entstand beispielsweise im Winter 2012/2013 die erste Achter-Sessellift Deutschlands im Skiliftkarussell Winterberg. Es gilt heute als das modernste Skigebiet der Republik.
Die Pistenfläche hat sich im Laufe der 20 Jahre nicht erhöht, sondern leicht reduziert. Ebenso die Zahl der Lifte – bei gleichzeitiger Steigerung der Kapazität, denn diese wurde aufgrund steigender Nachfrage benötigt. Nachdem bereits in den 80er Jahren erste kleinere Skigebiete in mittleren Höhenlagen ihren Betrieb eingestellt hatten, zählte die Region bei Gründung der Wintersport-Arena Sauerland noch 57 Skigebiete mit 148 Liftanlagen sowie 67 Skilanglaufgebiete mit 172 Loipen in einer Gesamtlänge von 1410 Kilometern. Zum deutlich hochwertigeren Angebot gehören heute rund 35 Skigebiete mit etwa 130 Liftanlagen sowie rund 500 Kilometer zertifizierte Qualitäts-Loipen in den Höhenlagen. Beschneit werden 83 Pisten und eine bis zu 10 Kilometer lange Loipe. Erhöht hat sich wohl aber die Zahl der Saisontage, die Zahl der Besucher und letztendlich die Wertschöpfung für die gesamte Region.
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Nach Schneesicherheit und Qualitätssteigerung: aktuelles Ziel ist Nachhaltigkeit
Die erste Phase, die Steigerung der Schneesicherheit, hatte das Ziel, den Wintersport planbar zu machen. Nicht nur für die Liftbetreiber, sondern für die Gäste. In dem Zuge verzeichneten die Hotels längerfristige Buchungen, was auch auf der Seite weitergehende Planungen und Investitionen möglich machte – mit Einfluss auf weitere Branchen.
Damit war die Grundlage geschaffen für ein weiteres Ziel: die Qualitätssteigerung in allen angegliederten Bereichen: Von den Liften, über die Verleiher und Skischulen bis hin zur Gastronomie. Nur so konnte ein umfassendes, vermarktbares Angebot entstehen.
Inzwischen ist die Wintersport-Arena Sauerland in ihre dritte Phase eingetreten. Seit 2019 gilt das erklärte Ziel, die Wintersportangebote bis 2030 klimaneutral zu machen. Bereits 2011 entstand in der Winterberger Remmeswiese eine 6.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage. Sie erzeugt über das Jahr hinweg Strom aus Sonnenenergie, speist ihn ins Netz ein und leistet einen Beitrag, die CO2-Bilanz zu verbessern. Bei einem durchschnittlichen Sonnenertrag von 245.000 kw/h pro Jahr beträgt die CO2-Einsparung etwa 146.000 Kilogramm.
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CO2-Neutralität als Ziel – Wintersport bis mindestens 2040
Moderne GPS-Technik ermöglicht seit dem Winter 2018/2019 in Winterberg, Willingen Neuastenberg und Altastenberg zuverlässige Schneehöhenmessung, um nur so viel Schnee zu produzieren wie wirklich benötigt wird. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sich dadurch der Energieverbrauch um rund 10 Prozent senken lässt. Seit dem aktuellen Winter beziehen die größten Skigebiete, Neuastenberg, Altastenberg, Winterberg und Willingen, ausschließlich Strom aus regenerativen Energiequellen. Die Nachhaltigkeit in allen Bereichen ist Postulat. Ein Arbeitskreis erarbeitet, sammelt, bündelt und präsentiert Projekte unter anderem aus dem Bereich Soziales, Naturschutz und Naturerziehung.
Dass diese Anstrengungen noch viele Jahre von Erfolg gekrönt sind, davon sind die Liftbetreiber überzeugt. Aufgrund sorgfältiger Auswertungen der Wetter- und Klimaentwicklung im Winter und auf der Basis technischer Fortentwicklung gehen sie davon aus, dass Wintersport auf wirtschaftlicher Basis bis mindestens 2040 angeboten werden kann. Über diesen Zeitraum hinweg spannen sich die Investitionspläne.