Brilon/Bestwig. Antje Jäkel ist Pfarrerin im Probedienst in Brilon, Olsberg und Medebach. Bald folgt ihre Ordination. Damit erfüllt sie sich einen Kindheitstraum
Man könnte es auf eine recht simple Formel, auf einen einfachen Satz bringen: Wer im Sauerland leben und arbeiten will, muss Schützenfest lieben. Aber das ist natürlich eine grob oberflächliche Sichtweise und Beschreibung. Die Wirklichkeit ist deutlich vielschichtiger. Und dennoch: Wenn Antje Jäkelsagt: „Ich liebe Schützenfest“ – dann hat das etwas. Denn die gebürtige Warsteinerin ist Sauerländerin durch und durch.
Aktuell ist Antje Jäkel Regionalpfarrerin im Probedienst in der Region 8 des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg und damit in Brilon und Medebach ebenso tätig wie in Marsberg oder Olsberg-Bestwig. „Ich möchte in der Tat gerne hier im Sauerland bleiben. Mir gefallen die Menschen hier, mir gefällt die Landschaft. Das ist einfach meins“, sagt sie.
Glücklich über Beruf im Hochsauerlandkreis
Deshalb ist sie auch glücklich, dass am kommenden Sonntag mit der Ordination zur Pfarrerin der nächste berufliche Schritt im Hochsauerlandkreis ansteht, der ein zukünftiges Leben und Arbeiten im Sauerland zunehmend wahrscheinlicher macht. Vor dem großen Tag hat sie aber auch eine Menge Respekt. Bereits jetzt ist sie mächtig aufgeregt, wenn sie an den für sie großen Tag denkt. Natürlich sei es schade, dass die feierliche Ordination (Beginn ist um 14 Uhr in der Briloner Stadtkirche) wegen Corona nicht in großem Rahmen mit einer (über)vollen Kirche stattfinden könne, aber auch so freut sie sich auf diesen Tag, zumal ihre 94-jährige Großmutter Ruth mit dabei sein wird. „Ihr verdanke ich sehr viel.“
Dass sie einmal Pfarrerin werden würde, stand für Antje Jäkel früh fest. Schon während der Konfirmandenzeit hatte sie großen Gefallen an religiösen Themen und am Leben in ihrer Evangelischen Kirchengemeinde gefunden. Aber genau so intensiv war der Kontakt zu katholischen Kindern und Jugendlichen: „Die meisten meiner Freunde und Freundinnen waren ja katholisch. Von diesen Kontakten habe ich viel profitiert. So auch bei den Tagen der Begegnung im Bergkloster.“
Prägendes Ereignis in Bestwig
Schon früh hat die junge Mutter, die im Oktober ihr zweites Kind erwartet, erfahren und gespürt, dass die Grenzen zwischen Katholischer und Evangelischer Kirche zumindest in ihrem Umfeld nicht ganz so scharf gezeichnet waren. Vielleicht ein Grund dafür, dass sie die Ökumene in ihrem Verantwortungsbereich nicht nur pflegen, sondern vorantreiben möchte: „Das liegt mir sehr am Herzen.“
Wie sehr sie davon überzeugt war, dass ihre berufliche Zukunft in der Kirche liegen wird, zeigt eine kleine Anekdote, die sie lachend im Schatten der Kreuzkirche in Bestwig erzählt: „Als Konfirmandin habe ich zum damaligen Pfarrer Bodo Meier gesagt: ,Irgendwann stehe ich auf Deiner Kanzel und predige‘.“
Kurze Phase mit Zweifeln
Nur für eine vergleichsweise kurze Phase, nämlich während des Studiums, war sie froh, der vermeintlichen Enge in dem Land mit seinen tausend Bergen entfliehen zu können. Zuvor überlegte sie noch, ins Kloster zu gehen, aber dafür fehlte ihr der Elan. Daher ging es für ein Studium im Bereich „Theologie auf Pfarramt“ nach Wuppertal. Dort stellte sich der Elan besser ein, aber auch dort gab es eine kurze Phase in der sie zweifelte. „Da war ich mir manchmal nicht mehr so sicher, ob das wirklich der richtige Beruf ist, ob ich nicht vielleicht doch etwas anderes machen soll; es war zu dem Zeitpunkt alles so theoretisch – so weit weg vom wirklichen Leben.“
Die Praktikumsphase hat sie dann „gerettet“, da war sie wieder ganz nah an den Menschen, da konnte sie ihre großen Stärken ausspielen. Der Weg führte sie wieder zurück in das Sauerland. „Jetzt bin ich in jedem Fall froh, wieder hier zu sein, richtig froh“, sagt sie. Und dennoch weiß die 33-Jährige, dass sie noch Arbeit vor sich hat: „Vor allem im Bereich Seelsorge fehlt mir noch einiges. Davor habe ich großen Respekt. Aber das ist etwas, das man vor allem mit der nötigen Erfahrung bekommt.“