Olsberg. . Jahrelang litt sie an Adipositas und fällte zum Wohl ihrer Familie eine Entscheidung. Darum musste sie sogar eine Waage mit in den Urlaub nehmen.
Sarah Wiese kommt aus dem Grinsen nicht raus. Das breite Lächeln weicht ihr nur selten aus dem Gesicht. Immer wieder streicht sie mit ihren Händen über ihre eng anliegende Hose. Das Gefühl ist nicht neu, aber doch manchmal ungewohnt, denn so gut saßen ihre Hosen zuletzt, als sie ein Teenager war. Heute wiegt sie 85 Kilo. Ihr Spitzenwert lag bei 153,7 Kilogramm. Wie hat sie es geschafft so viel abzunehmen?
Eine drastische Änderung, die sie innerhalb von nur einem Jahr vollzogen hat. Grund für ihr krankhaftes Übergewicht, auch Adipositas genannt, war eine hormonelle Störung. „Der Bauch musste immer voll sein. Die Hormone sagten, ich muss essen, essen, essen“, sagt Wiese über ihr stetiges Hungergefühl, das sie bis vor drei Jahren noch begleitete.
Schlauchmagen-Operation zum Glück
Das ist jetzt Geschichte, denn ihre Krankheit hat sie dank einer Schlauchmagen-Operation hinter sich gelassen. Dabei entnahmen Ärzte ihr einen Teil des Magens, inklusive den Stücken mit der hormonellen Störung. „Der Hunger fehlt, aber die Lust ist noch da. Den Kopf haben sie schließlich nicht operiert“, scherzt Wiese.
Jetzt lebt die 39-Jährige ein völlig anderes Leben. „Ich bin heute unternehmungslustig, die Urlaube sind anders. Jetzt gibt es Ausflüge statt einer Ferienwohnung und der Couch. Ich freue mich riesig, kurze Hosen und einen Bikini im Sommer zu tragen“, erklärt Wiese ihre Pläne für den kommenden Urlaub. Auch ihre beiden Kinder können nun ganz anders mit ihrer Mutter spielen, denn vorher konnte sie das nicht mit den Kleinen auf dem Boden machen.
Die Liebe zum Sport entdeckt
Eine neue Lieblingsbeschäftigung ist Sport. Drei Mal die Woche geht es ins Fitnessstudio. Laufen und Schwimmen geht sie auch. Ihr Leben ist aktiver denn je. Erste Anzeichen dafür gab es, als die ersten 30 Kilos passé waren. „Das war ein einschneidendes Erlebnis. Ich rannte die Treppen rauf und runter und es machte mir zum erstem Mal nichts aus“, sagt Wiese und lacht erneut. Gartenarbeit, Haushalt, alles kein Problem mehr. „Jetzt muss mein Mann nur immer viel Holz holen, denn ich friere viel“, so Wiese weiter.
Mit dem „neuen“ Körper geht auch eine veränderte Beziehung zu Spiegeln und Waagen einher. Die 39-Jährige kaufte vor Kurzem erstmalig einen Ganzkörperspiegel. Sie schaut gerne hinein, auch wenn sie sich dort nicht immer auf Anhieb erkennt. Die Waage in ihrem Haus nutzt sie fast täglich, obwohl sie versucht, es nicht zu machen. „Ich habe mehrere Wochen 100 Kilo gewogen und kam einfach nicht drunter. Da habe ich sogar die Waage mit in den Urlaub genommen, um den Moment zu erleben. Es war genial, endlich einen zweistelligen Wert zu sehen“, freut sie sich.
Operationen und Komplikationen
Der Weg dahin ist nicht ohne Risiken. Durch den starken Gewichtsverlust hingen Hautpartien herunter. Eine Oberschenkelstraffung sowie ein Bodylift später und ihr fehlen 13 Kilo Haut. „Da kommt nicht die Fee und macht das alles schön. Darauf muss man sich einstellen und dabei kann es auch zu Komplikationen kommen“, erklärt Wiese.
Konkret ist ihr Bauch zwei Mal aufgeplatzt und musste erneut genäht werden. Zwei Monate lang lag sie nur und musste die Wunden heilen lassen. Jetzt gibt es noch vereinzelt Wassereinlagerungen. Lymphdrainagen kommen zum Einsatz, um diesen Umstand zu lindern.
Selbsthilfegruppe in Brilon
Davon erzählt sie auch in der Selbsthilfegruppe Adipositas im städtischen Krankenhaus Maria Hilf. Sie leitet die Gruppe und erzählt zu Beginn ihre Geschichte. Mit allen Höhepunkten, Risiken und Nebenwirkungen. „Ich war 35 Jahre lang eine von ihnen. Mir hat die Operation geholfen und es war die beste Entscheidung meines Lebens. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Ich kläre über die Vorteile auf, aber verschweige die Nachteile nicht“, sagt Wiese.
Auch jetzt, wo sie 65 Kilo weniger wiegt, gibt es eine Sache, die sie stört: „Laut Definition bin ich mit meinen 1,78 Metern Körpergröße bei 85 Kilogramm weiterhin übergewichtig. Dünner geht es nicht. Das stört mich, aber ich fühle mich dennoch sauwohl.“
Hier finden Sie noch mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Altkreis Brilon.