Brilon. Gesünder leben, abnehmen - das nehmen sich viele Menschen zum Jahresbeginn. Ernährungs-Expertin Silvia Borggrebe aus Brilon sagt, wie das gelingt.

Viele Menschen haben zum Start ins neue Jahr gute Vorsätze: Sie wollen sich gesünder ernähren, abnehmen, sich mehr bewegen, weniger Alkohol trinken… Doch oft geraten die Vorsätze schnell wieder in Vergessenheit. Wir haben mit Silvia Borggrebe darüber gesprochen, wie man es schafft, langfristig gesünder zu leben. Sie arbeitet als Diätassistentin am Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon.

Nicht zu viel vornehmen

Silvia Borggrebe, Diätassistentin und Diabetes-Beraterin DDG im Krankenhaus Maria Hilf in Brilon.
Silvia Borggrebe, Diätassistentin und Diabetes-Beraterin DDG im Krankenhaus Maria Hilf in Brilon. © Unbekannt | Krankenhaus Brilon

Wie sollte man das Thema am besten angehen, damit die Lust am gesünderen Leben nicht so schnell wieder verloren geht?

Silvia Borggrebe: Wer sich direkt zu viel vornimmt, hält in der Regel nicht lange durch. Deshalb ist es wichtig, ganz konkret an das Thema heranzugehen, sich einzelne Veränderungen vorzunehmen und die Ziele nicht zu hoch zu stecken. Das kann zum Beispiel erstmal ein Gesundheitstag pro Woche sein, für den ich dann ganz bewusst einkaufe, mir leckere Rezepte raussuche und mit vielen frischen und gesunden Zutaten koche. Später kann ich dann vielleicht einen zweiten Gesundheitstag installieren. Ein realistisches Ziel könnte zum Beispiel sein, dass ich von Januar bis Ostern zwei bis drei Kilos abnehmen möchte. Ganz konkret vornehmen kann ich mir zum Beispiel auch, zu bestimmten Zeiten Sport zu machen oder mich für einen Fitness-Kurs anzumelden.

Kleine Etappenziele stecken

Das heißt, wer abnehmen möchte, sollte sich gar nicht vornehmen, künftig nur noch gesund zu leben, sondern eher langfristig kleine Etappenziele planen?

Ja genau. Wer sich vornimmt, nie wieder Schokolade oder Fast Food zu essen wird wahrscheinlich nicht erfolgreich sein. Denn dann läuft man sehr schnell Gefahr, alles wieder über den Haufen zu werfen. Wichtig ist es, nicht gleich aufzugeben, wenn man mal nicht konsequent war. Es geht ja nicht darum, auf jeden Genuss zu verzichten, sondern bewusst zu genießen und die Lebensweise Schritt für Schritt dauerhaft umzustellen.

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Jo-Jo-Effekt vermeiden

Crash-Diäten würden Sie dementsprechend also eher nicht empfehlen oder?

Crash-Diäten sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil sie den Grundumsatz absenken. Das heißt, der Verbrauch wird dadurch niedriger. Und wenn ich dann irgendwann wieder normal esse, geht das Gewicht schnell wieder hoch, weil der Energiebedarf auf Dauer abgesenkt worden ist. Oft tritt dann der bekannte Jo-Jo-Effekt ein und die Betroffenen haben nachher mehr Kilos als vorher. Man kann wirklich sagen: Diäten machen dicker.

Fasten nur für Menschen mit Normalgewicht

Und wie es ist mit dem Thema Fasten?

Wenn man Normalgewicht hat, ist es durchaus okay, mal eine Fastenzeit einzulegen oder Heil-Fasten zu machen. Das kann dazu beitragen, dass man hinterher bewusster isst und dass der Geschmack wieder sensibilisiert wird. Aber für Übergewichtige würde ich das nicht empfehlen.

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Auf Dickmacher verzichten

Gibt es „Dickmacher“, auf die ich möglichst verzichten sollte, wenn ich abnehmen möchte?

Bei den Getränken kann man sehr gut Kalorien sparen – und ich finde, die kann man am einfachsten weglassen. Mein Tipp: Auf Softdrinks wie Fanta, Cola, Energy-Drinks und Säfte sollte man verzichten und dafür zum Beispiel lieber Wasser trinken. Wer etwas mehr Geschmack haben möchte, kann sich ja Minze oder auch Zitronen- oder Apfelscheiben ins Wasser tun. Wichtig: Auch Milch ist nicht als Getränk geeignet – das ist ein Lebensmittel. Und dann ist da natürlich noch der Alkohol …. – wenn ich zum Beispiel am Abend statt zwei Flaschen Bier nur eine trinke, kann ich im Jahr mein Gewicht um 12 Kilo reduzieren. Dickmacher sind auch Süßigkeiten: Wer statt einer ganzen Tafel Schokolade pro Tag nur einen Riegel isst, kann in einem Jahr 24 Kilo Körpergewicht verlieren. Nicht unterschätzen sollte man auch die Gummibärchen zwischendurch. Da kommen schnell jede Menge Kalorien zusammen. Klar ist: Zucker macht Heißhunger. Möglichst vom Speiseplan streichen sollte man Fast Food und Fertig-Soßen und -gerichte.

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Lieber „Schlankmacher“ essen

Stattdessen also lieber zu „Schlankmachern“ greifen. Wovon darf es denn ruhig viel geben?

Reichlich essen kann man Gemüse und Salat. Ideal sind drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag. Gut sind auch Kartoffeln in Urform, also zum Beispiel Pellkartoffeln oder Backofenkartoffeln, aber auch Vollkornreis, Buchweizen und Hülsenfrüchte. Mit diesen Sachen kann man ruhig mal experimentieren und zum Beispiel exotische Gerichte ausprobieren. Eins muss ich aber auch sagen: Ab einem gewissen Alter ist abnehmen gar nicht so leicht. Der Stoffwechsel verlangsamt sich und dann ist es oft so, dass man ein paar Kilos mehr drauf hat als in jungen Jahren. Die wird man dann nicht mehr so einfach los.

Bei bestimmten Krankheiten auf Ernährung achten

Sie arbeiten als Diätassistentin im Krankenhaus. Bei welchen Krankheitsbildern ist es besonders wichtig, sich gesund zu ernähren bzw. das Gewicht zu reduzieren?

Das gilt zum Beispiel für Patienten mit Herzinsuffizienz, bei Diabetes, Hüft- und Knieproblemen, Gicht und erhöhten Blutfettwerten. Wenn der behandelnde Arzt es für notwendig hält, berate ich die Patienten entsprechend, gebe ihnen Tipps, empfehle Literatur und versuche, sie dahingehend anzustoßen, über ihre Ernährungsgewohnheiten nachzudenken. Besonders wichtig ist eine Beratung auch zum Beispiel bei Adipositas-Patienten, bei denen durch eine OP der Magen verkleinert wird. Manchmal habe ich aber auch mit Patienten zu tun, die untergewichtig sind und Hilfe brauchen.