Berlin. Nach zwei Monaten Beziehung wird Max‘ Freundin schwanger. Er ist noch nicht bereit für ein Kind – aber auch nicht für eine Abtreibung.
- Ungewollte Schwangerschaften können Paare sehr belasten
- Bei der Frage nach einem Schwangerschaftsabbruch hat oft die Frau das letzte Wort
- Dass ein solches Vorgehen den Mann stark treffen kann, wird in diesem Erfahrungsbericht deutlich
Wird eine Frau ungewollt schwanger, liegt die Entscheidung, ob sie das Kind behalten möchte oder nicht, allein bei ihr. Ihr Körper, ihre Entscheidung. Zwar ist eine Abtreibung in Deutschland noch immer rechtswidrig, sie bleibt aber in der Regel straffrei. Für den Mann ist das fehlende Mitspracherecht häufig keine einfache Situation. Max Vogt, der eigentlich anders heißt und anonym bleiben möchte, kann davon erzählen. Von den widersprüchlichen Gefühlen zwischen Erleichterung, Trauer und Hilflosigkeit. Vor sieben Jahren wurde seine damalige Freundin, die in diesem Text Johanna heißen soll, schwanger. Zwei Monate dauerte da ihre Beziehung erst. Das ist die Geschichte, wie er sie erlebt hat.
„Es muss gleich bei einem der ersten Male passiert sein“, erzählt der heute Mitte 30-Jährige. Als Johanna die Schwangerschaft bemerkt habe, habe sie zu ihm gesagt, dass sie zu diesem Zeitpunkt auf keinen Fall ein Kind wolle. Sie seien erst frisch zusammen und beruflich sei ihre Situation gerade schwierig. Auch Max Vogt sagt heute, natürlich sei die Beziehung damals nicht an dem Punkt gewesen, an dem man normalerweise über Kinder nachdenkt. Als Mann habe er sich dennoch völlig machtlos gefühlt, als Johanna ihm sagte, sie wolle abtreiben. Auf die Entscheidung seiner Freundin für einen Abbruch habe er keinen Einfluss gehabt.
Abtreibung: Er stellte sich eine Beziehung mit dem gemeinsamen Kind vor
Innerlich sei er zerrissen gewesen, erzählt er. „Ich wollte einerseits kein Kind, andererseits wollte ich auch nicht, dass sie abtreibt. Das war wie ein inneres Gespräch aus ‚Das geht nicht!‘ und ‚Nein, ich will das nicht.‘“ Zu den Zweifeln an der Entscheidung sei Anspannung in der Beziehung gekommen. „Ich hatte Johanna gefragt, ob sie sich sicher sei, dass sie wirklich abtreiben wollte“, sagt Vogt. „Sie meinte darauf, dass sie ein Kind nur von jemandem wolle, den sie wirklich liebe.“ Von gefestigter Liebe habe man zum damaligen Zeitpunkt, kurz nach dem Kennenlernen, noch nicht sprechen können. Das sei Max Vogt zwar klargewesen. Dennoch habe ihn die Bemerkung sehr verletzt: „Das war nicht nur wie ein ‚Nein‘ zum Kind. Das war auch ein ‚Nein‘ zu mir.“ Gekränkt durch die Ablehnung habe er sich zurückgezogen.
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Bei der vor einem Abbruch gesetzlich vorgeschriebenen Beratung habe Johanna ihn nicht dabeihaben wollen. Auch den Eingriff wollte sie ohne ihn durchführen lassen, erzählt er. Weil er sich in der Situation unwohl gefühlt habe, habe er sich entschlossen, für ein paar Wochen wegzufliegen. Als er gerade gelandet war, habe ihn seine Freundin angerufen und gesagt, sie sei sich nun doch nicht mehr sicher, ob sie wirklich abtreiben sollte, erinnert sich Vogt. „Ich meinte zu ihr, ich würde zurückfliegen, damit wir das gemeinsam besprechen können.“ Doch Johanna habe das nicht gewollt und gesagt, sie würde jetzt doch wie geplant zum Termin gehen. „Ich hatte vorher mit der Überlegung ja schon abgeschlossen und das Gefühl gehabt, Johanna nicht überreden zu können. Dass sie dann doch noch mal gezweifelt hat, war schwierig für mich.“ Wieder fing er an sich vorzustellen, wie wohl ein Leben mit einem gemeinsamen Kind aussehen würde.
Schwangerschaft: Kinderwunsch nach Abtreibung auf einmal total stark
Nach dem Eingriff sei Johanna zu ihm geflogen – ein Bekenntnis zu ihrer Beziehung. Drei Jahre seien sie danach noch zusammen gewesen, erzählt Vogt. Und die Abtreibung war irgendwie immer da. „So ein Schwangerschaftsabbruch steht immer als Elefant im Raum“, sagt er. „In jedem Film, in dem es um Kinder geht, bei jedem befreundeten Paar, das schwanger wird, kommt die Erinnerung hoch.“
Kinder – ja oder nein? Über diese Frage hätten Johanna und er auch später in ihrer Beziehung immer wieder gesprochen. Johanna sei einige Jahre älter als er gewesen, „auf einmal war ihr Kinderwunsch total stark“, erzählt er. Er sei mit Ende 20 dagegen eigentlich nicht bereit für Kinder gewesen. „Das war für mich eine ganz andere Frage, als wenn man schon schwanger ist.“ Auch vorher habe er sich zu dem Zeitpunkt in seinem Leben kein Kind gewünscht – die Frage sei damals nur wegen der Schwangerschaft aufgekommen.
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Heute stelle er sich die Frage, was wohl gewesen wäre, hätte seine damalige Freundin nicht abgetrieben, nicht mehr. „Mag sein, dass die Beziehung insgesamt glücklicher gewesen wäre“, sagt Max Vogt. Drei Jahre nach dem Schwangerschaftsabbruch hätten sie sich wegen ihrer unterschiedlichen Vorstellungen von der Beziehung getrennt. Inzwischen habe er eine neue Partnerin. Ob er Kinder haben will, weiß er nicht.