Winterberg. Nur wenige Punkte trennen Laura Nolte (Winterberg) von Platz eins im Gesamtweltcup. Warum sie vor dem St-Moritz-Finale nicht zum Angriff bläst.
Der Vorsprung schrumpfte bedrohlich. Mit jeder Zwischenzeit geriet der erneute Heimsieg für Laura Nolte etwas mehr in Gefahr. Die Pilotin des BSC Winterberg wusste das, während sie ihr Sportgerät durch das Kurvenlabyrinth in der Veltins-EisArena steuerte. Und: Sie blieb nervenstark. So gelang Nolte mit Anschieberin Deborah Levi der vierte Saisonsieg im Zweierbob. Zum ersten Mal könnte sich die 23-Jährige beim Weltcupfinale in St. Moritz den Gesamtsieg sichern – doch der interessiert sie kaum.
Winterberg im Schnee
Dass ihr zweiter Sieg in dieser Saison in Winterberg, nach jenem im Dezember, ein wenig in Gefahr geriet, lag am winterlichen Wetter im Hochsauerland. Bereits der Start des Rennens der Damen im Zweierbob musste um eineinhalb Stunden verschoben werden, um die Bahn vom Schnee zu befreien. „Auf Grund unseres großen Vorsprungs nach dem ersten Lauf war ich relativ entspannt, weil das Wetter sich verbesserte“, erzählte Nolte: „Aber als es wieder anfing zu schneien, wusste ich, dass es eng werden würde.“
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Ihr gelang außerdem kein fehlerfreier zweiter Lauf. Letztendlich jubelte sie dank eines Vorsprungs von 13 Hundertstelsekunden über ihren vierten Saisonsieg. Auf ihrer Heimbahn feierte sie damit einen Hattrick von drei Siegen in Folge. Rang zwei belegte Noltes Teamkollegin Kim Kalicki mit Anschieberin Leonie Fiebig vom BSC Winterberg. Den dritten Platz sicherte US-Pilotin Kaillie Humphries (+0,15 Sekunde). „Das ist ein sehr schöner Doppel-Erfolg für uns bei schwierigen Verhältnissen“, sagte Chef-Bundestrainer René Spies.
Nolte die Jägerin
In St. Moritz, auf der einzigen Natureisbahn im Weltcup, geht es für Laura Nolte am kommenden Wochenende nicht nur um den Sieg im Weltcuprennen, das parallel als Europameisterschaft gewertet wird, sondern auch um die große Kristallkugel für die Gesamtweltcupsiegerin. Sie nimmt dabei die Rolle der Jägerin ein, die mit nur 35 Punkten Rückstand der aktuell Führenden, Elana Meyers Taylor (USA), im Nacken sitzt. In der Schweiz gewann Nolte zudem in der vergangenen Saison den Titel bei den Junioren-Weltmeisterschaften.
Die Voraussetzungen könnten kaum besser sein, oder?
„Der Gesamtweltcup ist nicht das Wichtigste in diesem Jahr“, antwortete Nolte auf dieser Frage – wenig überraschend. Ihre kometenhafte Karriere an den Lenkseilen würde mit der Kristallkugel zwar ein erstes i-Tüpfelchen erleben, doch eine noch nachhaltigere Krönung strebt die BSC-Pilotin bei den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) an. „Eine Olympiamedaille ist definitiv wichtiger“, erklärte Nolte, „sonst hätten wir Sigulda auch nicht ausgelassen.“
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In Lettland startete die zweite Garde der deutschen Pilotinnen, damit Nolte, Kalicki und Jamanka einen längeren Trainingsblock einlegen konnten. Nur auf Grund des Fehlens des Trios übernahm Meyers Taylor die Führung im Gesamtweltcup vor Nolte. In Winterberg belegte die US-Amerikanerin übrigens Rang vier. Diese Konstellation würde Nolte in St. Moritz nicht reichen, Mayers Taylor darf bei einem Sieg der BSC-Pilotin maximal Fünfte werden, damit die Kristallkugel ins Hochsauerland geht.
Aber auch diese Hochrechnungen – interessieren Nolte kaum.
Jamanka mit Missgeschick
Mariama Jamanka (Oberhof) enttäuschte mit Anschieberin Alexandra Burghardt als Neunte auf Grund eines Missgeschicks am Start im ersten Lauf. „Ich bin zu weit gelaufen und war nicht an den Lenkseilen als der Schlitten aus Spur rausfuhr. Das ist ärgerlich, aber es ist halt so“, sagte die Olympiasiegerin von 2018. Alexandra Burghardt, deutsche Top-Sprinterin, aber Neuling im Bobsport, gewann dem Patzer sogar etwas Positives ab. „Mit Blick auf Olympia war es wichtig, hier zusammen zu starten und Fehler zu machen“, sagte sie, „denn jetzt weiß ich, was ich nicht machen darf, wenn der Schlitten ausbricht.“