Brilon. Das Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon hilft Menschen mit Adipositas. Jetzt arbeitet die Klinik daran, dass das auch in der Zukunft so bleiben kann
Fast jede zweite Frau in Deutschland (49 Prozent) stuften Forscher des Robert-Koch-Instituts in Berlin 2013 als übergewichtig ein; bei Männern sind es sogar rund 64 Prozent. Diese Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Allerdings: Die Neigung zu starkem Übergewicht, also Fettleibigkeit (Adipositas), steigt. Hilfe gibt es unter anderem im Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon. Und diese soll auch nach außen sichtbar werden. Auch um möglichen Problemen in der Zukunft vorbeugen zu können.
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Die Klinik möchte eine Zertifizierung als sogenanntes Adipositas Kompetenzzentrum erhalten. Diese wird von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie vergeben. Im Adipositas Zentrum arbeiten spezialisierte Mediziner & Therapeuten Hand in Hand, um Patienten die bestmögliche Therapie zu bieten. Für Dr. Martin Pronadl, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie Adipositaschirurgie ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Um das Zertifikat zu erhalten ist unter anderem eine erfolgreiche, stationsübergreifende Zusammenarbeit in folgenden Abteilungen erforderlich: Ernährungsberatung, Bewegungstherapie, Psychosomatik, Gastroenterologie, Diabetologie, Anästhesie, Chirurgie und der Adipositas Selbsthilfegruppe.
Dr. Pronadl kam im September 2020 zum Maria-Hilf-Krankenhaus. „Seit Jahren könnte das Krankenhaus diese Zertifizierung haben, weil wir alle Voraussetzungen erfüllen. Die Hürden sind dafür in Deutschland aber hoch“, erklärt der Mediziner. Unter anderem muss dafür eine Gewisse Anzahl an Operationen über einen Mindestzeitraum von zwei Jahren durchgeführt werden. Über 100 Adipositas-Operationen pro Jahr einschließlich Revisionsoperationen sind das Ziel. Das wird erreicht. Mindestens zwei erfahrene Adipositas-Chirurgen, die seit mehreren Jahren überwiegend Adipositas-Operationen durchführen sind ebenfalls nötig. Einer dieser zwei Ärzte muss außerdem Viszeralchirurg sein. Die Zusammenarbeit zwischen den Stationen sei in Krankenhäusern kein schwer zu erreichender Aspekt und ohnehin meist gegeben. Auch da kann das Maria-Hilf einen Haken erwarten. Um den Antrag stellen zu können ist dann noch eine Gebühr fällig. Die kostet laut Dr. Pronadl mehrere tausend Euro. Ein Auditor schaut sich dann die Gegebenheiten vor Ort an und kontrolliert, ob alles zur Zufriedenheit umgesetzt wird. Er nimmt auch beobachtend an eventuell geforderten Operationen beziehungsweise Prozeduren teil. „Das ist ein langer Weg“, sagt der Mediziner.
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Ohne den entsprechenden Nachweis darf sich kein Krankenhaus ein Adipositas Zentrum nennen. Andernfalls können schnell rechtliche Schritte eingeleitet werden. Das Ganze ließe sich auch noch steigern bis zur Anerkennung als Center of Excellence. Dafür seien nach Auskunft von Dr. Pronadl allerdings unter anderem mehr Operatöre notwendig, Studien müssten gemacht werden und andere Mediziner müssten vor Ort ausgebildet werden.
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Die Zertifizierung hat für den Arzt mehrere Vorteile: „Es zeigt auf der einen Seite, dass wir viel von der Materie verstehen und unsere Stärken ausspielen.“ Aber auf der anderen Seite glaubt er, dass Krankenkassen in einigen Jahren Leistungen nicht mehr bezahlen, wenn diese nicht von entsprechenden zertifizierten Kliniken durchgeführt werden. „Hier müssen wir auch vorausschauend denken.“
Daten zur Adipositas Selbsthilfegruppe in Brilon
Die Adipositas-Selbsthilfegruppe wird aktiv von Sarah Wiese geleitet und findet in jeder ungerade Woche montags in der Zeit von 19 bis 21 Uhr (derzeit per Zoom-Meeting) statt. In den gerade Wochen treffen sich die Betroffenen mit ihrer Therapeutin Donnerstagvormittag von 9 bis 10 Uhr. Für weitere Informationen ist Sarah Wiese unter Tel. 02961/780-1265 (auch per Whatsapp) oder per E-Mail an sarah.wiese@kh-brilon.de erreichbar.